Gemeinderatsprotokoll vom 18. April 1919

2 Vor Eingang in die Tagesordnung leistet der bei er konstituierenden Sitzung des Gemeinderates am 7 April entschuldigt abwesend gewesene Gemeinderat Franz Nothaft die vorgeschriebene Angelobung Zu Beglaubigern dieses Protokolles werden hierau die Gemeinderäte Prof. W. Brand und Ant. Chalupka gewählt. Der Vorsitzende bringt sodann zur Kenntnis, daß mehrere Anträge eingebracht wurden und zwar a) ein Antrag des Gemeinderates Chalupka und Ge¬ betreffend Schaffung einer Einheitskost im nossen Krankenhause, welcher lautet: In letzter Zeit wurde vielfach über die Verpflegung der III.=Klasse=Patienten des öffentlichen Krankenhauses in Steyr Klage geführt und scheinen diese Beschwerden nicht unbegründet zu sein. Insbesondere wurde darauf hingewiesen, daß die Verpflegung in der II. und I. Klasse wesentlich besser und reichhaltiger ist, was auch aus dem viederholten Lob der Klassenpatienten geschlossen werden kann Da es nicht angeht, daß zu einer Zeit der größten Lebensmittelschwierigkeiten und des Mangels an allem was zur Verpflegung nötig ist, auch in einem Kranken¬ hause bestimmte Klassen bevorzugt werden und auf Kosten der unbemittelten Kranken eine bessere Versorgung genießen, stellen die Gefertigten den Antrag „Der Gemeinderat der Stadt Steyr wolle beschließen es sei im Allgemeinen städtischen Krankenhause eine Einheitskost einzuführen und die Sonderverpflegung in der I. und II. Klasse unverzüglich einzustellen. Für die Verpflegung im hiesigen Krankenhause habe in Hin¬ unft nicht die Bezahlung, sondern die ärztliche Diät¬ vorschrift maßgebend zu sein“. Steyr, am 18. April 1919. Berta Kisely m. p. Anton Chalupka m. p. Ich weise diesen Antrag der Krankenhauskommis¬ sion zu b) Ein Antrag des Gemeinderates Fendt, betreffend Anschaffung von Straßensprengwägen, welcher lautet: „Auf Grund des vom Stadtbauamte Steyr von der Maschinenfabrik R. Hofherr (Parsche & Weiße) in Liesing bei Wien eingeholten Voranschlages wird be¬ antragt, für die Zwecke der Besprengung der Stadt¬ traßen zwei automatische Saug= und Druckaufspritz¬ vagen für 10 Hektoliter Kesselinhalt, für zweipferdige Bespannung samt zwei Stück je 3 Meter langen Gummi¬ piralschläuchen zum Gesamtpreise von K 24.980 K 12.490 pro Wagen samt Schlauch) anzukaufen Das System dieser Sprengwagen ist für die Stadt Steyr am geeignetsten, da zur Füllung des Wagens nur in einzelnen Stadtteilen Hydranten zur Verfügung tehen“ Der Gemeinderat: Paul Fendt m. p. Ich weise diesen Antrag der Bausektion zu Ferner liegt ein Dringlichkeitsantrag, betreffend die Erweiterungsbauten im neuen Krankenhause vor. Der Antrag ist durch Unterschriften genügend gestützt und ich dem Antragsteller zur Begründung der erteile Dringlichkeit das Wort Vizebürgermeister Mayrhofer: Es ist schon in den letzten Gemeinderatssitzungen über die Dringlichkeit der Durchführung der Neuerbauung eines Kesselhauses und eines Wirtschaftsgebäudes gesprochen worden, so daß die Dringlichkeit wohl allgemein bekannt ist. Ich möchte n kurzem die Gründe darlegen, welche die Krankenhaus¬ kommission in ihrer letzten Sitzung bewogen hat, aber¬ mals mit einem Dringlichkeitsantrag an den Gemeinde¬ rat heranzutreten. Die Ausarbeitung der Pläne wurde noch vom früheren Gemeinderate dem Architekten Weichel übertragen, welcher auch die nötigen Skizzen nicht nur allein für diese Bauten, sondern auch für die später zu errichtenden Bauführungen des Infektionspavillons, des Wirtschaftsgebäudes und der übrigen Trakte geliefert hat. Die Bauführung des neuen Kesselhauses ist aber unbedingt dringlich zu behandeln, wenn wir nicht Gefahr