Ratsprotokoll vom 1. Juni 1900

Raths=Protokoll über die Sitzung des Gemeinderathes der k. k. l. f. Stadt Steyr am 1. Juni 1900. Eventuelle Mittheilungen. I. Section. (Sections=Sitzung Dienstag 10 Uhr vor¬ mittags.) 1. (Vertraulich.) Gesuch um Aufnahme in den Gemeinde¬ verband der Stadt Steyr. 2. Wahl von vier Mitgliedern in den k. k. Stadtschulrath Steyr für die nächste Functionsperiode 3. Wahl zweier Mitglieder in die Militärtaxbemessungs¬ Commission. II. Section. (Sections=Sitzung Mittwoch 3 Uhr nach¬ mittags.) 4. Eingabe des österreichischen Völker=Vereines um Ab¬ gabe von Gründungskarten. 5. Amtsbericht über den Stadtcassa=Journals=Abschluss pro Februar 1900. Gegen wärtig: Der Vorsitzende: Herr Bürgermeister Johann Redl. Der Vicebürgermeister: Herr Franz Lang. Die Herren Gemeinde¬ räthe: Edmund Aelschker, Dr. Franz Angermann, Leopold Anzen¬ gruber, Alexander Busek, Gottlieb Bruckschweiger, Carl Heindl, Josef Hiller, Josef Huber, Anton v. Jäger, Leopold Köstler, Matthias Perz, Ferdinand Reitter, Gottfried Sonnleitner, Victor Stigler, Otto Schönaner, Josef Tureck, Karl Wöll. — Ferner sind anwesend: Herr Stadtsecretär Franz Gall und als Schrift¬ führer Herr Franz Schmidbauer. — Entschuldigt sind die Herren Gemeinderäthe Haller, Handstanger, Redtenbacher und Tomitz. Der Herr Vorsitzende constatiert die Beschlussfähigkeit des Gemeinderathes, setzt voraus, dass die Herren Gemeinderäthe mit der Beistellung der Herren Anzengruber und Busek als Verifi¬ catoren des Protokolles einverstanden sind und erklärt um 3 Uhr nachmittags die Sitzung für eröffnet. Herr Vicebürgermeister Lang erbittet sich das Wort und sagt: Ich spreche im Auftrage einer Anzahl Gemeinderäthe, wenn ich den Dringlichkeitsantrag einbringe, dass wir die Verdienste unseres Herrn Collegen Victor Stigler, welche er sich durch seine hervorragende Bethätigung für das Gemeindewohl als Vice bürgermeister und als Obmann der Bausection wie auch als Vertreter im Landtage erworben hat, geziemend anerkennen und bitte ich um Annahme der Dringlichkeit. Der Herr Vorsitzende bringt die Dringlichkeit des Antrages zur Abstimmung und wird dieselbe mit allen gegen eine Stimme (Anton v. Jäger) angenommen. Herr Vicebürgermeister Lang fährt fort: Die hervor¬ ragende Thätigkeit des Herrn Victor Stigler als Vicebürgermeister der Stadt Steyr, als Obmann der Bausection, wie auch als Landtagsabgeordneter des näheren zu beleuchten, halte ich nicht für nothwendig, weil ja allen Gemeinderäthen bekannt ist, mit welchem Fleiße und Opferwilligkeit derselbe sich für die Interessen der Gemeinde eingesetzt hat. (Bravorufe.) Wir können ihm unseren Dank nur dadurch zum Ausdrucke bringen, dass wir ihm die höchste Anerkennung, welche dem Gemeinderathe für solche Fälle zusteht, verleihen, nämlich, dass wir ihn zu unseren Ehren¬ bürger ernennen. (Sämmtliche Anwesende erheben sich von ihren Sitzen Der Herr Vorsitzende constatiert die einstimmige Annahme dieses Antrages. Herr Victor Stigler erwidert hierauf: Hochgeehrte Herren Collegen! Ich danke Ihnen auf das allerverbindlichste für die hohe Ehrung, die Sie mir einstimmig zutheil werden Tages=Ordnung: 6. Gesuch der „Steyrer Liedertafel“ um Ueberlassung der Industriehalle für die 50jährige Jubelfeier und um gütige Be¬ willigung einer Spende zu den Kosten des 50jährigen Jubelfestes. III. Section. (Sections=Sitzung Mittwoch 4 Uhr nach¬ mittags.) 