Gemeinderatsprotokoll vom 10. April 1920

2 gegenteilige Verständigung und Warenaushilfe eine möglichst gleichmäßige Verteilung zu erreichen. Im Berichtsjahre sind durchschnittlich 13.472 Personen in der Gemeindeversorgung gestanden; darunter 3019 Schwerarbeiter. Die Versorgung mit einzelnen Waren soll in nachstehendem kurz besprochen werden Die Versorgung mit Mehl war gegen das Vorjahr eine wesentlich bessere. 1,326.274 Klgr. Dagegen wor in anderen Mehlprodukten eine geringere Menge erreichbar. Rollgerste fehlte zänzlich Eine nicht wesentliche Menge Reis half über die böseste inweg Von Hülsenfrüchten waren nur Bohnen erreichbar. Zeit 1 In der Fettversorgung war es durch die Beschaffung von Schweinefett und Speck möglich, eine kleine Besserung zu Oel, erreichen. Die Fleischversorgung bereitete die größten Schwierigkeiten Die zugewiesenen Rinder waren derart geringer Qualität und die Anlieferungen unregelmäßig, daß wiederholt nur 10 Dkgr. pro Kopf und Woche ausgegeben werden konnte und auch einzelne fleischlose Wochen zu verzeichnen waren. Die angelieferten Rinder hatten ein Durchschnittsgewicht von 350 Kigr.; die Fleischversorgung wurde, wenn auch nicht der Menge nach, etwas besser, als es gelang, die Bezirke Perg und Freistadt zugewiesen und das Recht zu erhalten, eigene Organe von Steyr zur Kontrolle und Aufbringung in die Lieferungsbezirke zu entsenden. Wurst war nahezu nicht zu er¬ halten die Wild anlieferung ist nahezu auf die Hälfte des Vor¬ jahres gesunken. Trotzdem waren weit weniger Beschwerden über die Ausgabe als im Vorjahre zu verzeichnen. Die Kartoffelversorgung hatte sich etwas gebessert, doch war die Herbstanlieferung so gering, daß im folgenden Jahre frühzeitiger Mangel eintreten muß. An Käse konnte nebst einer verschwindenden Menge sehr teueren Primsenkäse eine geringe Menge von Weichkäse (Camem¬ bert) beschafft werden. Die Versorgung in diesem Artikel ist gleichfalls ungemein zurückgegangen. Die größte Sorgfalt wendete die Gemeinde der Milch¬ beschaffung zu. Nur eine geringe Menge Milch konnte aus der Umgebung der Stadt für die städtische Versorgung erfaßt werden. Die Milch mußte zu mehr als drei Vierteln aus dem politischen Bezirke Ried im Innkreis beschafft und konnte oft erst nach 36 bis 52 Stunden Bahnfahrt nach Steyr gebracht werden. Die Folge war ein beständiges Sauerwerden der Milch. Als die Verkehrseinschrän¬ kungen eintraten, war die Stadt wiederholt 2 bis 3 Tage ohne jede Milch. Zudem kam die Erhöhung der Fracht= und Zufuhr¬ spesen, welche es weiterhin unmöglich machten, die Milch aus so weiter Entfernung zu beziehen. Der Städtische Wirtschaftsrat beschäftigte sich daher mit der vollständigen Zentralisierung der Milchanlieferung und Verteilung. Zu diesem Zwecke wurden in dem bisherigen Lieferungsbezirke Ried 350 Milchkühe angekauft und an die Bauern in der Umgebung von Steyr abgegeben Im Einvernehmen mit der Bezirkshauptmannschaft und den Gemeindevertretungen wurde der Milchaufbringungs= und Ver¬ teilungsdienst neu organisiert und hiedurch erst eine Uebersicht und geregelte Verteilung möglich. Da hiedurch der Schleichhandel etwas eingedämmt wurde, konnte diese Maßnahme erst nach Niederkämpfung des sehr heftigen Widerstandes der über= oder doppeltversorgten Bevölkerungskreise durchgeführt werden. Bei der Versorgung mit Gemüse