Gemeinderatsprotokoll vom 3. Juli 1926

§ 23 des Gemeindestatutes den Vorsitz an das älteste Mitglied des Gemeinderates, Hofrat Dr. Furrer. G.R. Hofrat Dr. Furrer übernimmt den Vorsitz und bestimmt als Stimmenzähler die Gemeinderäte Klaffenböck und Fridrich. G.R. Hafner schlägt namens der Majorität den Gemeinderat Franz Sichlrader vor. Namens der Minorität gibt Bgm. Stellv. Dr. Messenböck folgende Erklärung ab: Geehrter Gemeinderat! Namens der Wahlvereinigung habe ich die Ehre zu erklären, dass wir der von der sozialdemokratischen Partei vorgeschlagenen Kandidatur des Herrn Gemeinderates Sichlrader als Bürgermeister der Stadt Steyr nicht zustimmen werden. Wir sehen uns zu diesem Verhalten in erster Linie deswegen genötigt, weil wir gerade bei der heutigen ausserordentlich schwierigen Lage unserer Stadt in wirtschaftlicher und kultureller Hinsicht begreiflicherweise gerne einen Mann an der Spitze unseres Gemeinwesens gesehen hätten, der schon Erfahrungen auf dem Gebiete der Gemeindeverwaltung besitzt, längere Zeit in einer solchen verantwortlichen Stellung tätig war und mit Regierungsstellen, Behörden und Vertretern anderer politischer Parteien so zu verkehren gewohnt ist, wie es das Interesse und das Ansehen einer autonomen Stadt erfordern. Es muss daher der Mehrheitspartei, welche diese Kandidatur beschlossen hat, die Verantwortung überlassen bleiben. Wenn wir auch nicht in der Lage sind, für den Kandidaten der sozialdemokratischen Partei zu stimmen, so bedeutet dies weder ein Misstrauen an sich noch eine Interessenlosigkeit, da es auch der Minderheitspartei nicht gleichgiltig sein kann unter welchem Bürgermeister gemein-

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