7. Antrag auf Beschaffung eines größeren Amtsraumes für das Meldungsamt im Rathhause. 8. Ansuchen der Verwaltung des neuen Armenhauses um Beschaffung einer Auswindemaschine. IV. Section. (Sections=Sitzung Donnerstag 4 Uhr nach¬ mittags.) 9. Zuschrift des Herrn k. k. Notars Adolf Ritter von Weismayr betreffs einer zu errichtenden „Mathias und Josefa Graßl'schen Stiftung“ 10. Vergebung der Interessen aus der Emil Gschaider¬ Stiftung pro 1900. ließen. Für einen Mann, der so lange im öffentlichen Leben wirkt wie ich, ist es ein unendlich wohlthuendes Empfinden, wenn er die Anerkennung jener Mitbürger findet, welche durch die Wahl unserer Mitbürger berufen sind, ein Urtheil zu fällen, was ein einzelner Mann im öffentlichen Leben im Vereine mit Ihnen zu leisten vermocht hat und dass Sie in Ihrem Urtheile berufen sind, jene hohe Ehre zu beschließen, welche Sie mir zutheil werden ließen. Die Thätigkeit im öffentlichen Leben in unserer Zeit ist keineswegs anstrebenswert. Der Kampf der Parteien hat solche Dimensionen angenommen, dass es nicht zu den Annehmlichkeiten gehört, im öffentlichen Leben zu wirken und zu arbeiten und dass sich der einzelne Mann manchmal die Frage aufwerfen muss: Warum exponierst du dich so? Wenn man aber im Vereine ehrenvoller Männer in die Lage kommt, ein kleines Schärflein für die Wohlfahrt der Gemeinde beizutragen, so hat man ein Gefühl der Befriedigung, und wenn eine bescheidene Thätigkeit so hohe Anerkennung findet, so ist das ein Ansporn, weiters im Vereine mit seinen Mitbürgern thätig zu sein, um auf diesem oder jenem Gebiete etwas zustande zu bringen. Sie können überzeugt sein, dass ich die Ehrenbezeugung, die Sie mir zutheil werden ließen, tief empfinde. Ich bin nicht der Mann, der Ehrenstellen anstrebt, ich hätte solche erreichen können, wenn ich das gewollt hätte. Ich bin der Meinung, dass ich dort, wo das Vertrauen meiner Mit¬ bürger mich hinstellt, meine Pflicht erfülle und dies kann ich nur, wenn ich Ihre Anerkennung, Ihre Mithilfe finde, allein ist jeder zu schwach, um wirksam thätig zu sein. Indem ich Ihnen nochmals meinen verbindlichsten Dank ausspreche, füge ich die Versicherung bei, dass ich, angespornt durch diese Ehrung, meine schwachen Kräfte noch weiters meiner lieben Vaterstadt zur Ver¬ fügung stellen werde im Rahmen meines Könnens. Herr Vicebürgermeister Lang ersucht nochmals um das Wort und führt aus: Durch die locale Zeitungs=Polemik wurden in letzterer Zeit auch Angriffe gegen den Gemeinderath gemacht und ich bin der Meinung, dass der Gemeinderath gegen dieselben solidarisch Stellung nimmt. Ich bitte für einen diesbezüglichen Antrag die Dringlichkeit anzuerkennen. Der Herr Vorsitzende bringt die Dringlichkeit dieses Gegen¬ standes zur Abstimmung und wird derselbe mit allen gegen eine Stimme (Anton v. Jäger) anerkannt. Der Dringlichkeitsantrag lautet: Löblicher Gemeinderath der l. f. Stadt Steyr! In letzterer Zeit wurde in der zwischen den hiesigen Localblättern Alpen bote" und „Tagblatt“ geführten und allseits bekannten Polemik von Seite des Localblattes „Der Alpenbote“ auch der Gemeinde rath der l. f. Stadt Steyr in der Art und Weise in diesen Kampf

