Gemeinderatsprotokoll vom 28. März 1930

gar nichts gemacht worden ist, was einer kommunalen Tätigkeit gleichkommt. Durch rigorose Ersparungsmassnahmen auf allen Gebieten, auch in personeller Hinsicht, sowie durch starke Drosselung der Fürsorgetätigkeit allein ist es gelungen, das präliminierte Defizit des Jahres 1929 in einen Gebarungsüberschuss zu verwandeln. Ob uns dies auch für das Jahr 1930 gelingen wird, ist mehr als fraglich, ich kann wohl schon heute mit Bestimmtheit sagen, sogar ausgeschlossen. Freilich werden sich die rigorosen Ersparungsmassnahmen, die dieses Kunststück ermöglichen, besonders beim Gebäudebesitz und bei der Strassen- und Brückenerhaltung in der Zukunft durch erhöhte Erhaltungskosten rächen. Aber wir sind eben durch die Finanzlage der Stadtgemeinde gezwungen, diese Rigorosität walten zu lassen, weil wir sonst die Instandhaltungsarbeiten einfach schuldig bleiben müssen. Es geht uns ähnlich wie dem armen Teufel, der seine Schuhe im Winter nicht reparieren lassen kann, obgleich die Sohlen kaputt sind, weil er eben nur das eine Paar besitzt und nicht barfuss herumlaufen kann, bis sie repariert sind. Erwähnen will ich noch besonders, dass der Verkauf des allgemeinen Krankenhauses erst im Jahre 1930 in den Büchern und somit auch im Rechnungsabschluss auferscheint, die Gebarung des Jahres 1929 deshalb davon nicht berührt wird. Auch für das Jahr 1929 gilt naturgemäss das, was für Steyr immer ausschlaggebend gewesen ist und auch für die Zukunft massgebend sein wird: Die Einnahmen der Gemeinde sind, wie das Schicksal der Stadt Steyr überhaupt, abhängig von der Konjunktur in den Steyr-Werken. Die furchtbare Wirtschaftskrise von der diese Stadt durch die Betriebseinschränkung des genannten Unternehmens betroffen wurde, hat sich allerdings bei den Abgabeneingängen der Stadtgemeinde, insbesonders bei der Lohnabgabe, erst in den letzten zwei Monaten des verflossenen Jahres ausgewirkt, da ja viele Arbeiter bet ihrer Entlassung den Urlaub ausbezahlt erhielten und auch die Angestellten beim Abbau den entsprechenden Teil der Weihnachtsremuneration ausbezahlt bekamen. Durch die

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