Gemeinderatsprotokoll vom 19. Juni 1920

6 Ansuchen des Arbeiter=Turnvereines „Vorwärts“ um Herr GR. Vogl erklärt, den Ausführungen des Herrn Subvention zum Besuche eines Turnlehrerkurses. GR. Kratochwill nicht vollkommen zustimmen zu können, da nicht einzusehen sei, warum gerade ein Lehrer zum Turnlehrer¬ Referent Herr GR. Ruckerbauer. kurs zugelassen werden sollte; die Lehrerschaft habe schließlich Die Sektion ist nach längerer Beratung zur Ansicht ge¬ noch höhere Ziele zu verfolgen und solle nur der Turnverein daß man eine Subvention grundsätzlich ablehnen solle, langt. seine tüchtigste Kraft heraussuchen, welche man dann zum Kurs jedoch dem Vereine die Kosten für den Besuch des Turnlehrerkurses schicken solle für einen Teilnehmer zu bewilligen. Herr GR. Lebeda verweist darauf, daß er keinen ein¬ Die Sektion beantragt daher: Der Gemeinderat beschließe, zigen Lehrer in Steyr kenne, welcher für die Bewerbung um das Ansuchen um eine Subvention abzulehnen und übernimmt die Teilnahme am Turnlehrerkurse in Betracht käme. Die die Kosten für einen Teilnehmer zu einem vierwöchentlichen Lehrerschaft hat sich auch nie um das Turnwesen eingehend be¬ staatlichen Turnlehrerkurs in Linz mit dem Vorbehalt, daß sich kümmert und ist kein Lehrer bekannt, welcher sich als Turn¬ der Betreffende dem Magistrats=Präsidium verpflichtet, in lehrer eignen würde. Steyr zu verbleiben und im Turnerischen für die Jugend mit¬ Nach längerer Wechselrede, an der sich die Herren Vize¬ zuwirken. bürgermeister Mayrhofer, Gemeinderäte Prof. Brand, Chalupka, Herr GR. Kratochwill verweist, daß vor 6 bis Reisinger beteiligen, wird der Abänderungsantrag des Herrn 8 Wochen der Steyrer Lehrerschaft eine Zuschrift auf Beteiligung GR. Kratochwill vom Gemeinderate abgelehnt und der Sektions¬ an einem Turnlehrerkurs vorlag. Warum sich aus der Lehrer¬ antrag mit Stimmenmehrheit angenommen. schaft kein Teilnehmer gemeldet hat, lag darin, das mit der vom Herr GR Witzany beantragt sodann, die Sitzung zu Lande gebotenen Subvention das Auslangen nicht gefunden unterbrechen und die Fortsetzung derselben auf Dienstag, den werden könnte. Die Gelegenheit, solche Kurse mitmachen zu 22. Juni l. J. anzuberaumen können, sollte dadurch der Lehrerschaft in erster Linie zu¬ Der Antrag wird vom Gemeinderate angenommen und gute kommen. Ich stelle daher folgenden Abänderungsantrag, bei Vergebung einer Subvention zur Ausbildung im Turn¬ die Sitzungsfortsetzung für 22. Juni 1920, 6 Uhr abends, fest¬ gesetzt. lehrkurse einen Lehrer der Stadt Steyr zu bevorzugen, falls sich solche Lehrpersonen hierum bewerben. Schluß der Sitzung um 6 Uhr abends. Fortsetzung der Gemeinderatssitzung am 22. Juni 1920. Herr Vizebürgermeister Dedic begrüßt die erschienenen Stohl auf Grund seines von der Sektion angenommenen Frauen und Herren Gemeinderäte, stellt die Beschlußfähigkeit des Offertes und bewillige die ermittelten Baukosten im Betrage Gemeinderates fest und erklärt zur Fortsetzung der am 19. d. M. von K 521.195·35. unterbrochenen Sitzung zur Behandlung der noch restlichen Ver¬ Herr GR. Eisterlehner bekrittelt, daß hier die Vor¬ handlungspunkte der III. und IV. Sektion sowie des ver¬ nahme eines wirklichen Baues geplant sei, während die Sektion traulichen Teiles der 1. Sektion die Sitzung für eröffnet beschlossen hat, nur einen Notstall zu errichten und wurde ge¬ agt, daß im Herbste, wenn Frau Achleitner aus dem Harrer¬ 21. Ansuchen um die Bewilligung eines Verkaufs¬ gute auszieht, dann das Vieh dort untergebracht werden kann, standes auf öffentlichem Grund. so daß es infolgedessen gar nicht notwendig ist, einen so kom¬ Referent Herr G.