Ratsprotokoll vom 10. Juni 1910

4 machen. In einer so wichtigen Angelegenheit müsse unbedingt eine kommissionelle Begehung stattfinden. Er stelle daher den Antrag, diesen Gegenstand von der Tagesordnung abzusetzen und habe die III. Sektion unter Zuziehung der Interessenten über diese Angelegenheit kommissionell zu beraten. Herr G.=R. Erb ist der Ansicht, daß die Regulierung des Werndlberges so durchgeführt werde, daß das Stadtbild gewinnt. Das von der Fischergasse in den Platz hineinreichende Stangen¬ gitter könnte auch um einen Meter abgekürzt werden. Er schließe sich dem Antrage des Herrn G.=R. Huber an. Der Herr Referent ist mit der Zurückweisung dieses Gegen¬ standes an die III. Sektion einverstanden. Hierauf wird der Antrag des Herrn G.=R. Huber ange¬ nommen. 25¼ IV. Sektion. Referent: Sektions=Obmann=Stellver¬ treter Herr G.=R. Johann Rotter. 14. Eingabe des Arbeiter=Turnvereines „Vorwärts“ in Steyr um Ueberlassung des Turnsaales und des Hofes der städtischen Bürgerschule zur Abhaltung von Uebungen. Ueber dieses Ansuchen stellt die Sektion folgenden Antrag: Der löbliche Gemeinderat wolle beschließen, dem Arbeiter¬ Turnverein Vorwärts“ die Benützung des Turnsaales im Bürgerschulgebäude für ein weiteres Jahr gegen dem zu be¬ willigen, daß der Verein die durch frühere Gemeinderatsbeschlüsse festgesetzten Bedingungen erfüllt und die Uebungen um ½9 Uhr abends schließt. Auch werde dem Verein die Benützung des Karl Ludwig¬ platzes zur Veranstaltung volkstümlicher Turnübungen gestattet, doch hat er sich bezüglich der Benützungszeit mit den anderen Vereinen ins Einvernehmen zu setzen, welche diesen Platz schon jetzt benützen dürfen. Herr G.=R. Landsiedl beantragt, daß die Ueberlassung des Karl Ludwigplatzes unter denselben Bedingungen erfolge, wie bei der seinerzeitigen Ueberlassung des Turnsaales, nämlich daß als Kommando= und Umgangssprache die deutsche Sprache zu bestimmen sei. Die Herren Gemeinderäte Dantlgraber und Binder¬ berger erheben gegen diese Bestimmung Protest, da es doch nicht angehe, den Leuten auf offenem Platze den Verkehr in ihrer Muttersprache zu verbieten. Hierauf wird der Sektionsantrag mit Majorität ange¬ nommen. Der Antrag des Herrn G.=R. Landsiedl blieb in der Minorität. 15. Eingabe des Komitees für Lehrlingsarbeiten¬ Ausstellung in Steyr um Ueberlassung der Industrie¬ halle zu Ausstellungszwecken. Der Sektionsantrag lautet: Der löbliche Gemeinderat wolle beschließen, dem Komitee ür Lehrlingsarbeiten=Ausstellung in Steyr den großen Saal der Industriehalle zu Ausstellungszwecken vom 6. bis 13. Ok¬ tober 1910 zu überlassen, wogegen sich das Komitee verpflichtet, den benützten Raum nach der Ausstellung in klaglosem Zustande wieder zu übergeben. Einstimmig nach Antrag 16. Eingabe des Oberleyrers Franz Lauber, Leiter der Mädchenvolksschule in der Aichetgasse, um Zuerkennung des bisherigen Pauschales für die Schul¬ reinigung, um Instandsetzung der Naturalwohnung 2c. Der Sektionsantrag hierüber lautet: Der löbl. Gemeinderat wolle beschließen: 1. Die Schulreinigungsarbeiten an der Mädchenvolks¬ schule in Aichet werden gegen das bestimmte Pauschale dem Schulleiter Franz Lauber vom 1. Juni 1910 ab übertragen. 2. Die Naturalwohnung des Oberlehrers im Schulgebäude werde gereinigt und in beziehbaren Zustand gesetzt, daß sie mit 1. Juli 1910 bezogen werden kann und von diesem Tage ab erst ist dem Oberlehrer Franz Lauber der Bezug des bisherigen Wohnungsgeldes einzustellen. 