Ratsprotokoll vom 18. Juli 1912

2 In Stuttgart: Bratenfleisch ohne Zuwage pro kg Mk. 2— 1·90 mit 9 „ „ Suppenfleisch „ „ „ 1·80—1·90 * Hinteres mit Zuwage „ „ 1·80 — 1·90 Vorderes Junges Schweinefleisch mit Zuwage 1·70—1·90 # Abgezogenes „ 1·90 „ „ Teilsames 1·70—1·90 „ „ Geräuchertes 2·20 –2•40 „ u Kalbfleisch: Vorderes (Brust und Schulter) mit Zuwaa 1·90 — 2•— # # Hinteres (Schlögel und Niernbraten) mit Zuwage 2•— „ Aus dem Schlegel (Schnitzel) ohne Beigabe 3·—– 3•20 1 In München: Fleisch mit Zuwage und Preis per Kilogramm in Pfennig 96–105 Pig. Mastochsenfleisch allgemein Stich, Hals, Brust 2c. 81 — 92 93 — 98 Ochsenfleisch allgemein Stich, Hals, Brust 2c 84 — 96 1 Mastkuhfleisch, allgemein 87 — 92 Kuhfleisch 82 — 91 Kalbfleisch (ohne Koteletts 84 — 98 Schlegel, Karre 85— 95 Hammelfleisch sonst 68 — 85 Schlegel 85 — 96 Schaffleisch onst 65 — 76 Schweinefleisch 87 — 97 Hieraus könne man ersehen, daß die Fleischpreise in Deutsch land sich trotz des weiten Transportes aus Oesterreich und des zu entrichtenden Zolles auch nicht um viel höher stellen als bei uns Der Herr Vorsitzende gibt weiters bekannt, daß ihm inzwischen vom Vorstand der Fleischhauer=Genossenschaft auf Grund der Verhandlungen folgende Zuschrift zugekommen sei: Steyr, am 17. Juli 1912. Löbliche Stadtgemeinde=Vorstehung Steyr Bei der am 15. d. M. abgehaltenen Genossenschafts=Ver¬ sammlung betreffend Erhöhung der Fleischpreise wurde ich be¬ auftragt, der löblichen Stadtgemeinde=Vorstehung bekannt zu geben, daß sich die Fleischhauer infolge der hohen Viehpreise ge¬ nötigt sehen, die Fleischpreise entsprechend dem Einkaufe zu er¬ höhen, ein Vorgang, welcher gewiß gerechtfertigt ist, indem in Linz, Wels, Ried usw. die Fleischhauer ebenfalls die Preise wegen des hohen Einkaufes erhöhen mußten Die Fleischhauer in Steyr müssen ihren Bedarf an Lebend¬ vieh größtenteils aus dem Bezirke Amstetten decken, aus welchem derzeit hunderte von Schlachtochsen nach Deutschland ausgeführt werden. Diese große Ausfuhr ist gewiß nicht geeignet, eine Ver¬ billigung der Schlachttiere herbeizuführen Wie die Statistik zeigt, haben jene Städte, welche Schlacht¬ häuser besitzen, unter den gleich ungünstigen Verhältnissen zu wie wir in Steyr. leiden Eine durchgehende Erhöhung des Fleisches um 20 k per kg hat in Steyr überhaupt nicht platzgegriffen, indem jene Fleisch hauer, wie der Fachausdruck lautet, geringer schlachten, über¬ haupt die Preise nicht erhöht haben, sondern das Fleisch um der alten Preis ausschrotten. Indem es in Steyr aus verschiedenen Gründen nicht gut möglich ist, das Fleisch deklariert als vorderes und hinteres zu verkaufen, so besteht ohnehin bei jedem Fleisch hauer die Gepflogenheit, die mindere Qualität der Schlachttiere um den bisherigen Preis zu verkaufen. Eine Erhöhung der Preise hat nur bei der besten Qualität des Fleisches stattgefunden, und dieser Vorgang ist gewiß ein gerechtfertigter, weil in der ganzen Welt die bessere Sorte teurer bezahlt werden muß, als die mindere Sorte Indem die Fleischhauer immer als diejenigen angesehen werden, welche das Fleisch willkürlich im Preise erhöhen un förmlich als Fleischwucherer angesehen werden, beantragen wir daß einmal von amtswegen eine Probeschlachtung vorgenommen werde, damit einmal amt ich festgestellt werde, ob die jetzige! Fleischpreise gegenüber dem Einkauf begründet sind oder nicht Der Arbeiter=Konsumverein hätte es ja auch in der Hand seine Fleischbank in eigene Regie zu übernehmen, um seine Mit¬ glieder mit billigem Fleisch zu versorgen; aus guten Gründen verpachtet der Verein seine Fleischbank und der Pächter muß die gleichen Preise stellen wie die anderen Kollegen, um seiner Pacht, Steuer 2c. leisten zu können Die Genossenschaft bittet, diesen Bericht gütigst zur ge fälligen Kenntnis zu nehmen und zeichnet hochachtungsvoll ür die Genossenschaft der Fleischer und Selcher Josef Maderböck m. p. Vorstand Weiters ist eingelangt eine Zustimmungskundgebung von der Vereinigung deutscher Arbeiter (Deutscher Volksverein Steyr und der Ortsgruppe Steyr Bund deutscher Arbeiter Oesterreichs velche die rasche Stellungnahme des Gemeinderates zur neuer ichen Erhöhung der Fleischpreise auf das lebhafteste begrüßen und vom Gemeinderate erwarten, daß dieser mit aller Ent schiedenheit für die Interessen der Bevölkerung und gegen den