Ratsprotokoll vom 28. Juni 1912

2 Da nun diese Anfrage bedeutendes Aufsehen in der Be¬ völkerung hervorgerufen habe, so habe er es sich angelegen sein lassen, hierüber genaue Erkundigungen einzuziehen. Es seien Zeugen verhört worden und auch schriftliche Anfragen wurden estellt und haben sich diese Zeugenaussagen so ziemlich gedeckt insbesonders teilt die Erkrankte selbst mit: „Löbl. Sanitätsabteilung in Steyr! Ich, Marie Plank, bezeuge wahrheitsgetreu, daß ich am 14. Mai 1912 von einer plötzlichen Erkrankung bei Frau Scharf befallen wurde und sich Frau Scharf, sowie Frau Neidl und Frl. Hirsch sofort liebevoll um mich annahmen. Ebenso hat sich Herr Sicherheitswachmann Sieghartsleitner um mich ange nommen. Die Hebamme Dunst wie auch Herr Dr. Klunzinger waren sehr schnell zur Hilfeleistung erschienen Die in der Ge¬ meinderatssitzung gefallenen Aeußerungen, daß ich auf der Straße usammengestürzt sei und stundenlang ohne Hilfe liegen bleiben mußte, entsprechen in keiner Silbe der Wahrheit. Auch wurd ich weder vom Sicherheitswachmann, noch von jemand anderem und auf keinem Falle von der Sanitätsabteilung befragt, wer den Transport bezahlt. Die Sanitätsabteilung brachte mich nach Hause, wofür ich den Herren herzlichst dankte Danke Allen für die liebevolle Behandlung. St. Ulrich, den 1. Juni 1912. Maria Plank m. p.“ Die Erhebungen haben ferner ergeben, daß die Rettungs abteilung in kürzester Zeit zur Stelle war und nur einige Minuter warten mußte, während die Aerzte assistierten. Es gehe daraus hervor, daß die Rettungsabteilung keine Verzögerung herbeigeführt hat und habe auch Herr G.=R. Ammerstorfer die Erklärung ab¬ gegeben, daß es nicht seine Absicht war, die Rettungsabteilung anzugreifen. Herr G.=R. Ammerstorfer scheine eben in dieser Angelegenheit nicht gut informiert gewesen zu sein. err Bürgermeister Gschaider kommt auch auf das Wirken der Rettungsabteilung zu sprechen, indem er darauf hin weist, daß die Rettungsabteilung schon durch 3½ Jahre ihrei schwierigen Dienst in tadelloser Weise versieht und glaube er sich nicht fehlzugehen, wenn er die Herren Gemeinderäte bitte, zu hiefür zum Zeichen des Dankes von den Sitzen erheben wollen. (Geschieht.) daß vom Der Herr Vorsitzende gibt sodann bekannt, Herrn G.=R. Franz Hofer folgender Antrag überreicht worden sei: „Löblicher Gemeinderat der l. f. Stadt Steyr Zufolge Sitzungsbeschlusses des löblichen Gemeinderates vom 26. August 1910 hat der Herr Bürgermeister die Befugnis tädtische Lieferungen im Höchstbetrage von K 100•— zu vergeben und unterliegen Anschaffungen darüber dem Beschlusse der Sektion. Die Praxis hat ergeben, daß dieser für den Herrn Bürger meister disponible Betrag zu nieder bemessen ist, denn es ereigner sich Fälle, wo es unbedingt im Interesse einer geregelten Ge¬ schäftsführung gelegen ist, daß der Herr Bürgermeister sofort über einen größeren Betrag verfügen kann. Aus diesem Grunde stelle ich den Antrag: Der löbliche Gemeinderat ermächtige den Herrn Bürger meister, Anschaffungen von städtischen Lieferungen bis zum Werte K 400•—. machen zu dürfen: Bestellungen im höherer von Werte unterliegen wie bisher dem Beschlusse der Sektion, resp des Gemeinderates Steyr, am 27. Juni 1912.“ Dieser Antrag wird der 1I. Sektion zur weiteren Behand Z. 17.143/12. — zugewiesen. lung Weiters sei ein Dringlichkeits=Antrag des Herri Josef Haidenthaller eingelangt, welcher lautet: G.=R Am Pfingstmontag abends, ungefähr um 9 Uhr 45 Min., erfolgte auf der Strecke zwischen Dorf u. d. Enns und Ernst¬ hofen knapp nach Passieren eines Personenzuges, in welchem 80 Personen waren, von der Loderleiten ein riesiger Erdsturz, velcher den Bahnkörper in einer Ausdehnung von 40 m ver¬ schüttete. In welcher Gefahr sich die Reisenden dieses Zuges be fanden, kann man sich vorstellen, denn dieser war noch nicht in Ernsthofen, als der Erdsturz erfolgte; wäre dies um einige Minuten früher geschehen, ein entsetzliches Unglück wäre die Folge gewesen Von der großen Menge der herabgestürzten Erdmasse kanr man sich einen Begriff machen, da tagelang gearbeitet werden um die Strecke freizulegen mußt Die Loderleiten besteht aus Lehm und Schlier und ist in¬ folge ihrer enormen Steilheit ausgesprochenes Rutsch¬ terrain, daher eine ständige Gefahr für das reisende Publikum. Daß an leitender Stelle der Staatsbahnen die Gefährlich¬ keit dieser Strecke bekannt ist, beweist der Umstand, daß schon vor einigen Jahren ein eigener Wächter dort aufgestellt wurde in solcher kann wohl einen Zug aufhalten, wenn die Geleise durch einen Erdsturz verlegt sind, wird aber nie verhindern können, daß ein solcher während