Ratsprotokoll vom 16. Dezember 1911

Präliminare um diese 400 K wieder erhöht werde, um damit dieselben den im Dienste stehenden Reservewachmännern zugute kommen. Bezüglich der Post „Straßenbeleuchtung“ stellt Herr G.=R. Wokral die Anfrage, ob es nicht in Hinsicht auf die enorme Höhe des hiefür eingesetzten Betrages möglich wäre, eine größere Zahl von Auerbrennern einzurichten, nachdem wie ihm bekannt sei, über 100 Laternen noch keine Auerbrenner haben, und beantragt deshalb daß der eingesetzte Betrag erhöht werde, um so eine raschere Einrichtung der Auerbrenner durch¬ führen zu können, umsomehr noch, weil von dem im Vorjahre angesetzten Betrag ein kleiner Rest übrig geblieben ist, um den die Post im jetzigen Voranschlage leicht erhöht werden könnte. Der Herr Referent erwidert, daß die Reservewache erst vor kurzem eine Aufbesserung für die Wintermonate erhalten habe, wobei auch die übrig gebliebenen 400 K verwendet worden sind. Wegen Post Straßenbeleuchtung“ sei es unmöglich, noch jetzt einen höheren Betrag einzusetzen. Herr G.=R. Huber bemerkt, daß sich die III. Sektion schon öfters mit der Frage der Straßenbeleuchtung beschäftigt hat und teilt mit, daß ohnehin jährlich 20 Auerlampen ein¬ gerichtet werden. Der Herr Vorsitzende gibt bekannt, daß von dem ange¬ setzten Betrage von 25.450 K 450 K für die Aenderung der Laternen in Auerbrenner vorgesehen sind, wonach wieder 45 Lampen neu eingerichtet werden können. Hierauf gelangen die Anträge des Herrn G.=R. Wokral zur Abstimmung, werden jedoch mit Majorität abgelehnt. Unterrichts-Auslagen: a) Erhaltung des Realschulgebäudes b) Außerordentliche Renovierung der Schul¬ räume, bezw. Adaptierung im Turnsaale 2000 K Auslagen für die k. k. Staats=Ober¬ realschule, u. zw.: a) Jahresbeitrag an den Studienfond b) Auslagen für den Gottesdienst der Schüler c) Löhnung des Schuldieners d) Einrichtungskosten. e) Lehrmittelkosten 1) Kanzlei=Erfordernisse und Beleuchtung g) Beheizungskosten. h) Reinigungsauslagen i) Mietzins für ein Lehrzimmer 1000 „ 60 „ 2789 „ 1000 „ 1500 „ 1800 „ 2200 „ 250 „ 200 Summe 12799 K Erhaltung des k. k. Fachschulgebäudes und zwei Stipendien an Schüler dieser Anstalt. 700 „ Erhaltung der Volks= und Bürger¬ schulen: a) Quartiergelder des Lehrpersonales im Aus¬ maße von 35% des Gehaltes und Natural¬ 30400 „ wohnungen der Schulleiter #.7 b) Mietzins für ein Schulzimmer 400 „ 4823 „ c) Löhnungen der Dienerschaft 6500 d) Beheizungskosten e) Einrichtungs=, Lehr= und Lernmittelkosten 4000 „ 1) Pauschalien der Schulleiter für die Schul¬ 1305 „ bedienung * „ 2000 „ g) Kanzlei=Auslagen samt Beleuchtung... 1000 „ h) Reinigungs=Auslagen 3500 „ )Erhaltung der Schulgebäude k) Erhaltung der Turnschule im Exjesuiten¬ Gebäude 200 „ 1) Kindergarten= Institut (Wohnungszins der Kindergärtnerin) 344 „ * 67971 K Summe Herr G.=R. Langoth weist darauf hin, daß im Laufe des Jahres Gesuche von den Schulleitungen und Direktionen um Erhöhung des Lehrmittel= und Bibliothekspauschales ein¬ gelangt sind, welche bis zur Präliminarberatung zurückgestellt wurden. Er stellt daher den Antrag, daß für die 6 Volks¬ schulen je der Lehrmittelbeitrag von 35 K auf 50 K Bibliotheksbeitrag „ 25 „ „ 50 „ für jede der beiden Bürgerschulen der Lehrmittelbeitrag von 70 K auf 150 K „ Bibliotheksbeitrag „ 30 „ „ 80 erhöht werde. Die Bedeckung hiefür sei bereits im angesetzten Betrag enthalten, nachdem die Kosten für Lernmittel im heurigen Jahre um einige hundert Kronen zurückgegangen sind, daher eine Erhöhung der Post Lehr= und Lernmittelkosten durch die Erhöhung der des Lehrmittel= und Bibliothekspauschales nicht durchgeführt zu werden braucht. Dieser Antrag wird angenommen. Herr G.