Ratsprotokoll vom 13. Juli 1906

3 5. Zuschrift der k. k. Staatsbahn=Direktion in Linz in Angelegenheit des Zugsverkehres. Liegt folgende Eingabe vor: Die k. k. Staatsbahn=Direktion Linz ersucht wegen Aeuße¬ rung betreffend Einführung von Nachtanschlußzügen nach Sankt Valentin. Die Aeußerung der Sektion hierüber lautet: Die I. Sektion beantragt über diese Zuschrift der k. k. Staatsbahn=Direktion in Linz folgende Aeußerung abzugeben: Das Projekt der Herstellung eines Anschlusses an den Per¬ sonenzug Nr. 11 in St. Valentin behufs Schaffung einer günstigen Nachtverbindung von Wien nach Steyr wird von allen In¬ teressenten freudigst begrüßt, weil damit einer jener Uebelstände beseitigt wird, deren Behebung seitens der Stadtgemeinde=Vertre¬ tung Steyr bereits mit der dem hohen k. k. Eisenbahn=Ministerium am 19. April 1906, Z. 7863, unterbreiteten Eingabe angestrebt wurde. Auch die Führung eines Gegenzuges zum Anschlusse an den Personenzug Nr. 12 nach Wien würde insbesondere für die hiesigen Geschäftsleute einen beachtenswerten Vorteil bedeuten, da es denselben bei Benützung der projektierten Anschlüsse an die Züge Nr. 11 und 12 möglich wäre, einen ganzen Tag in Wien verbringen zu können, ohne dort übernachten zu müssen. Die Stadtvertretung von Steyr glaubt jedoch hervorheben zu müssen, daß es ihres Erachtens nicht zweckmäßig wäre und den Interessen der Stadtbevölkerung kaum entsprechen würde wenn die Einführung der projektierten Nachtzugsverbindungen von der Auflassung der ab 1. Mai d. J. neu eingelegten Züge Nr. 1123 und Nr. 1124 abhängig gemacht würde, da es keines¬ wegs noch feststeht, daß das Bedürfnis nach einem Anschluß an die Züge Nr. 11 und 12 größer ist, als nach den mit 1. Mai l. J. geschaffenen Zugsverbindungen, weil über die Benützung der erst mit 1. Mai d. J. ins Leben gerufenen Zugsverbin¬ dungen noch die Erfahrung mangelt, denn eine solche Neuein¬ führung braucht immer eine längere Zeit, bis dieselbe allgemein bekannt wird und sich beim reisenden Publikum einbürgern kann. Auch würde nach Auflassung des Zuges Nr. 1124 die hiesige Bevölkerung wieder auf jene ungünstige Verbindung mit der Landeshauptstadt Linz (Zug Nr. 1146/17) angewiesen sein, welche wiederholt zu lebhaften Klagen Anlaß gegeben hat, und welche im Hinblicke auf die vielen und regen geschäftlichen Be¬ ziehungen, welche zwischen der Landeshauptstadt und der nächst¬ größten Stadt Oberösterreichs naturgemäß bestehen, als unhalt¬ bar bezeichnet werden muß. Die Stadtvertretung der landesfürstlichen Stadt Steyr glaubt daher der Erwartung Ausdruck geben zu dürfen, daß die k. k Staatseisenbahn=Verwaltung bereit sein wird, für die bisher in Eisenbahnsachen so sehr vernachlässigte Stadt Steyr das gewiß nicht bedeutende finanzielle Opfer zu bringen und die gleich¬ zeitige Führung der in Aussicht genommenen Nachtanschlußzüge und der seit 1. Mai l. J. neu eingeführten Tageszüge Nr. 1123 und 1124 zu ermöglichen, ohne daß die letzteren Züge oder auch nur einer davon aufgelassen wird. Sollte jedoch die k. k. Eisenbahnverwaltung wider Erwarten nicht in der Lage sein, die gleichzeitige Führung dieser beiden Zugspaare zu ermöglichen, so glaubt die Stadtvertretung noch chließlich bemerken zu sollen, daß die mit 1. Mai l. J. einge¬ ührten Zugsverbindungen (Nr. 1123 und Nr. 1124) für die Stadt Steyr eine größere Bedeutung haben und erlangen dürften, als wenn diese Züge wieder aufgehoben und dafür die projektierten Nachtzugsverbindungen eingeführt werden würden. Wird einstimmig angenommen. — Z. 15.207. Dringlichkeitsanträge: Der Herr Referent gibt bekannt, daß noch zwei dringliche Gegenstände der l. Sektion vorliegen, nämlich: 1. Diensteskündigung des Sekundararztes im St. Anna=Spitale, Herrn Dr. Büchel. 2. Ansuchen der ledigen Mannschaft der Sicher¬ heitswache um Auflassung der gemeinsamen Menage. Die Dringlichkeit dieser Gegenstände wird angenommen. Der Herr Referent verliest ad 1 folgenden Sektions¬ antrag: Obwohl nach der Konkurs=Ausschreibung und dem An¬ stellungs=Dekrete Herr Dr. Büchel seinen Dienst als Sekundar¬ arzt im St. Anna=Spitale halbjährig zu künden hätte — somit sein Austritt erst am 10. Jänner 1907 erfolgen sollte — ist die I. Sektion dafür, die Kündigung des Herrn Dr. Büchel mit 1. Oktober 1906 zu acceptieren, um demselben bei der Erlan gung der angestrebten Gemeindearztensstelle in Sierning nicht hinderlich zu sein und stellt demnach folgende Anträge: Der Gemeinderat wolle beschließen: 1. Es werde die Kündigung des städtischen Sekundararztes im St. Anna=Spitale, Herrn Dr. Joh. Büchel, mit dem Dienstes¬ austritte am 1. Oktober 1906 ausnahmsweise angenommen und ist derselbe am 1. Oktober 1906 seines Dienstes als Sekundar¬ arzt des städtischen St. Anna=Spitales zu entheben. 2. Ist sofort die Konkurs=Ausschreibung wegen Wieder¬ besetzung dieser Sekundararztensstelle im St. Anna=Spitale unter den in der letzten Konkurs=Ausschreibung vom 27. November 1904, Z. 25.792, normierten Bedingungen mit dem Einreichungs¬ termine bis 1. September 1906 zu veranlassen. Wird einstimmig angenommen. Ad 2 liegt folgender Sektionsantrag vor: Nachdem die von den Gesuchstellern geltend gemachten Gründe tatsächlich vorliegen und das Gesuch vom städtischen Polizei=Inspektor und auch amtlich befürwortet wird, eine Ver¬ pflegung der kasernierten Wachmannschaft in Gasthäusern aber aus Dienstesrücksichten nicht zulässig erscheint, stellt die 1. Sektion den Antrag: Der löbliche Gemeinderat wolle beschließen: Es werde zur Erleichterung der Fortführung der eigenen Menage der unver¬ ehelichten kasernierten Wachmannschaft die Entlohnung der Köchin für diese Menage im monatlichen Betrage von 20 K ab 1. Juli 1906 seitens der Stadtgemeinde Steyr bis auf Weiteres be¬ stritten und ist die Stadtkasse anzuweisen, ab 1. Juli 1906 monatlich den Betrag von 20 K zu diesem Zwecke der städtischen unverehelichten kasernierten Wachmannschaft auszufolgen Dieser Antrag wird nach längerer Debatte, an welcher sich die Herren Gemeinderäte Hiller, Wolf, Köstler, Schertler, Dantlgraber und Herr Vizebürgermeister Lang beteiligen, ange¬ nommen. — Z. 77/V. P. II. Sektion. Referent: Sektionsobmann Herr G.=R. Josef Tureck. 6. Teilweise Abänderung des Beschlusses wegen Aukaufes von österr.=ungar. Bankaktien. Die städtische Rechnungskanzlei berichtet über den Ankauf von 20 Stück Aktien der österr.=ungar. Bank aus dem Franziska Eyermann'schen Fonde. Bezüglich des Ankaufes weiterer 20 Stück Aktien der österr.