3. Es sei die Ablösung und Uebernahme der der Ober¬ lehrerswitwe Therese Hickersperger gehörigen Leitern nach Ein¬ vernahme zu bewilligen. Einstimmig nach Antrag. 7. Vergebung der Interessen der Emil Gschaider¬ Stiftung pro 1910. Liegt folgender Sektionsantrag vor: Der löbl. Gemeinderat wolle beschließen, die Jahresinter¬ essen aus der Emil Gschaider=Stiftung im Betrage von 640 K wie im Vorjahre zu verteilen, der k. k. Oberrealschule in Steyr 380 K und der k. k. Fachschule in Steyr 360 K zuzuwenden und gleichzeitig die von den beiden Direktionen vorgeschlagene Art der Verteilung zu genehmigen. Einstimmig nach Antrag. 18. Ansuchen des Josef Schanofsky um eine Unter¬ stützung aus der bestandenen Gremial=Krankenkasse. Die Sektion beantragt: Der löbliche Gemeinderat wolle beschließen, es sei über Vorschlag des hies. Handelsgremiums dem Gesuchsteller für die Monate Mai, Juni, Juli 1910 je 20 K aus den Zinsen der bestandenen Gremial=Krankenkasse zu be¬ willigen. Einstimmig nach Antrag. Nach Erledigung der Tagesordnung stellt Herr Gemeinde¬ rat Haller an den Herrn Bürgermeister die Anfrage, wie weit die Spitalbaufrage vorgeschritten sei und was in Bezug auf die Wasserfrage und Kanalisierung vorgekehrt sei. Der Herr Bürgermeister erwidert, daß über die Wasser¬ beschaffung noch nicht entschieden sei. Was die Kanalisierung anbelangt, so ist dieselbe ohnehin im Bauprojekte enthalten. Herr G.=R. Landsiedl frägt an, ob bezüglich der In¬ korporierung der Plattnergutgründe und Herstellung einer Zu¬ fahrtsstraße bereits die nötigen Vorkehrungen getroffen worden eien, da sich dort jedenfalls eine Bautätigkeit entwickeln werde. Der Herr Bürgermeister erwidert, daß wegen Inkorpo¬ rierung der zum Spitale gehörigen Gründe bereits das Nötige veranlaßt wurde. Eine weitere Inkorporierung von Gründen würde von der Gemeinde St. Ulrich nicht so leicht erreichbar sein und könnte die Angelegenheit nur verzögern. Herr G.=R. Binderberger ersucht, daß in Anbetracht der herrschenden Arbeitslosigkeit in Steyr der Bau des neuen Krankenhauses noch heuer in Angriff genommen werde Der Herr Bürgermeister erwidert, daß ohnehin schon am 14. d. M. die Prüfung der Bauprojekte erfolgt und werde nach dem Urteile der Preisrichter der Gemeinderat über die Inan¬ griffnahme des Baues Beschluß zu fassen haben. Herr G.=R. Huber ersucht den Herrn Bürgermeister, daß sowohl anläßlich des großen Gauturnfestes in Steyr wie auch bei den folgenden nationalen Festen in Steyr eine schwarz¬ rot=goldene Fahne am Rathause, und zwar möglichst am Turme ausgehängt werde. Der Herr Bürgermeister sagt, er werde diesem Wunsche nach Möglichkeit Rechnung tragen. Herr G.=R. Langoth sagt, er würde es für zweck¬ mäßig halten, wenn die Gemeinderatssitzungen an einem be¬ stimmten Tage im Monat, etwa am 3. Freitag jeden Monats, stattfinden würden. Weiters möchte er ersuchen, daß die Debatten im Ratsprotokolle ausführlicher gebracht werden. Herr G.=R. Mitter ist mit der Ueberdeckung des Rinn¬ sales in der Sierningerstraße nur vor einem Hause nicht ein¬ verstanden und wünscht, daß dies der ganzen Strecke entlang geschieht und daß der mittlere Teil der Kegelprielstraße be¬ schottert werde. Der Herr Bürgermeister sagt die Durchführung nach Möglichkeit zu. Herr G.=R. Landsiedl spricht den Wunsch aus, daß die neugewählten Gemeinderäte mit den Statuten der Sparkasse und der Steyrtalbahn, und die Mitglieder der Bausektion mit der Bauordnung beteilt werden. Der Herr Bürgermeister wird die Erfüllung dieses Wunsches einleiten. Hierauf Schluß der öffentlichen Sitzung.

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