Ratsprotokoll vom 30. September 1907

5 dieselben unter den Anschlägen geblieben sind, bei solchen Ob¬ jekten, wo die Voranschläge überschritten wurden, ist es durch¬ gehends durch später notwendig gewordene Mehrherstellungen ge¬ rechtfertigt. Die glückliche Durchführung dieses großen Bauunternehmens ist wohl auch dem Umstande zuzuschreiben, daß sämtliche Mit¬ glieder des Komitees und der Bauleitung mit großem Eifer, ja mit Begeisterung nicht nur an den Sitzungen, sondern auch an den vielen Kommissionen und sehr häufig notwendigen Besichtigungen teilnahmen. Das Komitee erlaubt sich den löblichen Gemeinderat zu ersuchen, der pflichteifrigen Bauleitung und der anstrengenden Tätigkeit des Stadtoberingenieurs Herrn Karl Peter die dank¬ bare Anerkennung auszusprechen. Und nun sprechen die Mitglieder des Komitees ihre hohe Freude und innige Befriedigung aus, daß es ihnen gegönnt war, an diesem großen Unternehmen der Stadt so tätig Anteil nehmen zu können und wünschen aus ganzem Herzen, daß dieses Unter¬ nehmen zur Hebung der Erwerbsverhältnisse der Bewohner und zum Wiederaufblühen und Gedeihen der Stadt beitragen möge. Franz Lang m. p. Dr. Franz Angermann m. p. Rudolf Sommerhuber m. p. Josef Tureck m. p. Leopold Anzengruber m. p. Josef Hiller m. p. Johann Kollmann m p. Dieser Bericht wird mit Beifall genehmgend zur Kenntnis genommen und der Antrag auf Anerkennung des Dankes an Herrn Oberingenieur Karl Peter zum Beschluß erhoben. Der Herr Bürgermeister übergibt nun den Vorsitz an den Herrn Vizebürgermeister. Der Herr Bürgermeister Stigler sagt, bevor er auf seinen Bericht eingehe, müsse er hervorheben, daß es ihm nicht möglich gewesen wäre, ein so großes Unternehmen, wie den Bau der Artillerie=Kaserne, allein befriedigend zu vollenden, wenn ihm nicht das Kasernbau =Komitee mit dem Herrn Vizebürgermeister Franz Lana an der Spitze mit so großer Pflichttreue und Ob¬ sorge zur Seite gestanden wäre. Es obliege ihm die angenehme Aufgabe, dem Kasernbau¬ Komitee und insbesonders deren Obmann Herrn Franz Lang Bravorufe) alle Anerkennung zu zollen und ersuche er den löb¬ lichen Gemeinderat, diese Anerkennung durch Erheben von den Sitzen zum Ausdrucke zu bringen. (Geschieht. Die Kasernbaufrage hat im August 1902 begonnen und seit dieser Zeit bis zur Stunde hat man sich mehr oder weniger fortgesetzt mit diesem Unternehmen beschäftigt. Sie mögen daraus erkennen, welche Unsumme an Arbeiten und kluge Fürsorge dieses Unternehmen beansprucht hat. Es ist besonders hervorzuheben, daß der Bau der Artillerie=Kaserne durchwegs auf das solideste ausgeführt wurde. In keinem Objekte der Kaserne zum Beispiele befinden sich Tramböden, überall wurden Deckenkonstruktionen in Eisen und Zement angebracht Die Feuersicherheit der Kasern¬ bau=Objekte ist somit außer Zweifel. Durch die solide Bau¬ gebarung sind auch tiefer greifende und nennenswerte Repara¬ turen oder gar Rekonstruktionen in absehbarer Zeit nicht zu er¬ warten. Nachdem er dieses vorausgeschickt, bringt der Herr Bürger¬ meister folgende Zusammenstellung der Gesamtkosten des nun¬ mehr vollendeten Artillerie=Kasernbaues in Steyr in nachstehen¬ der Weise zur Kenntnis mit nachfolgenden Anträgen: Die gesamten Kosten dieses Baues beliefen sich auf 