=R. Huber erwähnt, daß er es für notwendig erachte, bei diesem Punkte „Unterrichtsauslagen“ darauf hin¬ zuweisen, daß heuer für den Aufbau der Realschule größere Geldaufwendungen notwendig waren, die einen Betrag von ca. 15.000 K ausgemacht haben, und welche in jährlichen Raten an den Spitalskyfond zurückgezahlt werden. Auch sei der Bau¬ ektion des Gemeinderates die diesbezügliche Verrechnung vor¬ gelegen, nach welcher die Auslagen den präliminierten Betrag nur bis auf weniges überschritten haben, somit die Sache ordnungsgemäß zur Durchführung gebracht worden ist. Weiters spricht Herr G.=R. Huber den Wunsch aus, es olle an die Sparkasse in Steyr das Ersuchen gestellt werden, sie möge bei der Verteilung ihrer Spenden auch der Stadt¬ gemeinde für die Kosten des Aufbaues der Realschule einen Betrag zukommen lassen, um so eine raschere Rückzahlung an den Spitalskyfond zu ermöglichen. Die hiesige Realschule komme ja nicht nur allein der Stadt Steyr, sondern auch den Außen¬ orten zugute. Herr G.=R. Stephan gibt bekannt, daß in einer ordentlichen Sitzung in der Realschule der Stadtgemeinde der diesbezügliche Dank zum Ausdrucke gebracht wurde. Herr G.=R. Wokral nimmt nochmals Bezug auf den vorhin gefaßten Beschluß wegen Erhöhung des Lehrmittel= und Bibliothekspauschales, und erklärt, er habe in Erfahrung ge¬ bracht, daß bei Verteilung der Lernmittel nicht immer so vor¬ gegangen wird, wie es wünschenswert wäre. In einer ganzen Reihe von Fällen werde darüber geklagt, daß gerade die ärmeren Kinder keine Lernmittel erhalten haben. Das gehe wohl nicht von der Lehrerschaft aus, sondern das sei darauf zurückzuführen, daß diese Ansuchen abgewiesen werden, weil es heißt, es seien keine Mittel mehr zur Anschaffung von Lehrbüchern vorhanden. Er findet es daher für nicht recht verständlich, daß auf der einen Seite die Bedeckung zur Anschaffung von Lernmittel ab¬ gewiesen wird, während man auf der anderen Seite nicht einmal den ganzen im Präliminare angesetzten Betrag aufbraucht. Er ei daher der Ansicht, daß sämtlichen Kindern, welche um Lernmittel ansuchen, solche verabfolgt werden, und bittet, den angesetzten Betrag im Präliminare zu erhöhen. Weiters weist Herr G.=R. Wokral darauf hin, daß von Seite der Lehrkräfte darüber geklagt werde, daß viele der Kinder äußerst schwächlich und auch geistig zurückgeblieben sind. Er regt deshalb an, daß die Kinder jährlich wenigstens 1= bis 2mal von den Aerzten untersucht werden sollten, um diese Uebelstände doch wenigstens teilweise zu beheben. Er stellt den Antrag, daß 1 oder 2 Schulärzte bestellt werden sollten, welche die Kinder regelmäßig untersuchen. Herr G.