Ratsprotokoll vom 26. November 1914

an allen Approvisionierungs=Artikeln, wodurch die Approvisionie¬ rung des Landes wesentlich erschwert wird. Diese Bevölkerungs¬ vermehrung ist aber auch nach einer anderen Richtung hin sehr bedenklich s steht außer Zweifel, daß die Sicherheit unseres Landes dadurch gewiß nicht erhöht wird. Er wolle nur beispielsweis auf die sanitäre Gefahr hinweisen, welche eine solche Masse nach Oberösterreich Gebrachter für das ganze Land und nament lich für die Städte bedeutet. Es wäre vielleicht zweckmäßig, wenn — vielleicht im Vereine mit anderen Gemeindevorstehungen eine gegenständliche Eingabe an den Statthalter gemacht würde mit der Bitte, die betreffenden militärischen Kommanden auf diese gefährlichen Zustände aufmerksam zu machen; sonst könnte einmal den Gemeindevorstehungen der Vorwurf gemacht werden, sie hätten sich in dieser Sache ja nie gerührt Was weiter die Kriegsanleihezeichnung betreffe, so seien ja alle sicher für die einstimmige Annahme des Sektionsantrages. Der Herr Redner bemerkt aber, daß die allzu kurze Frist zur Kriegsanleihezeichnung bestimmt ein Fehler gewesen ist. In diesen wenigen Tagen war es nicht möglich, in die fernen Alpentäler volle Klarheit über die Angelegenheit zu bringen. Es wird ja die Frist zur Zeichnung verlängert und dadurch die Möglichkeit weiterer Anmeldungen geschaffen werden. Nur sei es notwendig, daß der Bevölkerung in weitestgehender Weise dies Möglichkeit weiterer Zeichnungen bekannt gegeben werde. Schlie߬ lich spricht Herr G.=R. Prof. Erb noch kurz über den viel zu schleppenden Vorgang bei der Kriegsanleihezeichnung in Steyr und verweist auf den Vorgang in Wien, bei welchem der über¬ flüssige Verkehr und die schwierigen Verrechnungen zwischen Spar¬ kassen und Banken vollständig wegfallen. Darauf wird der Sektionsantrag zur Abstimmung gebracht und einstimmig angenommen. Z. 39.419. 6. Ausweis über die am letzten Herbstjahrmarkte eingehobenen Platzgebühren. Der Herr Referent bringt folgenden Bericht des städt. Kasseamtes zur Kenntnis: Exh. Nr. 280|K.=A. Ausweis über die am Herbstjahrmarkte 1914 eingehobenen Markiplatz¬ jebühren nebst dem 10% Wachgeld. Zusammen Wachgeld Platzgebühr Anzahl Benennung 34 Markthütten u. ge¬ 52•23 K 574 50 K K 522•27 schlossene Stände 181•— 43•73 96 „ 437·27 „ offene Stände 8 Geschirr= u. Hafner¬ 178•— 16·18 161•82 plätze „ 1 58•70 53•36 5•34 Methütten „ 7·27 80•— 72•73 2 Schankplätze „ 26•70 „ 293•70 267•— 9 Schaubuden 2c 1 Zusammen K 1514·45 K 151·45 K 1665·90 161 Gegenüber der Gesamteinnahme des vorjährigen Herbst¬ marktes per K 2387·81 ergibt sich ein minderer Erfolg um K 721•91 Stadt=Kasseamt Steyr, am 15. Oktober 1914. Wagner m. p. Damhofer m. p. Wird zur Kenntuis genommen. — Z. 34.828. 7. Bedarf an Montursorten für die städt. Sicher¬ heitswache und die städt. Diener. Der Herr Referent teilt mit, daß wie alljährlich di Monturseingabe für die städt. Sicherheitswache, die Reservewache und die städt. Amtsdiener überreicht worden ist Der Herr Referent bringt hierauf diese Eingabe zur Ver lesung, woraus sich ergibt, daß im ganzen 22 Mäntel, 3 Waffen öcke, 29 Blusen, 28 Hosen, 9 Westen, 29 Kappen und 12 Stück Bummikrägen mit Kapuzen beansprucht werden. In dieser Ein gabe wird weiter eine Aenderung beantragt. Die Tragdauer er Waffenröcke der städt. Sicherheitswache betrug bisher in Sinne der geltenden Montursvorschrift aus dem Jahre 1885 ier Jahre. Die Erfahrung hat gezeigt, daß die Waffenröcke welche fast nur zur Parade getragen werden, eine längere Trag¬ auer vertragen. Es wird daher beantragt, daß diese Tragdauer der Waffenröcke auf sechs Jahre festgesetzt werde. Mit Rück¬ sicht auf die durch diese Verlängerung der Tragdauer der Waffen¬ röcke naturgemäß entstehende Ersparnis sucht der städt. Polizei¬ Inspektor im Namen der Wache um die Wiedereinführung chwarzer Parade= Hosen an, wie diese von den Sicherheits¬ wachen anderer Städte getragen werden. Schließlich bittet die Wache, die gleichen Kappen, wie sie von der Wiener k. k. Sicherheitswache getragen werden und die sich dem Preise nach nicht höher als die bisher getragenen stellen, zur Einführung zu bringen Sektionsantrag: „Der löbl. Gemeinderat wolle die Ausschreibung der be¬ anspruchten Montursorten beschließen und der Aenderung be¬ züglich der Tragdauer der Waffenröcke und der Anschaffung der neuen Paradehosen zustimmen. Die Vergebung an die Offerenten at von der II. Sektion zu erfolgen. Beschluß nach Sektionsantrag. — Z. 40.037. 