aufen, daß wir im Herbste das öffentliche Krankenhaus zusperren müssen, weil es nicht mehr möglich wäre, die Zentralheizung und die Dampfbereitung für Koch= und Waschzwecke zu besorgen. Die heutigen Kessel sind un¬ zu hoch angelegt, wodurch sich für die glückseligerweise Anlage die unhaltbaren Zustände ergeben; es kann das Wasser keiner Enthärtung unterzogen dadurch werden, welches nach einem technischen Gutachten einen 8·6% igen Härtegrad aufweist. Nach 7 bis 8 Monaten st jeder Kessel durch die Kesselsteinbildung, welche sich 10 bis 14 mm an der Kesselwand anlegt, kaput, da das Wasser die Kesselwände nicht mehr bespülen kann und er Kessel reißen muß. Seit September 1916 mußten durch den Mangel einer Wasserenthärtung vier Kessel hinausgeworfen werden und liegen mit dem seinerzeitigen Werte von über K 60.000 als altes Eisen draußen Mit diesem Gelde hätte eine großartige Kesselanlage verzinst und amortisiert werden können. Der gegenwärtige Bestand der Kesselanlage ist auch chon wegen der großen Geräusche im Hause nicht mehr altbar, wie auch die Bedienung der ganzen Anlage derzeit die nächste Umgebung des Krankenhauses ver¬ chmutzt. Dringlich ist daher, daß das Kesselhaus aus dem Hause entfernt und ein neues, außer dem Hause erbaut wird und zwar noch bis zum nächsten Herbst da, wie erwähnt, sonst der Fall eintreten müßte, daß der Betrieb eingestellt werden müßte. Es solle daher err Architekt Weichel, welcher mit den Vorarbeiten be¬ traut wurde, sofort beauftragt werden, die weiteren Pläne und deren Vervielfältigung für die ganzen Pro¬ jekte auszuarbeiten“ Der Vorsitzende erklärt zunächst über die Dring ichkeit des Antrages abstimmen zu lassen. der Gemeinderat stimmt der Dringlichkeit des Antrages einhellig zu Der Vorsitzende erteilt dem Antragsteller zum An¬ rage elbst das Wort Vizebürgermeister Mayrhofer: Zum Antrage selbst bringe ich den Dringlichkeitsantrag der Krankenhaus¬ kommission zur Verlesung Der löbl. Gemeinderat beschließe „Das Komitee stellt daher den Antrag, der löbl Hemeinderat wolle beschließen, daß mit dem vorerwähnten Architekten Herrn A. Weichel im Rahmen des runde Betrages von K 25.000 die definitiven Verhandlungen gepflogen werden können Der Umfang der geplanten Arbeiten ist unter Be¬ rücksichtigung der Ausführungen des Herrn Primarius Oser bereits bekannt und müßte selbstverständlich auch darüber der Beschluß gefaßt werden, ob außer den de¬ initiven Plänen, die für das Wirtschaftsgebäude und das Kesselhaus notwendig sind, auch jene sofort zur definitiven Ausführung gelangen sollen, welche im An¬ schlusse an das Wirtschaftsgebäude zu erbauen not¬ wendig sind Das Komitee ist selbstverständlich dafür, heute schon alle jene Vorkehrungen zu treffen, damit ungesäumt und dem Bedarfe entsprechend die Gebäude zur Ausführung gelangen und aus diesem Grunde ist es notwendig, Pläne zu ofort an die Herstellung der definitiven schreiten zene Schritte, die für die rascheste Durchführung der Arbeiten, gleichgültig, ob sie sich auf die Situierung oder definitive Ausführung beziehen, hat die Stadt¬ gemeinde ehestens einzuleiten Für die Ausführung des Kesselhauses und Maschinen¬ hauses samt Zubehör hat das Komitee sofort das weitere ei erstklassigen Firmen zu veranlassen und vor allem anderen sich mit einer Firma ins Einvernehmen zu etzen, daß eine gründliche Enthärtung des Wassers er¬ reicht werde. Desgleichen beantragt das Komitee Herrn Architekten Alfred Weichel auf sein Bankkonto bei der Bank für Oberösterreich und Salzburg ein Drittel des orgenannten Betrages als Ausgabepost, welche gleichzeitig

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