2,462.022 K 38 h, und zwar: Die im Detail nachgewiesenen eigentlichen 2,117.161 K 28h Baukosten Grundanwerbungen und Intercalar=Zinsen (Passiva) vom Beginn des Baues bis 1. Sep¬ tember 1905 als Datum der Uebernahme 340.035 „93, seitens der Heeresverwaltung Verschiedene Ausgaben, darunter Grundsteuern und Umlagen vor Uebergabe der Kaserne 4.825 „17, durch zirka zwei Jahre 2,462.022 K 38h Summe Als Bedeckung dieser Summe werden nachgewiesen: 1. Das mit Landesgesetz vom 9. April 1903 bewilligte Kasernbau=Anlehen im Betrage 2,000,000 K —R * * von 2. Von dem mit Landesgesetz vom 18. De¬ zember 1904 bewilligten Kasernbau=Nach¬ tragsanlehen per 600.050 K der faktisch 460.000 „— beanspruchte und ausgegebene Betrag 3. Durch Fruktifizierung erzielte Intercalar¬ 4.655 „02 „ Zinsen (Aktiva) Summe 2,464.655 K 02 h Von diesen Summen obige Ausgaben per 2,462.022 „38, 2.632 K 64 in Abzug gebracht, bleibt ein Saldo von welcher in den kasseämtlich deponierten Ein¬ lagebüchern Nr. 94.497 und 97.706 aus¬ gewiesen ist. Aus dieser Zusammenstellung geht hervor, daß von den mit landesgesetzlicher Bewilligung bei der Landes=Kommunal¬ Kreditanstalt unter der Zustimmung des hohen o.=ö. Landtages im Sinne des § 21, Absatz 4, der Statuten, und zwar aus¬ schließlich zur Erbauung einer Korps=Artillerie=Kaserne erster Kategorie von der Stadtgemeinde Steyr kontrahierten zwei An¬ ehen, das erste im Betrage von 2,000.000 K ganz aufgebraucht wurde, von dem zweiten per 600.000 K jedoch nur der Teil¬ betrag von 460.000 K aufgebraucht worden ist und der Rest von 140.000 K daher nicht mehr in Anspruch genommen wurde und werden kann. Anläßlich dieser Mitteilungen geht hervor, daß die Er¬ richtung der Kaiser Franz Josef=Artillerie=Kaserne als eine patriotische, aber auch zugleich für die wirtschaftliche Prosperität der Stadt höchst wichtige Unternehmung nunmehr vollendet ist. Aus diesem Anlasse geziemt es sich, aller jener Faktoren zu gedenken, denen die Stadt vor allem die Möglichkeit und das Gelingen dieses Unternehmens dankt. In diesem Sinne werden gestellt nachstehende Anträge: Der löbliche Gemeinderat wolle beschließen: 1. Es werden der vorliegend erstattete Bericht von der Voll¬ endung der Kaiser Franz Josef=Artillerie=Kaserne und die in demselben enthaltene ziffermäßige Nachweisung genehmigend zur Kenntnis genommen. 2. Das Kasernbau=Nachtragsanlehen per 600.000 K wird nur bis zu dem Betrage von 460.000 K in Anspruch genommen, beziehungsweise verbraucht und ist die Landes=Kommunal¬ Kreditanstalt hievon zu verständigen, nach dem Einlangen der Entscheidung des k. u. k. Reichskriegsministeriums, ob die Artillerie=Brigade=Einjährigenschule nach Steyr versetzt wird oder nicht. 3. Es werde der Herr Bürgermeister beauftragt, im Wege der Kabinettskanzlei aus diesem Anlasse und mit Berufung auf denselben, den ehrfurchtsvollsten Dank des Gemeinderates für die Allerhöchste Entschließung der Versetzung des 14. Korps-Artillerie=Regiments nach Steyr Sr. Majestät dem Kaiser zu unterbreiten. 4. Es werde der Herr Bürgermeister beauftragt, im Wege der Kammervorstehung aus dem gleichen Anlasse und mit Be¬ rufung auf denselben den ehrfurchtsvollen Dank des Ge¬ meinderates für das fortgesetzte, allergnädigste, fördernde Wohlwollen, welches Se. k. u. k. Hoheit der durchlauchtigste Korpskommandant Erzherzog Eugen diesem Unternehmen unausgesetzt geschenkt hat, an diese höchste Stelle gelangen zu lassen. 