=ungar. Bank empfiehlt dieselbe den Verkauf der vinkulierten Silberrente Nr. 10.853 im Nominale von 40.000 K, anstatt die Verwendung der bisher in Aussicht ge¬ nommenen drei Fonde, weil zur Erlangung des Stimmrechtes der Ankauf von 20 Aktien aus einem Fonde erfolgen muß. Die Sektion stellt hierüber folgenden Antrag: In teilweiser Abänderung des Beschlusses vom 11. Mai d. J. wolle der löbliche Gemeinderat beschließen: Es sollen zum Ankauf von weiteren 20 Stück österr.=ungar. Bankaktien nicht die in dieser Sitzung bestimmten Fonde herangezogen werden, sondern die auf den Namen Stadtgemeinde Steyr vinkulierte Silberrente Nr. 10.853, ddo. 1. Juli 1870, im Nominale von 40.000 K devinkuliert und veräußert werden. Die anzukaufenden 20 Stück österr.=ungar. Bankaktien, owie die für den erübrigenden Betrag von 6000 K wieder zu erwerbende Staatsrente sind wieder auf den Namen der Stadt¬ gemeinde Steyr vinkulieren zu lassen. Einstimmig nach Antrag. III. Sektion. Referent: Sektionsobmann Herr Vize¬ Bürgermeister Franz Lang. 7. Kostenvoranschlag für die Herstellung eines Trottoirs von der Friedhofstiege bis zum Gehwege bei der Artillerie=Kaserne. Die Sektion stellt hierüber folgenden Antrag: Mit Rücksicht darauf, daß die Herstellung eines Trottoirs zum Zugange zur Kaiser Franz Josef=Artillerie=Kaserne sich als äußerst wünschenswert erweist, stellt die Sektion den Antrag: Der löbliche Gemeinderat wolle beschließen, dieses Trottoir solle nach dem vorliegenden Projekte hergestellt und die Kosten des¬ elben per 3000 K aus Präliminar=Post „Außerordentliche Bau¬ ührungen“ bewilligt werden. Dieser Antrag wird, unterstützt vom Herrn G.=R. Dantl¬ graber, einstimmig angenommen. Z. 14.956. 8. Grundpachtungsansuchen. Hierüber liegt folgender Sektionsantrag vor Der löbliche Gemeinderat wolle beschließen: Die Grund¬ parzelle 1054 sei dem Besitzer des Hauses Frauenstiege Nr. 6, Herrn Sebastian Hager, um den jährlichen Pachtschilling von 20 K, ab 1. Juli 1906 gerechnet, unter den bisherigen Pacht¬ bedingungen und ½jähriger gegenseitiger Kündigung zu verpachten. Einstimmig nach Antrag. — Z. 13.662. 9. Eingabe der Oberrealschul=Direktion um An¬ weisung von Rechnungen für Herstellungen im Turn¬ saale. Ueber die vorliegende Eingabe stellt die Sektion folgenden Antrag: Nachdem der für Adaptierungen in der Oberrealschule be¬ willigte und präliminierte Betrag per 4000 K bereits verbraucht erscheint, stellt die Sektion den Antrag, der löbliche Gemeinderat möge beschließen, auch noch außerdem und ausnahmsweise die vorliegenden Rechnungen über Herstellungen im Turnsaale zu genehmigen und den Betrag von 157 K 60 k zur Zahlung anzuweisen. Einstimmig nach Antrag. — Z. 13.539. Liegt noch folgender Dringlichkeitsantrag vor: Dringlichkeitsantrag betreffend das Ansuchen des Jugendspiel=Vereines um Zuweisung eines weiteren Platzes für Vereinszwecke. Nach Annahme der Dringlichkeit stellt die Sektion folgenden Antrag: Der löbliche Gemeinderat wolle beschließen, dem Verein für Jugendspiele und Körperpflege wird auch der verlangte Platz nördlich der Industriehalle zu Spielzwecken unter den in der Gemeinderatssitzung vom 11. Mai d. J. gemachten Bedingungen überlassen, nämlich daß der Verein die Gemeinde von jeder Auf¬

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