2 gezogen, dass man im „Alpenbote“ den öffentlichen Anwurf sick zu machen erkühnte, als ob nicht alle Gemeinderäthe reine Hände und Ziele hätten, nicht alle hochachtbare Männer seien und als ob nicht alle ihren Verpflichtungen ohne egoistisch Zwecke obliegen würden Da sich nun der Gemeinderath der l. f. Stadt Steyr durch eine derartige unbegründete und tendenziöse Herabsetzung einzelner Gemeinderäthe in seiner Gesammtheit tief verletzt fühlen muse und ein solches Vorgehen nicht dulden kann und darf, weil dadurch die Autorität und das Ansehen desselben verletzt wird und weil überdies alle Gemeinderäthe mit gleicher Pflichttreue ohne selbstsüchtige Absichten nur für und um das Wohl ihrer Mitbürger bedacht ihren ihnen durch das Vertrauen der Wähler schaft übertragenen Aufgaben gerecht zu werden stets aufrichtig bestrebt sind und waren — so halte ich dafür, dass der löblich Gemeinderath gegen ein solches Vorgehen energisch Stellung nehmen müsse und beantrage ich, dass er beschließe folgend Resolution: Indem der Gemeinderath der l. f. Stadt Steyr sich geger die erwähnten unqualificierbaren Angriffe des Localblattes „De Alpenbote“ die Geltendmachung der ihm zustehenden gesetzlichen Schutzmittel vorbehält — weist der Gemeinderath heute diese Angriffe auf einzelne Mitglieder des Gemeinderathes mit alle Entschiedenheit und Entrüstung zurück, und erklärt zugleich, dase derselbe jederzeit solidarisch für die Erhaltung und Wahrung der ihm als öffentliche Behörde zukommenden Autorität und seine Ansehens eintreten werde. Der Herr Vorsitzende bringt die Resolution zur Abstim¬ mung und wird dieselbe mit allen gegen eine Stimme (Anton v. Jäger) angenommen Hierauf Erledigung der Tages=Ordnung I. Section. Referent: Sections=Obmann Herr G.=R Dr. Franz Angermann Gesuche um Aufnahme in den Gemeindeverband der Stadt Steyr. — Dieser Punkt wird vertraulich behandelt. Da¬ Protokoll hierüber dem öffentlichen Protokolle angeheftet 2. Liegt folgende Zuschrift vor: An den Gemeinderath der Stadt Steyr. Ueber demnächstigen Ablauf der gegenwärtigen Functionsperiode des k. k. Stadtschulrathes Steyr beehre ich mich um Vornahme der Wahl der seitens des Gemeinderathes de l. f. Stadt Steyr zu entsendenden vier Vertreter in den k. Stadtschulrath zu ersuchen und wolle das Resultat dieser Wahl mitgetheilt werden. — Der Vorsitzende: Red Die Section beantragt: Der löbliche Gemeinderath wolle die bisherigen Vertreter der Stadtgemeinde, nämlich die Herren Edmund Aelschker, Dr. Albert Clessin, Franz Lang und Victo¬ Stigler als Mitglieder des k. k. Stadtschulrathes wieder wählen Einstimmig nach Antrag. — Z. 10.337 3. Amtsbericht. Gemäß § 8 des Militärtax=Gesetzes und der Ministerial=Verordnung vom 20. März 1881 sind von Seit¬ des löblichen Gemeinderathes für die Militärtaxbemessung pro 1890 zwei Commissionsmitglieder und ein Ersatzmann zu wählen, vorüber das Amt Bericht erstattet. — Steyr, am 29. Mai 1900 Der Stadtsecretär: Gall Die Section beantragt: Der löbliche Gemeinderath woll¬ beschließen: Es werden als Mitglieder in die Militärtaxbemessungs Lommission gewählt die Herren Jacob Kautsch, Director der Depositenbank-Filiale, und Georg Lintl, Bäckermeister, und als Ersatzmann Herr Josef Hiller, Gemeinderath. — Einstimmig nach Untrag. — Z. 11.181 II. Section. Referent: Sections=Obmann Herr G.