5. Es werde der Herr Bürgermeister beauftragt, aus dem gleichen Anlasse und mit Berufung auf denselben den aller¬ verbindlichsten Dank des Gemeinderates an den hohen Landes¬ ausschuß von Oberösterreich für die so wirksame Förderung dieses Unternehmens zu entrichten. Steyr, am 29. September 1907. V. Stigler m p, Bürgermeister. Herr Vizebürgermeister Lang sagt, er glaube gewiß im Sinne der Bevölkerung der Stadt wie auch im Sinne der ver¬ sammelten Herren Kollegen zu sprechen, wenn er dem Herrn Bürgermeister Stigler für seine angestrengte Tätigkeit und Um¬ sicht beim Baue der Artillerie=Kaserne den allerwärmsten Dank ausspreche. (Bravorufe). Herr Bürgermeister Stigler hat bei der Erwerbung von Bauplätzen und Realitäten mit außerordent¬ licher Umsicht Ersparnisse erzielt, bei Bezug des Darlehens die Intercalarzinsen auf den möglichst geringen Betrag erhalten, er hat sich im hohen Landtage für die Erreichung einer Zinsen¬ arantie mit Erfolg eingesetzt und für alle diese Mühewaltungen sind wir ihm den wärmsten Dank schuldig. Ich ersuche den löb¬ lichen Gemeinderat, diesen Dank durch Erheben von den Sitzen zum Ausdrucke zu bringen. Die Gemeinderäte erheben sich von den Sitzen. Herr Vizebürgermeister Lang schreitet nun zur Abstim¬ mung über die vom Herrn Bürgermeister Stigler gestellten Anträge. Punkt 1 wird einstimmig angenommen. Zu Punkt 2 stellt Herr G.=R. Dr. Angermann den Gegenantrag, daß vor Einlangen einer Erledigung seitens des . u. k. Kriegsministeriums in betreff der Einjährig=Freiwilligen¬ schule auf den aus dem Nachtragsdarlehen per 600.000 K er¬ übrigten Betrag per 140.000 K nicht verzichtet werde, weil es ja möglich ist, daß diese Schule, welche für Steyr gewiß von Vorteil ist, nach Steyr verlegt werde, was möglicherweise auch noch die Aufführung eines Objektes bedingen könnte. Der Herr Bürgermeister erwidert, daß bezüglich der Ver¬ legung der Einjährig=Freiwilligenschule nach Steyr eine Ent¬ scheidung noch nicht vorliege, eine solche aber nicht mehr lange ausbleiben könne. Die Mitteilung an die Kommunal=Kredit¬ anstalt könne bis dort hinausgeschoben werden, aber es liege ihm daran, daß diese Angelegenheit schon heute geordnet werde, und daß der Gemeinderat prinzipiell beschließe, daß der Betrag von 140.000 K des Anlehens, den Ausnahmsfall in Betracht gezogen, nicht mehr in Anspruch genommen werde. Zu anderen Zwecken dürfte dieser Betrag aus mehreren Gründen überhaupt nicht mehr in Anspruch genommen werden. Auf eine von Herrn G.=R. Sommerhuber diesfällig gestellte Anfrage erwiderte der Herr Bürgermeister: Nachdem laut Landesgesetz vom 9. April 1903 und vom 18. Dezember 1904 der Stadtgemeinde Steyr ein Darlehen in der Höhe von 2,000.000 K, beziehungsweise 600.000 K, ausschließlich nur für den Bau einer Korps=Artillerie=Kaserne in Steyr bewilligt wurde, und nachdem weiters dieses Darlehen die Gebührenfreiheit nur in dem Sinne erlangt hat, daß dasselbe nur für Kasernbau¬ zwecke verwendet wird, und endlich, nachdem der hohe o.=ö. Land¬

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