=R. Wokral bemängelt auch die schlechten Schul¬ verhältnisse in Steyr, sowie, daß für außerordentliche Bauaus¬ lagen im Präliminare nicht Vorsorge getroffen ist. Er weist darauf hin, daß heute in den Volksschulen in einer Klasse 80 bis 90 Schüler sitzen und daher der Lernerfolg nicht der ge¬ wünschte sein kann. Weiters sei die Errichtung einer 4 Bürger¬ schulklasse, sowie die Erbauung einer neuen Volksschule wünschens¬ wert. Er stellt den Antrag, bei Post Erhaltung der Schulge¬ bäude den eingesetzten Betrag zu erhöhen, damit dem bedauer¬ lichen Zustand überfüllter Klassen abgeholfen werde, sowie, daß bei Post „Außerordentliche Bauführungen“ für Erbauung einer neuen Volksschule, und bei Post „Gesundheitswesen“ wegen Schaffung von Schulärzten erhöhte Beträge eingesetzt werden. Herr G.=R. Langoth erklärt den Verteilungsmodus von Lernmittel für arme Kinder, bemerkt, daß die Lehrbücher fast alle Kinder leihweise erhalten und weist den Vorwurf zurück, daß in erster Linie die ärmeren Schüler abschlägig be¬ schieden werden. Er gebe wohl zu, daß Lernmittel manchmal an Minderbedürftige abgegeben werden, die Schuld hiefür treffe jedoch nicht die Lehrerschaft und die Gemeinde, sondern jene Organe, die die Erhebungen zu pflegen haben. Er verweist noch darauf, daß 70 Prozent aller Schüler mit Armenlernmittel beteilt werden. Was die Einführung von Schulärzten anbelange, sei dies wohl von großer Bedeutung für das Schulwesen. Wie ihm bekannt sei, haben auch tatsächlich Untersuchungen der Schul¬ kinder durch die hiesigen Stadtärzte stattgefunden, nachdem diese vor einigen Jahren als Schulärzte bestimmt wurden, gibt jedoch zu, daß diese Institution noch besser durchgeführt werden müsse. Eine Schaffung von Parallelklassen an den Schulen lasse sich nicht durchführen, nachdem hiefür nicht allein der Gemeinde¬ rat maßgebend ist, sondern eine solche Schaffung auch der Be¬ willigung des Landesausschusses unterliegt, die nicht erteilt werden wird, nachdem in Steyr die gesetzlich zulässige Zahl von 80 Schülern in den Klassen nicht überschritten wird. Was die Schaffung einer 4. Bürgerschulklasse betrifft, hat sich eine solche als undurchführbar herausgestellt, nachdem sich nur eine ganz verschwindend kleine Zahl von Schülern zum Besuche derselben gemeldet haben und der k. k. Stadtschulrat die Errichtung einer solchen dermalen nicht empfiehlt. Herr G.=R. Stephan ersucht, daß die Subvention für die Schülerlade der Realschule rechtzeitig ausgezahlt werden möchte. Der Herr Vorsitzende erwidert, daß diese Angelegenheit in der nächsten Gemeinderatssitzung zur Sprache kommen wird. Herr G.=R. Erb bemerkt zu den Ausführungen des Herrn G.=R. Wokral, daß wohl niemand Grund haben werde, über eine Vernachlässigung des Schulwesens zu klagen, nachdem es wohl kaum eine Stadt geben wird, welche so viele Wohltaten, besonders in Schulsachen gegenüber der ärmeren Bevölkerung erweist, als die Stadt Steyr; insbesonders sei es der Verein der Schulfreunde, der unglaublich viel in Schulangelegenheiten für die ärmeren Stände tut, ebenso auch die Sparkasse und die Stadtgemeinde, welche diesen Verein subventionieren. Wegen der 4. Bürgerschulklasse sei es nicht zu verwundern, wenn sich keine Schüler zum Besuche derselben melden, nachdem in Steyr auch eine Mittelschule ist und alle Eltern ihre Kinder, wenn sie halbwegs befähigt sind, lieber die Realschule besuchen lassen, als vier Klassen Bürgerschule. Auch bezüglich Unterstützung der Schüler in der Realschule geschehe das denkbarst Mögliche, nachdem auch hier 70 Prozent der Schüler Kinder von unbe¬ mittelten Eltern sind.

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