Ratsprotokoll vom 18. Jänner 1916

1 kehr nur einigermaßen geregelt werden konnte. Seither sind durch das Einlangen größerer Mengen die Verhältnisse wieder gut geworden und vollzieht sich der Kartoffelverkau in ruhiger Weise. Leider ist ein Teil der Ware währent des im November herrschenden strengen Frostwetters ein getroffen, wodurch Frostschäden entstanden. Die beschädigter Kartoffel konnten nur als Futterkartoffel abgegeben werden, was einen größeren Minderertrag zur Folge hatte. Außer¬ dem wirkt der bei längerem Lagern unvermeidliche Schwund ingünstig auf die Einnahmen ein. Bezogen wurden bisher 256.135 Kilogramm, die sich, die Spesen eingerechnet, auf 35.555 K 60 h stellten. Bis 31. Dezember wurden verkauft 172.091 Kilogramm Preise von 15 h, bzw. 6 h, mit 24.563 K 29 h. zum Peitere 100.000 Kilogramm sind in den letzten Tagen eingelangt. Außer Kartoffeln wurden auch 10.000 Kilogramm hol¬ ländischer Zwiebel bezogen. Von diesen wurden bis 31. De¬ zember 5251 Kilogramm verkauft, wofür 3648 K 20 h ein¬ gingen. Samt Zufuhr, Fracht und sonstigen Verkaufsspesen erwuchsen der Stadtgemeinde bisher für diese Beschaffung 6403 K 83 h Kosten. Da auch bei Zwiebel mit einem be¬ deutenden Schwund durch Eintrocknen und Verderben zu rechnen ist, dürften die Kosten durch den Verkaufspreis von 70 h kaum gedeckt werden. In kleinem Maßstabe wurden auch andere Lebens¬ beschafft, und zwar nitte Frisches Kraut 822 Kilogramm, verkauft um 98 K 28 h, Rüben 200 Kilogramm, verkauft um 53 K 1 h, Dörr¬ gemüse 100 Kilogramm, wovon bis 31. Dezember verkauft 26•65 Kilogramm um 97 K 72 h, Sauerkraut 400 Kilo¬ gramm, wovon bis 31. Dezember verkauft 77 Kilogramm um 46 K 50 h. Wegen Beschaffung von Futtermitteln wurde oftmals mündlich und schriftlich eingeschritten. Diese Beschaffung stößt stets auf bedeutende Schwierigkeiten, doch wurden wenigstens kleinere Mengen von Kleie, Mais, Trebern, Melasse usw. erreicht Auch die Kohlen= und Holzversorgung bildete den Gegenstand mancher Verhandlungen und war insbesondere in mehrmaliges energisches Einschreiten notwendig, um der Gasanstalt den nötigen Kohlenbedarf zu sichern und ein Ein¬ tellen der Gasabgabe für öffentliche und private Zwecke zu verhindern. Diese Maßnahmen, die ein im Gemeindehaushalte früher ganz unbekanntes Gebiet bedeuten, wurden oft unter den schwierigsten Verhältnissen durchgeführt. Wenn man be¬ denkt, daß der Verkaufswert der in diesem Berichte ange¬ ührten Lebensmittel allein rund 1,200.000 K beträgt, die in oft außerordentlich kleinen Teilbeträgen verrechnet werder mußten, so ersieht man daraus schon die Summe von Mehr¬ arbeit, die erwachsen ist. Dazu kommt noch der Mangel an eschulten Arbeits= und Verkaufskräften, ferner die durch die dermaligen Verhältnisse auch sonst bedingten außerordent¬ lichen Schwierigkeiten, die die Fürsorge der Stadigemeinde ungemein erschwerten. Die Stadtgemeinde wird jedoch auch in diesem Jahre trotz aller widrigen Verhältnisse das ihrige tun, um der Be¬ völkerung in den gegenwärtigen schweren Zeiten die Ver¬ orgung nach Möglichkeit zu erleichtern. Steyr, den 7. Jänner 1916 Julius Gschaider m. p., Bürgermeister.“ Schließlich bringt der Herr Bürgermeister folgenden Bericht über den Fleischverbrauch in Steyr in den Jahren 1914 und 1915 zum Vortrage „Sowohl für den Gemeinderat, als auch für die Ge¬ samtheit der Bevölkerung dürfte es von Interesse sein, von dem Verbrauche eines der wichtigsten Lebensmittel, des Fleisches, Kenninis zu haben. Ich habe die folgenden An¬ aben aus den Berichten des städtischen Veterinäramtes zu¬ sammengestellt, und zwar vergleichsweise die Schlachtungen, die Einfuhr geschlachteter Schweine und die Fleischeinfuhr in den Jahren 1914 und 1915. Die bei den Fleischhauern der Schlachtung und Aus¬ schrotung zugeführten Tiere, sowie die zu Markt gebrachten Schweine verteilen sich wie folgt: 1914 tal= Stie Kleie, Schwei= Markt¬ Kälber Ochien Kühe hinnen re vieh ne schweine Jänner 123 112 396 47 489 1524 95 Februar 85 3 339 455 121 956 31 103 16 März 3 410 23 542 53 10 97 02 31 April 702 400 62 73 113 91 5 Mai 42 15 589 440 161 97 33 30 118 lni 57 127 80 12 40 27 24 18 Juli 61 36 34 86 