Ratsprotokoll vom 29. März 1912

Waizenkirchen tatsächlich nicht frei sind. Ungehindert dessen Linz werde das Verkehrskomitee des Gemeinderates nicht erlahmen, diese Angelegenheit weiterhin zu verfolgen In zweiter Linie wurde wie schon vorhin erwähnt, über die Trassenführung der elektrischen Bahn, und zwar über Losen¬ steinleithen — Gleink — Steyr gesprochen, worüber wohl weiter nichts zu sagen wäre, nachdem unser Standpunkt zur Genüge erklärt wurde, denn die Trassenführung, wie sie das Linzer Aktionskomitee wünscht, würde der Steyrtalbahn äußerst gefähr¬ lich werden und das müsse die Stadtgemeinde Steyr mit allen Mitteln zu verhindern suchen. Es sei bis jetzt in dieser Hinsich auch das Möglichste geschehen, und zwar auch in der Weise, daß die Trassenbegehung für die elektrische Bahn hinausgeschoben worden ist. Außerdem werde sich noch bei Erledigung der Tages ordnung Gelegenheit ergeben, hierüber weiter zu sprechen Der Herr Vorsitzende dankt hierauf dem Herrn Gemeinde¬ rat Fendt für die eingehende Erstattung seines Referates und erwähnt noch hiezu, daß, wie aus dem Berichte zu ersehen ist man an vorgesetzter Stelle den Wünschen der Stadt Steyr nicht ungünstig gegenübersteht, weshalb man hoffen könne, daß die elektrische Bahnfrage für Steyr in glücklicher Weise gelöst werden vird. (Bravorufe.) Hierauf meldet sich Herr G.=R. Dr. Karl Harant zum Worte. Er gibt bekannt, daß seitens der l. Sektion ein Dring¬ ichkeits=Antrag betreffend ein Schreiben des Herrn Ge meinderates Friedrich Landsiedl vorliege, mit welchem derselbe bekannt gibt, daß er sein Gemeinderatsmandat zurücklege Der Herr Referent bemerkt weiters, daß diese Angelegen¬ heit einer dringlichen Behandlung bedarf, nachdem man vor der Nenkonstituierung des Gemeinderates stehe. Er ersuche deshalb im Namen der Seltion hierüber abstimmen zu lassen Nachdem über die dringliche Behandlung dieser Ange legenheit abgestimmt und dieselbe angenommen ist, berichtet der Herr Referent weiters, daß Versuche unternommen worden sind, den Herrn G.=R. Landsiedl zu bewegen, daß er sein Gemeinderats¬ nandat beibehalte. Leider habe sich dies als vergeblich erwiesen Die Sektion erblickt in den Angaben des Ansuchens des Herrn l. J. einen Hinweis au G.=R. Landsiedl vom 22. Februar Ueberbürdung mit Berufsgeschäften, die ihm die Ausübung des Gemeinderatsmandates unmöglich machen Da es außerdem bekannt sei, daß Herr G.=R. Landsiedl in Ausübung seines Berufes oft längere Zeit von Steyr ab wesend ist, stellt die Sektion den Antrag: Der Gemeinderat geruhe, die Niederlegung des Mandates eitens des Herrn G.=R. Landsiedl mit Bedauern zur Kenntnis zu nehmen und in Würdigung der oben angeführten Gründe von der Verhängung einer Geldbuße im Sinne des § 39 des Gemeindestatutes abzusehen Hierüber entspinnt sich eine längere Debatte, an welcher sich die Herren Gemeinderäte Mitter Dantlgraber, Wokral sowie der Herr Referent beteiligen Hierauf gelangt der Antrag der Sektion zur Annahme. P Z. 30/V Der Herr Vorsitzende bemerkt, er glaube im Sinne aller u sprechen, wenn er den Eutschluß des Herrn G.