konnte die auffallende Wahrnehmung gemacht werden, daß die Gemüsebauern imme erst dann ihre Ware auf den Markt brachten, wenn die Ge¬ meinde in ihren Abgabestellen Gemüse ausgeben konnte. Dieses Manöver brachte dem Lebensmittelstande manche Einbuße Die Versorgung mit Eier war infolge geringer Anliefe¬ rung äußerst ungenügend. Der Zucker konnte in dem geringen rationierten Aus¬ maße, wenn auch manchmal mit einigen Tagen Verspätung, regelmäßig verabfolgt werden, so daß wir mit Ende des Jahres nicht weit im Rückstande waren m folgenden seien die Mengen der im Jahre 1919 an die Bevölkerung seitens der Stadtgemeinde zur Abgabe gelangten Waren angeführt: Fettstoffe. mVorjahre Kilogr. 31.346 Butter 34.350 6.400 Olivenöl 4 Speck 30.800 11 198 Kriegsmargarine 21.076 * * * 6 444 0 sonstiges Fett. 8.593 Gemüse. im Vorjahre Kilogr. Kartoffeln 470.870 593.000 Erdrühen 13 600 1.914 Kraut 4 000 22.316 Zwiebel : 302 8 866 Gurken 4.057 Möhren 9.200 Stoppelrüben 11.900 — Sauerkraut 26.200 sonstiges Gemüse 27.000 Mehlerzeugnisse und Hülsenfrüchte. m Vorjahre Kilogr. 945.000 1,326.274 Mehl 468 Kartoffelmehl 2.150 384 Nestles Kindermehl (Dosen) 19.722 22.000 Haferreis — Haferschrott 1.200 — 28.722 Haferflocken 31.934 00 Reis * 3.025 Rollgerste — 39 Hirse * 1.700 Teigwaren 4.200 * * 23.355 Bohner — 7 646 — Zwiebackzubuße Wild und Fleischware. Stück im Vorjahre 105 Gemsen 37 118 Hochwild 100 440 839 Rehe 546 875 asen Fasanen 27 14 Rebhühner Kilogr. 2 660 .675 Schweinefleisch 817 6.000 Wurt 715 Stück Fleischkonserven 100.000 640 Fische Futtermittel. 6.020 Hafer 4.020 8 900 Kleie 5.493 56.900 13.495 Sonstige Brennmaterialien 1.780 m: Holz * — — 3.790 Tonnen Kohle — 2 isten Zünder * * Käse und Milch. Käse 1.900 0.000 Kilogr. Weichkäse 8.535 7.200 Stück Milch 605.870 Liter 723.485 Kondensmilch Dosen 5.840 Eier 749.366 Abgegebene Eier 809.107 Stück und sonstige Waren. Kaffee, Zucker 29 300 Obst 2.900 Kilogr. Dörrpflaumen 220 — Marmelade 30.000 670 Bohnenkaffee — Gerstenkaffee 5.000 — Kaffeersatz 0.300 — 6.477 Stück Kaffeekonserven 50.942 Zucker 22.250 Kilogr. 210 Malzextrakt 76 460 Waschmittel 1.600 Soda 59 4.500 Stück Seifenersatz 30.000 Seife * * * * 5.500 Rollen Zwirn „ „ * 1.241 Paar Socken * * Insgesamt wurden an Lebensmittel im Jahre 1919 an die Bevölkerung zur Abgabe gebracht (mit Ausnahme der ratio¬ zierten Fleischmengen) 2.385.892 Kilogr. (1,694.257 Kilogr.) und 759.837 Stück (895 491 Stück). Die verminderte Stückzahl st durch die geringe Eier= und Wildanlieferung entstanden, während nach den Gewichtsmengen eine ganz bedeutende Ver¬ besserung gegen das Vorjahr zu konstatieren ist zum Schlusse sei noch das Verzeichnis der im Jahre 1919 zur Schlachtung und Aueschrotung gelangten Tiere angefügt. Verzeichnis der im Jahre 1919 zur Schlachtung und Ausschrolung gelangten Schlacht iere. # 5 Monat 5 5 5 85 E 11 42½ 62 Jänner 105 61 33 571 22 58 Februar 78 40 111 3 45 150 März 111 26 6 54 April 161 38 67 3 60 6½ 65 Mai 126 156 12 1 203 Juni 18 35 18 80 3 Juli 16 20 42 140 17 August 103 55 105 10 55 1½ 22 September 110 04 89 27 20 46 42 Oktober 58 59 85 21 30 156 November 65 14 89 71 182 9 121 Dezember 1292 941 129 425 880 138 476 802 1529 470 930 713 2542 918 1796 — das ist geger as Vorjahr weniger um 364 421 1601 320 649 341 505

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