Gemeinderatsprotokoll vom 11. Juli 1928

ein Kappel trägt. Ein Musiker der Kapelle von St. Ulrich wurde durch einen Faustschlag im Gesichte verletzt. Dieser Musiker, der sich ebenfalls in gar nichts hineinmischte und ruhig heimgehen wollte, trug eine Feuerwehrbluuse. Wie die Festkanzlei bekannt gibt, haben hunderte von Fremden fluchtartig noch in der Nacht die Stadt verlassen, obwohl sie programmässig noch 2-3 Tage hätten in Steyr verweilen wollen. Das Geschäftslokal des Produktenhändlers Herrn Grillenberger am Grünmarkte war in Gefahr gestürmt zu werden, weil sich Turner in dieses Haus geflüchtet hatten. Die Demolierung des Geschäftes konnte im letzten Augenblicke noch verhindert werden. Derartige Ausschreitungen haben jeden Fremden mit Entsetzen erfüllt und wirken geradezu lähmend auf jede gemeinsame Arbeit zur Hebung der wirtschaftlichen Lage unserer ohnehin so notleidenden Stadt. Eine Fremdenverkehrstätigkeit ist künftighin nur unter gewissen Voraussetzungen mehr möglich, deshalb richten die Gefertigten nachstehende Anfragen an den Herrn Bürgermeister: 1.) Welche Massnahmen hat der Herr Bürgermeister getroffen, um die Urheber jener, das Ansehen und die wirtschaftliche Lage der Gemeindeverwaltung und die gesamte Geschäftswelt von Steyr schwer schädigenden Vorfälle zur Verantwortung zu ziehen ? 2.) Hält es der Herr Bürgermeister für möglich, dass in Steyr Festlichkeiten ohne Behelligung von Festteilnehmern und Zuschauern stattfinden können, wie doch auch in anderen auch sozialdemokratisch verwalteten Gemeinden des In- und Auslandes Festlichkeiten zum Ansehen der Stadt und zum Vorteile der Geschäftswelt und der übrigen Bevölkerung ohne jeden Anstand stattfinden ?" und verspricht, diese in der nächsten Gemeinderatssitzung zu beantworten. Von Gemeinderat Knabl und Genossen ist ein Antrag eingebracht worden, wegen Verbot des Hausierhandels in Steyr. Dieser Antrag wird dem geschäftsordnungsgemässen Weg zugeführt.

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