=R. Landsiedl ein Mandat zurückzulegen, als einen tiefbedauerlichen bezeichne. Herr Landsiedl sei ein sehr fähiges Mitglied des Gemeinderates jewesen, er habe viele segensreiche Einführungen geschaffen und im Gemeinderate viele Anregungen gegeben, welche nur zum Guten geführt haben. Er sehe ihn daher mit Bedauern aus dem Gemeinderate scheiden und ersucht er zugleich die Herren Ge meinderäte, sich in dankbarer Anerkennung seines Wirkens von den Sitzen zu erheben. (Geschieht. Der Herr Vorsitzende geht sodann zur Erledigung der Tagesordnung über Sektion. Referent: Sektionsobmann Herr G.=R I. Dr. Karl Harant jun 1. Entlassung eines Reserbewachmannes 2. Ansuchen um Aufnahme in den Gemeindeverband. 3. Ansuchen um Zusicherung der Aufnahme in den Gemeindeverband. 4. Ansuchen um Bürgerrechtsverleihung. Diese Punkte werden vertraulich behandelt. 5 Verifikation der diesjährigen Gemeinderats¬ wahlen Ueber Antrag der Sektion werden, da innerhalb der ge setzlichen Reklamationsfrist Einwendungen gegen die Gültigkeit der heuer vorgenommenen Gemeinderatswahlen nicht erhoben wurden, diese Wahlen seitens des Gemeinderates anerkannt. Z. 8773/12 6. Wahl zweier Mitglieder in die Pferdeklassi¬ ikations=Kommission Als Mitglieder aus dem Gemeinderate werden über An¬ trag der Sektion in die Kommission für die heuer stattfindende Pferdeklassisikation die Herren Gemeinderäte Anton Kurz und Viktor Ortler gewählt — Z. 5010,12 Der Herr Vorsitzende ersucht die beiden Herren Gemeinde räte Kurz und Ortler, sich dieser Funktion gütigst unterziehen zu wollen. 7. Antrag bezüglich der elektrischen Bahn Linz¬ St. Florian—Steyr. Der Herr Referent berichtet hierüber: Mit Verordnung des k. k. Eisenbahnministeriums vom 2. März 1912, Z. 25.730 ex 1911, wurde bezüglich der elektri chen Schmalspurbahn Ebelsberg — Steyr die politische Begehungs= und Enteignungs=Kommission verfügt, wobei der Verhandlung die vom Exekutivkomitee vorgeschlagene sogenannte offizielle Trasse zugrunde gelegt werden sollte. Diese Trasse führt von der Haltestelle Maria Laah südlich in einem Bogen in der Gegend von Ober=Lindach, Schwarzen tal an die sogenannte Pachschallinger=Leite und sodann auf dieser Leiten entlang dem linken Ufer der Steyer über Etzengader parallel zu der am rechten Steyerufer führenden Steyrtalbahn, um dann über die bucklige Wiese in die Sierningerstraße zu ge¬ langen und dieselbe durchfahrend beim Roten Brunnen zu endigen. Auf der buckligen Wiese soll der Rangierbahnhof erbaut werden Mit der Aufrechterhaltung der erwähnten Trasse setzt sich das Exekutivkomitee in Widerspruch zu der in der Sitzung des Gemeinderates vom 27. Oktober 1911 propagierten Trasse, welche zwar auch in der Vorstadt Steyrdorf einmündet, aber möglichs über die Orte Losensteinleithen, Wolfern, Gleink und Stein ühren sollte Diese letztere Trasse führt in ihrer Fortsetzung zwischen km 33 und 34 aber noch die frühere sogenannte Posthof=Variante mnit Auschluß an die Staatsbahn. Infolge der Erklärung des Ministeriums, diesen Anschluß licht zuzulassen, kommt die Einfahrt nach Steyr über den Post¬ hof nicht weiter mehr in Betracht. Dagegen hat die Stadt Steyr ein lebhaftes Interesse, die letzterwähnte Trasse bis km 33 aufrechtzuerhalten Diese Trasse führt im Gegensatze zur offiziellen Linie durch dichter bevölkerte, wohlhabende Gegenden, von denen sich die Stadt Steyr eine Förderung und Befruchtung ihrer wirtschaft¬ lichen Interessen versprechen kann, während die offizielle Trasse jeradezu durch unbewohnte Gebiete führt Diese offizielle Trasse leitet ihren Bogen so sehr in die Nähe von Sierning, daß die eminente Gefahr der