355 20 124 13 5( August 4 34 1 354 113 September 6 196 383 112 5 120 Oktober 517 734 350 97 66 116 November 425 1198 403 26 1 31 111 111 11 Dezember 1741 Zusammen 1355 1174 79 398 4662 1799 5910 7555 1915: Kal¬ Ochsen Kühe innen Stiere Kälber Klein=Schwei= Markt ne schwein bieh Jänner 100 313 100 356 26 420 23 Februar 611 100 84 34 46 471 März 19 95 08 115 337 113 April 68 57 329 551 501 Mai 2 40 87 306 Juni 1. — 299 304 30 Juli 28 — 70 384 356 30 August 0 — 68 2 339 289 25 September 1 — 29 380 256 22 Oktober 22 93 110 43 94 316 72 ovember 48 6 12 36 103 303 273 58 dezember 41 90 34 366 618 33 279 Zusammen 644 998 26 379 4110 1090 4310 1731 Außerdem führten die Fleischhauer 22.453 Kilogramm Fleisch ein. Bei den Wirten wurden im Jahre 1915 beschaut: Ochsen, 27 =Kühe, 4 Stiere, 239 Kälber, 71 Stück Kleinvieh und 220 Schweine, sowie 18.227 Kilogramm Fleisch Die eingeführte Menge auswärtigen Fleisches beträgt 5.711 Kilogramm. Unter Berechnung der Fleischeinfuhr stellt sich der Ver brauch im Jahre 1915 wie folgt: 889 Ochsen, 1469 Kühe, 26 Kalbinnen, 383 Stiere, 4349 Kälber, 1161 Stück Kleinvieh 530 Schweine Außerdem wurden 1731 geschlachtete Schweine zu Markte gebracht Somit wurden im Jahre 1915, verglichen mit 1914 166 Ochsen, 53 Kalbinnen, 15 Stiere, 323 Kälber, 638 Stück Kleinvieh, 1380 Schweine weniger, dagegen 295 Kühe mehr verbraucht. Auf den Markt wurden 5824 Stück geschlachtete Schweine weniger gebracht. Die Gesamtzahl stellt sich für 914 auf 22.932 Stück, für 1915 auf 14.538, so daß um 8394 Stück weniger verbraucht, bzw. zu Markt gebracht wurden Im Durchschnitt entfiel somit auf jeden Einwohner: Im Jahre 1914: 27·02 Kilogramm Rindfleisch 7•89 Kalbfleiseh 34•62 Schweinefleisch Im Jahre 1915: 25•46 Kilogramm Rindfleisch 5•88 Kalbfleisch 19•34 Schweinefleisch. Somit 190 Gramm Fleisch im Jahre 1914 und 139 Gramm Fleisch im Jahre 1915 per Tag und Kopf der Be¬ völkerung. Steyr, den 17. Jänner 1916. Julius Gschaider m. p., Bürgermeister. Die vorgetragenen Berichte des Herrn Bürgermeisters wverden mit Beifall zur Kenntnis genommen Darauf führt Herr Vizebürgermeister Gründler aus: Meine Herren! Sie haben den umfangreichen Bericht des Herrn Bürgermeisters über die Versorgungstätigkeit der Stadtgemeinde Steyr im abgelaufenen Jahre gehört. Sie haben diesem Berichte entnehmen können, mit welchen Schwie rigkeiten die Lebensmittelversorgung unserer Stadt verbun den war. Trotz so mancher ungünstiger Verhältnisse müssen vir offen sagen, daß die Lebensmittelversorgung und Ver¬ flegung Steyrs im abgelaufenen Jahre eine befriedigende war. Wenn naturgemäß so manche Wünsche der Bevölkerung nicht erfüllt werden konnten und wenn die Lebensmittelpreise licht die gewünschten niedrigen waren, so sind daran nicht chuld der Bürgermeister und die Gemeindevorstehung, schuld aran sind die gegenwärtigen Verhältnisse und die ein¬ chränkenden gesetzlichen Vorschriften Der Approvisionierungs=Ausschuß hat im abgelaufenen Jahre eine rege Tätigkeit entfaltet. Die städtische Beamten¬ schaft hat sich in eifrigster Weise in den Dienst der Appro¬ visionierungsfragen gestellt. Das Hauptverdienst an der Lebensmittelversorgung unserer Stadt gebührt aber entschieden dem Herrn Bürger¬ meister, der mit Verständnis, mit Geschick und großer Tat¬ kraft die Aufgaben der Approvisionierung der Stadt durch geführt und in den verschiedensten schriftlichen Eingaben und mündlichen Vorsprachen bei den vorgesetzten Stellen dahin gewirkt hat, daß so manche wichtige Approvisionierungsfrage n einer für unsere Stadt günstigen Weise gelöst worden ist. Ich glaube, daß wir unserem Herrn Bürgermeister nseren vollen und ergebensten Dank hiefür zum Ausdruck bringen müssen, und bitte die Herren, sich zum Zeichen des Dankes von den Sitzen zu erheben. Geschieht unter Beifall. der Herr Bürgermeister dankt für die Ehrung und versichert, daß er auch weiterhin alle seine Kräfte ein¬ setzen werde, um die Versorgung der Stadt, soweit es in der egenwärtigen schweren Zeit möglich sei, zu einer befriebt zenden zu gestalten Ferner liegt folgender Dringlichkeitsantrag der I. Sektion vor:

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