unerhörten Lebensmittelwucher eintrete, der insbesondere auf dem Gebiete der Fleischnahrung ganz unerträglich gewordene Zustände geschaffen hat. Vom Herrn Bürgermeister der Stadt Wien ist in Ange¬ legenheit der Fleischteuerung folgendes Schreiben eingelangt: Bürgermeister der Stadt Wien Pr. Z. 10.897 An Seine Hochwohlgeboren von den Herrn Bürgermeister Steyr. Beschlusses von Der Gemeinderat von Wien hat zufolge k. Regierung ein 18. Juni 1912 über meinen Antrag an die k. neuerliches Ersuchen um Gestattung der Einfuhr argentinischen Fleisches gerichtet Es würde sich gewiß empfehlen, wenn auch ihre Stadt zu dieser Frage Stellung nehme, damit wir auf dem nächsten Städtetage einen gemeinsamen Beschluß in der genannten An¬ gelegenheit fassen könnten. In der Anlage schließe ich eine Abschrift des von mir ge¬ stellten Antrages bei Ich zeichne mit dem Ausdrucke der vorzüglichsten Hochachtung Dr. Josef Neumayr m. p. Bürgermeister. Wien, am 19. Juni 1912. Ausschuß des schlesischen Desgleichen vom ständigen Städtetages Magistrat der k. k. Reichshaupt= und Residenzstadt Wien. Wien, am 9. Juli 1912. Städtetag. Fleischteuerung An die Gemeindevorstehung der Stadt Steyr. Der ständige Ausschuß des schlesischen Städtetages hat über Auftrag des letzteren neuerlich eine Eingabe an die k. k. Regierung gerichtet, in der die endliche wirksame Bekämpfung der Fleisch¬ teuerung durch Gestattung der Einfuhr von überseeischem Fleisch und durch tunlichste Einlassung von Lebendvieh nicht nur zu sondern auch zu Schlachtzwecken verlangt wird Nutz schlesischen Gleichzeitig hat der ständige Ausschuß des zu einem Städtetages auch die anderen Städtevereinigungen gleichen Vorgehen eingeladen. Im Auftrage des Bürgermeisters erlaube ich mir daher den Entwurf einer Eingabe mit dem Ersuchen um baldige Zu¬ stimmungserklärung zu übermitteln, damit diese Eingabe ehestens namens des österreichischen Städtetages an den Ministerpräsi¬ denten, das Ackerbau= und Handelsministerium geleitet werden kann Magistrat Wien, Abt. II, für Finanzangelegenheiten. Unterschrift unleserlich In der angeschlossenen Eingabe wird an die k. k. Regierung folgendes Ersuchen gestellt: Die Einfuhr von überseeischem Fleische, insbesondere 1. aus Argentinien, wieder zu gestatten un 2. aus den Balkanländern die Einfuhr von Lebendvieh zu Schlacht= und Nutzzwecken zu gestatten Der Herr Bürgermeister teilt sodann mit, daß der Approvisionierungs=Ausschuß in dieser Angelegenheit eine drei¬ tündige Sitzung abgehalten und folgende Beschlüsse, welche zu¬ zleich als Anträge für den Gemeinderat gelten, gefaßt hat: Allgemeines 1. In Anbetracht der Tatsache, daß auffallend große Mengen Futtermittel ausgeführt werden, was eine bedeutende Cutziehung und Verminderung von Viehnahrungsmitteln bedeutet, wodurch die Viehzucht verhindert und die Mästung erschwert wird, ist eine Petition an die Regierung zu richten, ehestens ein Futter¬ mittel=Ausfuhrverbot zu erlassen 2. Es ist an die Regierung heranzutreten, die Kontingente ür die Vieh= und Fleischeinfuhr aus den Balkanländern be rächtlich zu erhöhen und eine Ermäßigung des Zolles hiebei intreten zu lassen. 3. Die Regierung wird aufgefordert, für die Zukunft vor¬ zusorgen, daß bei Fleischnot im Inlande die Vieh= und Fleisch¬ ausfuhr nach dem Auslande aufgehoben oder eingeschränkt werden könne 4. Die unbedingte Möglichkeit der Einfuhr von gekühltem überseeischen Fleische und von Vieh aus dem Auslande bereits jetzt anzubahnen. Oertliches 1. Auf Grund des § 52 G.=O. sind die Fleischhauer auf¬ zufordern, an ihren Verkaufsplätzen und Fleischbänken die Preisi der Fleischgattungen und Fleischsorten, nach Qualität geordnet beim Eingang ersichtlich zu machen 2. a) Die der Gemeinde gehörigen Fleischbänke am Oel berg werden auswärtigen Fleischhauern kostenlos gegen die Ver¬ pflichtung überlassen, daß die Fleischpreise in dieser Bank der Bewilligung der Gemeinde=Vorstehung unterstellt werden b Die Gemeinde=Vorstehung wird ermächtigi, sich mit der Frage der Aufstellung offener Fleischverkaufsstellen an stark be suchten Plätzen und Gassen zu befassen und hiezu die nötigen Erhebungen zu pflegen und Verfügungen zu treffen 3. Nachdem die Fleischversorgung in Steyr von auswärts mangels einer Kühlanlage nicht durchführbar ist, so ist die Er¬

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