Erbauung eines Flügels von Sierning zur neuen Bahn entstünde, wodurch der Verkeyr aus der ganzen Gegend von Sierning von der Stadt Steyr abgelenkt und nach Linz geführt würde, so daß Steyr aus der Bahn nicht nur keinen Nutzen, sondern geradezu einen bedeutenden Schaden hätte. Die offizielle Linie würde sich zudem geradezu als Kon kurrenz=Unternehmen gegenüber der Steyrtalbahn darstellen und diese letztere schwer schädigen, was für die Stadt Steyr von veiterem Nachteile wäre, da die Stadt infolge ihres Aktien¬ besitzes an der Steyrtalbahn lebhaft interessiert ist. Es wird zwar eingewendet, daß die Baukosten der Linie über Losensteinleithen, Wolfern, Gleink erheblich größere sein würden. Wenn diese Ansicht seitens berufener Techniker an sich nicht unbestritten ist, so kommt zu bedenken, daß der Rangier bahnhof auf die bucklige Wiese verlegt werden soll, welche als efährliches Rutschterrain längst bekannt ist, so daß eine Bahn hofanlage daselbst zweifellos umfassende und kostspielige Kunst¬ bauten erfordern würde dadurch allein würden vermutlich die angeblichen Mehr auslagen der von Steyr propagierten Linie wettgemach Für die Linie Losensteinleithen, Wolfern, Gleink setzen sich auch diese Gemeinden ein, und sie bietet den weiteren Vorteil, daß sie in die nächste Nähe der in Steyr bestehenden Kasernen leitet. Die hier wiederholt erwähnte Trasse ließe nun bei km 33 eine Abzweigung zu, welche nach Süden führend das Stadt¬ jebiet gewinnen und auf dem Wieserfeldplatz endigen würde. Auf dem Wieserfeldplatz ließe sich bei seiner ebenen und geräumigen Beschaffenheit eine Stationsanlage ohne Schwierig keit schaffen, und es würden sich durch eine derartige Trasse die oben erwähnten Vorteile für Steyr erreichen lassen und Nach¬ teile vermieden werden Obwohl es nun jedenfalls Sache des Exekutivkomitees wärt diese die Interessen der Stadt Steyr fördernde Linie selbst wenn möglich ins Werk zu setzen, setzt sich das Komitee über alle derlei Erwägungen hinweg und erklärt, auf seiner Trasse zu beharren. Nach fachtechnischem Gutachten ließe sich aber die Trasse wohl in der von der Stadt Steyr angestrebten Richtung ehr leiten Es wäre nun zunächst die Aufgabe, vorerst ein geeignetes Projekt für die mehrerwähnte Linie, nämlich über Losenstein¬ eithen, Wolfern, Gleink, Stein mit Einleitung auf den Wieser¬ felbplatz auszuarbeiten, um dasselbe dem k. k. Eisenbahnmini¬ terium vorlegen zu können Die Kosten einer solchen Projektsverfassung würden sich auf 3000 K stellen Die Sektion empfiehlt daher folgenden Antrag: Der löbliche Gemeinderat ermächtige den Herrn Bürger meister, sich mit der Firma Mayreder, Kraus & Cie. in Wien behufs Erstellung des erwähnten Projektes ins Einvernehmen zu setzen und zur Deckung der Kosten einen Betrag bis zu 3000 K zu bewilligen. Die Stadtgemeinde behalte sich vor, den aufzunehmenden Kostenbetrag, wenn tunlich, seinerzeit auf die gezeichneten 50.000 K anzurechnen derr G.=R. Fendt bemerkt hiezu, er könne den Antrag der 1. Sektion nur voll und ganz unterstützen, denn der Ge¬ meinderat könne nichts anderes tun, als die von der Stadt Stehr propagierte Linie über Losensteinleithen, Wolfern, Gleink tatträftigst zu unterstützen, somit gegen die vom Linzer Aktions¬ komitee ursprünglich vorgeschlagene Trasse energisch Stellung zu 3

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