Gemeinderatsprotokoll vom 16. Juli 1930

geändert. Die im Sommer des vergangenen Jahres einsetzende wirtschaftliche Katastrophe hat diese Stadt an den Rand des Abgrundes gebracht und eine Stadt, die um ihre Existenz kämpft, die Bundesund Landeshilfe zur Sanierung ihrer Finanzen in Anspruch nehmen muss, kann natürlich selbst ein Unternehmen, das im öffentlichen Interesse gelegen ist, dann, wenn es passiv wird, nicht mehr weiterführen. Nun ergibt der Rechnungsabschluss der "Geste" infolge der Verluste der Autobetriebe eine Unterbilanz. Unter normalen und gesunden Finanzverhältnissen würden wir, wie bereits betont, es verantworten können, aus der Stadtkassa Zuschüsse zu leisten, um so die Betriebe aufrecht zu erhalten, unter den gegenwärtigen Verhältnissen aber können wir eine solche Verantwortung nicht tragen. Und so bin ich heute auf Grund des Ergebnisses der Bilanz gezwungen, dem Gemeinderate Anträge zu unterbreiten, die die Abstossung der Autobetriebe zur Folge haben. Wir sind zu diesem Entschlusse gekommen. Besondere Verhältnisse, auf die ich noch zu sprechen kommen werde, rechtfertigen die scheinbare Verzögerung. Das Jahr 1929 brachte durch die verschiedenen Zwischenfälle des Winters, aber auch durch eine Vermehrung und Intensivierung des Reklamegeschäftes eine Anhäufung von Büroarbeiten und die Betriebsleitung der "Geste", die stets beauftragt wurde, mit Personal möglichst zu sparen, musste den Buchhalter zu diesen Arbeiten heranziehen, welcher infolgedessen erst sehr spät dazu kam, die Bilanz aufzustellen. Man konnto umso ruhiger zuwarten, als im Oktober 1928 ohnedies eine Revision der "Geste" stattge. funden hat. Nach Vorlage des Bilanzentwurfes für 1928 setzte die Kontrolle des Rechnungsamtes, die sehr eingehend war, ein. Inzwischen war aber das Ende des Jahres 1929 herangekommen und das Magistrats-Präsidium entschloss sich, die Ergebnisse der Bilanz pro 1929 abzuwarten, um so beide Rechnungsabschlusse gleichzeitig dem Gemeinderat vorzulegen. Ich habe aber veranlasst, dass die Bilanz pro 1929 so rasch als möglich fertiggestellt wird, damit der Gemeinderat möglichst bald von der Lage der "Geste"

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