=R Josef Tureck 1. Der österreichische Völker=Verein für Hilfeleistung nach Elementar=Ereignissen in Wien ersucht um sinanzielle Unter tützung durch Abnahme von Gründungskarten. Der Sectionsantrag lautet: Mit Rücksicht auf die Ge meinderathsbeschlüsse vom 23. Jänner 1898 und 24. November 899, welche jedesmal in ablehnendem Sinne lauteten, stellt die Section den Antrag: Der löbliche Gemeinderath wolle diesem neuerlichen Ansuchen auch heute keine Folge geben. — stimmig nach Antrag Ein¬ — Z. 9560 5. Amtsbericht. Das gefertigte Amt berichtet, dass die Journale über die Einnahmen und Ausgaben der Stadteassa für den Monat Februar 1900 geprüft und richtig befunden worden sind. — Es betrugen bei der Stadtcassa: ie Einnahmen im Monate Februar 1900 31.261 K 10 hiezu Cassarest vom Vormonate 20.106 „ 65 Gesammt=Einnahmen im Monate Februar 1900 51.367 K 75 Ausgaben im Monate Februar 1900 6.515 K 74 Cassarest für den Monat März 1900 14.852 K 01 und betrugen bis einschließlich Februar 1900 die Gesammt=Einnahmen 41.690 K 82 h die Gesammt=Ausgaben 26.838 „ 81 Steyr, 28. Mai 1900. Der Stadtbuchhalter: B. Jandaurei Die Section gibt bekannt, dass das Cassajournal durch die Herren Gemeinderäthe Perz und Heindl geprüft und richtig be¬ unden worden sei. — Zur Kenntnis. — Z. 11.116. 6. Die Vorstehung der „Steyrer Liedertafel“ ersucht aus Anlass der Feier ihres 50jährigen Bestandes um Ueberlassung der Industriehalle für die Generalprobe, für den Festabend un für das Festconcert und bittet gleichzeitig mit Rücksicht darauf, dass die Auslagen des Vereines groß sind und beim Festconeert kein Entrée eingehoben wird, um Gewährung einer Spende. Der Sectionsantrag lautet: Da die „Steyrer Liedertafel“ seit ihrer vor 50 Jahren erfolgten Gründung nie gefehlt hat wenn es galt, Gemeinnütziges zu schaffen oder humanitäre Zwecke zu fördern, hält es die II. Section für eine Ehrenpflicht der Stadtvertretung, dem Ansuchen dieses Vereines vom 28. April l. J. zu willfahren und stellt den Antrag: Der löbliche Gemeinderath möge beschließen: 1. Es werde der „Steyrer Liedertafel“ in An erkennung ihres gemeinnützigen Wirkens und ihrer künstlerischen Leistungen ein Betrag von 400 Kronen zu den Kosten de¬ würdigen Begehung der seltenen Feier ihres 50jährigen Bestandes bewilligt und findet dieser Betrag seine Bedeckung in der Präli ninar=Post XII verschiedene Auslagen für öffentliche Festlich keiten. ?. Es seien dem Verein zur Abhaltung der Generalprobe, des Festabends und des Festconcertes die Räumlichkeiten der In dustriehalle unentgeltlich zu überlassen und sind die Kosten der Beleuchtung derselben von der Stadt zu tragen. 3. Die Reini jung des Saales nach Beendigung der Festlichkeiten hat die „Steyrer Liedertafel“ auf ihre Kosten zu besorger Herr G.=R. Anton v. Jäger erklärt, er sei mit den An¬ trägen der Section mit Ausnahme des Punktes 3 einverstanden Bezüglich des letzten Punktes beantrage er, dass die Kosten de Reinigung der Industriehalle von der Gemeinde getragen werde Herr G.