des Passierens eines Zuges er folgt. Den eingangs erwähnten Abend war diese Erdlawine be¬ timmt schon in Bewegung, da ja bekanntermaßen sich dieselber tur langsam lösen und doch der Absturz so rasch nach Passieren des Zuges erfolgte Nach länger anhaltendem Regen kommen größere oden kleinere Erdabstürze an jener Stelle fast alljährlich vor, selbst¬ redend sind solche immer mit Verkehrsstörungen verbunden, nicht allein daß der Personenverkehr behindert wird, sondern auch der Post= und Frachtenverkehr kann nur auf Umwegen aufrecht erhalten werden; die hiesige Geschäftswelt erleidet durch solche Verzögerungen empfindlichen Schaden. Es geht auch nicht an, daß man wartet, bis sich an jener Stelle ein Eisenbahnunglück ereignet Wir verlangen daher für die Sicherheit des reisenden Publikums und zur Aufrechterhaltung eines ununterbrochenen Verkehres, daß entsprechende Schutzbauten aufgeführt werden. Deshalb stellt der Gefertigte folgenden Antrag Der löbliche Gemeinderat wolle beschließen, an das k. k. Eisenbahnministerium heranzutreten mit dem Ersuchen, der großen Gefahr weiterer Erdabrutschungen an obiger Stelle durch entsprechende Schutzbauten abzuhelfen, um höchst gefährliche Unglücksfällen für alle Zukunft vorzubeugen Weiters sei eine entsprechende Petition an das Abgeord¬ netenhaus zu richten und der Reichsratsabgeordnete Herr Prof Leopold Erb um die Ueberreichung zu ersuchen. Nach Begründung der Dringlichkeit dieses Antrages durch den Einbringer desselben wird über die dringliche Behandlung des Antrages abgestimmt und dieselbe angenommer Hierauf nimmt Herr G.=R. Haidenthaller zum eigent lichen Antrage nochmals Stellung, indem er die Notwendigkei der aufzuführenden Schutzbauten an der Loderleiten begründet worauf sein Antrag zur einstimmigen Annahme gelangt Z. 17.144/12 Der Herr Vorsitzende geht sodann zur Erledigung der Tagesordnung über. I. Sektion. Referent Sektionsobmann Herr G.=R Dr. Karl Harant jun. 1. Personalansuchen. 2. Ansuchen um Aufnahme in den Gemeindever¬ band 3. Ansuchen um Bürgerrechtsverleihung. 4. Vergebung der Theatermeisterstelle. 5. Besetzung einer Reservewachmannstelle Diese Punkte werden in vertraulicher Sitzung behandelt. 6. Beschlußfassung über das Ansuchen der Gemeinde Lausa um Errichtung zweier Viehmärkte in Lausa Die Sektion beantragt, es wolle mit Rücksicht auf die Aeußerung des Herrn Amtstierarztes, wonach durch die Errich ung der fraglichen Viehmärkte in Lausa den Märkten in Steyr keinerlei nachteilige Wirkung erwachsen wird, gegen die Ab¬ haltung der beabsichtigten Märkte keine Einwendung erhoben werden Wird angenommen. — Z. 15.299/12. 7. Einleitung der Wiederversteuerung der Hunde pro 1912/13. Ueber Antrag der Sektion wird die Versteuerung der Hunde auch für das Jahr 1912/13 in der bisherigen Weise und im Umfange der bisher bestandenen Kundmachung beschlossen. — Z. 15.146/12 K. Anfuchen der Bürgerlichen Aktienbrauerei in Steyr um Gestattung der Benützung der Färbergasse zur Durchfahrt Da bei der Durchfahrt durch die Färbergasse vom Märzen¬ keller in die Pachergasse eine Umgehung der Maut seitens der Gesuchstellerin nicht zu besorgen ist und bei der Langsamkeit der mit Ochsen bespannten Fuhrwerke auch keine Gefährdung der Sicherheit besteht, stellt die Sektion den Antrag: Der Gemeinderat wolle der Bürgerlichen Aktienbrauerei in Steyr für die leeren Transportfaßwagen, falls sie mit Ochsen befpannt sind, die Durchfahrt vom Märzenkeller durch die Färber¬ gegen die Pachergasse bis auf Widerruf gestatten. gasse Einstimmig angenommen — B. 14.679/12. II. Sektion. Referent: Sektionsobmann Herr G.=R Kirchberger. Fran Der Herr Vorsitzende ersucht den Herrn Vizebürger meister statt ihm den Vorsitz zu übernehmen, worauf Herr Bürgermeister Gschaider den Sitzungssaal verläßt. Herr Vizebürgermeister Paul Fendt übernimmt sodann den Vorsitz Der Herr Referent der II. Sektion teilt mit, daß ein Dringlichkeits=Antrag dieser Sektion betreffend Auszah lung der Funktionsgebühr an den Herrn Bürgermeister vorlieg und bringt den hierüber vorgelegten Amtsbericht zur Verlesung Es wird sodann über die dringliche Behandlung dieses Gegenstandes abgestimmt und dieselbe angenommen, worauf die Sektion folgenden Antrag stellt Der Gemeinderat beschließe, das städtische Kassaamt werde heauftragt, die Funktionsgebühr für den Herrn Bürgermeister nunmehr ab 15. Juni 1912 unter den bisher üblichen Modali¬ täten flüssig zu machen Wird einstimmig angenommen. — Z. 16.392/12 Hierauf erscheint Herr Bürgermeister Gschaider wieder im Sitzungssaale und übernimmt den Vorsitz

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