=R. Krottenau. pakten Stall zu bauen; auch die Errichtung der Wohnungen Frau Therese Rebusch sucht zur Ausübung ihres Zucker¬ ür das Wartepersonal sei dadurch überflüssig. bäcker= und Obsthandelsbetriebes um die Bewilligung eines Ver¬ Herr Vorsitzender Vizebürgermeister Dedic fragt, ob kaufsstandes an. Herr GR. Eisterlehner einen Antrag stelle, worauf derselbe er¬ Die Sektion konnte mit Rücksicht auf den vom Gemeinde¬ widert, daß er dies tue, insoweit der Bau nicht ohnehin schon rate bereits früher eingenommenen Standpunkt nicht hiefür in Angriff genommen bezw. vorgeschritten sei. stimmen und beantragt Zwischenrufe: Er ist bereits fertig. Der Gemeinderat wolle vorstehendes Ansuchen mit Rücksicht Herr GR. Bachmayr ersucht, daß der Herr Referent auf den vom Gemeinderate bereits eingenommenen Standpunkt dem Gemeinderate sagen wolle, um was es sich eigentlich bei ablehnen. der Sache handle; der Mehrheit des Gemeinderates sei von der — Zl. 8153. Angenommen. Angelegenheit sogut wie nichts bekannt. Herr Vizebürgermeister Mayrhofer erinnert an den 21. Vergebung der Bauarbeiten, betreffend die Gemeinderatsbeschluß vom 28. Februar l. J, mit welchen sich Schaffung eines Rinderstalles und von zwei Wohnungen der Gemeinderat entschloß, den ehemaligen großen Exerzierplatz für das Wartepersonal. zur Errichtung einer Eigenwirtschaft mit dem Harrergut zu 13570 Referent Herr G.=R. Krottenau. übernehmen und diesen Gemeindebesitz weder zu verpachten noch zu verkaufen. Das dort bereits bestehende ehemalige Munitions¬ Es handelt sich um die Schaffung eines Rinderstalles und depot soll nun zu einem Stallgebäude umgebaut werden, weil um zwei Wohnungen im ehemaligen Munitionsdepot in in dem Harrergut, welches übrigens erst im Oktober frei wird, Dornach. Hiezu liegt folgender Amtsbericht des Stadtbau¬ durchaus nicht solche Räume vorhanden sind, um das Futter amtes vor: und die Futtervorräte, welche aus der großen Nutzungsfläche Auf die Offertausschreibung vom 26. April 1920, be¬ geerntet werden, unterzubringen Es läßt sich hier kein Pro¬ treffend Munitionsdepot=Adaptierung, sind folgende Offerte ein¬ visorium schaffen, wie Herr GR. Eisterlehner glaubt, sondern gelangt: es muß eine dauernde Stallung mit Abteilungen für Jungvieh .Karl Specht, Maurermeister in Garsten. Pauschalsumme und Nutzvieh errichtet werden. Aber auch für das Wartepersonal K 490.404-93, Bauzeit sechs Wochen. müssen dortselbst die nötigen Einrichtungen geschaffen werden, 2 Bauunternehmung Karl Schwarz & Komp. Pauschal¬ da dieser Stall ziemlich entlegen ist und zur Verhütung von summe K 570.000•—, Bauzeit sechs Wochen. Diebstählen eine stete Aufsicht notwendig ist. Will man rationell beginnen, so muß vor allem getrachtet werden, Vieh einzustellen, 3. Franz Stohl jun., Baumeister in Steyr Auf Grund wozu auch der Gemeinderat bereits seine Zustimmung gegeben von Einheitspreisen K 451.339·86 mit einem Nachtrag von hat und wird die Gemeinde durch das vorliegende Projekt auch K 52.085·—, zusammen K 503.424-86. in die Lage versetzt, 60 bis 70 Kühe einstellen zu können. Das Mit dem Offert legt Baumeister Stohl ein Alternativ¬ derzeit in der Artilleriekaserne untergebrachte Vieh muß von projekt für die Schaffnerwohnung vor, wodurch sich eine be¬ dort so bald als möglich weg. Für dieses Vieh müssen nun deutende Kostenverminderung ergeben sollte selbstredend auch Räume für das Futter und die Bevorrätigung Ueber Aufforderung brachte Baumeister Stohl eine desselben geschaffen werden und ist hiefür bereits durch die Berechnung der Minderkosten mit K 30.003·63 bei, wonach sich Schaffung eines Doppelbodens vorgesehen. Auch müssen die die Baukosten für das abgeänderte Projekt mit K 473·421·23, Futterschneidmaschinen und andere Geräte untergebracht werden; Bauzeit sechs Wochen, ergeben. olche sind im alten Gebäude gar nicht vorhanden. Dieser Stall muß als ein Definitivum betrachtet werden, weil wir leider Franz Hingerl, Maurermeister in Steyr, Pauschalsumme nicht daran gehen können, ein neues großes Wirtschaftsgebäude K 600.000•—, Bauzeit mehr als sechs Wochen. zu erbauen. Diese Eigenbewirtschaftung ist für die Approvisio¬ Erhöhungen der Pauschalsumme bezw. Einheitspreise in¬ nierung der Stadt mit landwirtschaftlichen Produkten sehr not folge von Lohn= und Preissteigerungen trägt in allen Fällen wendig und wird die Gemeinde auch daran gehen müssen eine der Unternehmer. Pasterisierungsanstalt zu errichten, Einrichtungen, die den Betrieb Die Sektion einigte sich zu folgendem Antrage: dieser Eigenwirtschaft rationell und fruchtbringend gestalten. Herr GR. Prof. Brand erachtet es als eine Not¬ Der Gemeinderat genehmige die getroffene Verfügung der wendigkeit, daß in dieser Beziehung etwas geschehe; der Ge¬ I. Sektion auf Vergebung der Bauarbeiten an den Baumeister

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