8. Unterstützungsansuchen. der Verschönerungsverein in Steyr sucht um die Wiedergewährung einer Subvention für das Jahr 1915 an. Sektionsantrag „Das Gesuch wird befürwortend der Präliminar=Kommission zur Einteilung in die laufenden Unterstützungen zugewiesen. Beschluß nach Sektionsantrag — Z. 38.186 Ferner wurde seitens des „Oesterreichischen Bundes der ogelfreunde in Graz“ ein Exemplar des neuerschienenen Vogel chutzbüchleins und Kalenders 1915 zur Einsicht und mit der Bitte zugesendet, eine Anzahl dieser Büchlein zu bestellen und n die Schuljugend zu verteilen Sektionsantrag Der löbl. Gemeinderat wolle wie im Vorjahre 100 Stück Vogelschutzkalender anschaffen und an den hiesigen Schulen zur Verteilung bringen. Beschluß nach Sektionsantrag. — Z. 32.610. III. Sektion. Referent: Sektionsobmann Herr G.=R. Huber jun Josef Vor Erledigung der Tagesordnung der III. Sektion wird in Dringlichkeitsantrag betreffend die Er¬ ichtung einer Infektionsbaracke eingebracht Der Herr Referent betont, daß die Errichtung einer Infektionsbaracke über Auftrag der Statthalterei unverzüglich n Angriff genommen werden solle; daraus ergebe sich die Not¬ wendigkeit, diesen Gegenstand dringlich zu behandeln. Die Dringlichkeit des Gegenstandes wird darauf seitens des Gemeinderates anerkannt Zur Sache selbst teilt der Herr Referent mit, daß eitens des k. k. o.=ö. Statthalterei=Präsidiums ein Erlaß einge¬ langt sei, in welchem die Stadtgemeinde=Vorstehung Steyr namentlich mit Rücksicht auf die gegenwärtigen durch den Krieg edingten Verhältnisse — beauftragt wird, unverzüglich Vor ehrungen zu einer verläßlichen Absonderung infektionskranker und infektionsverdächtiger Personen zu treffen Auf Grund dieses Statthalterei=Erlasses habe der Herr Bürgermeister über ähnliche Einrichtungen eingehende Erkundi¬ jungen, sowie Pläne und Kostenvoranschläge einholen lassen und abe dann in der Sitzung der III. Sektion folgendes Referat erstattet: Durch die große Ansammlung von Menschen auf einem unkte, die durch den Krieg bedingt wurde, sowie durch das Zu ammentreffen mit aus verseuchten Gegenden stammenden Menschen ind in verschiedenen Gegenden der Monarchie vereinzelte oder auch mehrfache Fälle von ansteckenden Krankheiten (Cholera Ruhr) vorgekommen. Ist auch bisher unser Kronland von der¬ artigen Erkrankungen, die eine große Gefahr für die ganze Be¬ völkerung bilden, verschont geblieben, so wäre doch die Ein¬ chleppung von Krankheiten durch die vom Kriegsschauplatze zu rückkehrenden Leute immerhin denkbar. Für solche Fälle muß seitens der Städte für eine voll¬ tändig einwandfreie Absonderung der Erkrankten vorgesorg verden, soll nicht die Gefahr der Ausbreitung einer solchen Krankheit bestehen Die k. k. Statthalterei hat mit Erlaß vom 21. Oktober 1914 die Schaffung einwandfreier Unterkünfte für Träger an¬ teckender Krankheiten aufgetragen. Seitens des Bürgermeister¬ amtes wurden sofort die nötigen Erhebungen gepflogen, die er aben, daß eine klaglose, gesicherte Unterbringung von solchen Kranken nur durch die Errichtung einer Infektionsbaracke möglich ist. Eine derartige Baracke bietet außer dem Schutze gegen etwa auftretende Fälle von Ruhr und Cholera noch die Möglichkeit, nach Eintreten normaler Zeiten auch Kranke, die mit anderen ansteckenden Krankheiten behaftet sind, dort unterzubringen. Sie würde damit eine höchst wünschenswerte Erweiterung der der naligen Infektionsabteilung des Krankenhauses darstellen und könnte dadurch eine völlige Trennung der verschiedenen Infek¬ tionskrankheiten ermöglicht werden. Die Pläne und Kostenvor anschläge für eine solche Baracke wurden seitens des Bürger¬ meisteramtes bereits eingeholt und stellt sich danach der Bau au und 11.000 K, wozu noch die Einrichtung kommt Die Erbauung soll unverzüglich in Angriff genommen verden. Die III. Sektion stellt hiezu folgenden Dringlich¬ eitsantrag: Der löbliche Gemeinderat beschließe die Errichtung einer Infektionsbaracke für einen Belag von 20 Betten und bewillige iefür eine Aufwendung von 15.000 K, welche aus dem Re¬ ervefond zu entnehmen sind. Mit der Baudurchführung wird ie III. Sektion betraut. Herr G.=R. Prof. Erb verweist darauf, daß diese Baracke möglichst isoliert von anderen Gebäuden und möglichst an der Grenze der Stadt errichtet werden solle. Ferner betont er, daß 3

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