=R. Heindl erwidert, die Section habe sich deshalb zu dem Antrage 3 veraulasst gesehen, weil ein früherer Gemeinde athsbeschluss dahin laute, dass derjenige, der um Ueberlassung der Industriehalle ansucht, auch für die Reinigung zu sorgen hat Der Herr Vorsitzende bringt den Antrag des Herrn G.=R. Jäger zur Abstimmung und wird derselbe mit 12 gegen 6 Stimmen angenommen Hierauf werden die Punkte 1 und ? des Sectionsantrages instimmig angenommen Z. 11.138 Herr G.=R. Dr. Angermann dankt als Vorstand der Liedertafel für diese munificente Spende und für die Ueberlassung der Industriehalle Herr G.=R. Schönauer ersucht, um Consequenzen vorhei die Spitze zu brechen, den Antrag des Herrn G.=R. v. Jäger noch dahin zu ergänzen, dass nur ganz ausnahmsweise und nur ius Anlass der 50jährigen Jubelfeier der Liedertafel von der Reinigungskosten der Industriehalle abgesehen wird Dieser Zusatzantrag wird ebenfalls einstimmig angenommen. II. Section. Referent: Sections=Obmann Herr Vice bürgermeister Franz Lang. 7 Der Herr Referent verliest eine Eingabe wegen Ver größerung des Meldungsamtes beziehungsweise Schaffung eine anderen größeren Amtsraumes für dasselbe und bemerkt hiezu ass diesbezüglich zwei Projecte vorliegen, das erste Project besteht in der Vergrößerung des gegenwärtigen Amtslocales des Meldungsamtes durch Einbeziehung der gegen den Hofraum zu gelegenen Localitäten, das zweite Project besteht in der Herstellun, einer Amtslocalität im l. Stocke durch Abmauerung des Vorhauses Die Majorität der Section habe sich für das zweite billigere Project entschlossen und stellt dieselbe folgenden Antrag: Der löbliche Gemeinderath möge die Adaptierung eines Locales für das Meldungsamt im I. Stocke des Rathhauses beschließen und lässt sich dabei hauptsächlich durch die Begründung leiten, dase amit ein neues lichtes Kanzlei=Local hergestellt wird und die Kosten geringer sind als bei Genehmigung der Adaptierung zu sheuer Erde. Die Kosten von circa 900 Kronen wären aus der Bost XVI, außerordentliche Bauführungen, zu bewilligen. Herr G.=R. Busek spricht sich für die Adaptierung der heuerdigen Localitäten aus, weil es nach seiner Ansicht wegen des Parteienverkehres zweckmäßiger sei, das Meldungsamt im Parterre zu belassen. Die Differenz der Kosten spiele keine Rolle. Herr G.=R. Schönauer schließt sich dieser Anschauung an Herr G.=G. Hiller bemerkt, er war früher auch de Meinung des Herrn G.=R. Busek. Nachdem sich aber heraus gestellt hat, dass auch die beiden Amtsärzte ein größeres Local jedürfen und überhaupt ein neuer Raum geschaffen werden muss o schließe er sich dem Sectionsantrage an, weil dann das bis zerige Meldungsamt für die Amtsräume praktisch wäre Herr G. R. Stigler bemerkt: Wie er aus dem Plan ersehe, soll das an das städt. Archiv anstoßende Zimmer in da Meldungsamt einbezogen werden, und dürfte die in das Archiv mündende Thüre vermauert werden. Mit diesem Projecte könne er sich nicht befreunden. Er glaube, man solle die kleine Mehr auslage nicht scheuen und beide Projecte ausführen, und zwar olle das Meldungsamt im Parterre belassen werden, wogegen ür die beiden Amtsärzte ein Local im 1. Stock geschaffen werden solle. Er stelle keinen positiven Antrag, doch möchte er diesen Gedanken der Bansection zur Erwägung anheim stellen Herr Vieebürgermeister Lang erwidert, wenn der Gemeinderath beschließe, beide Projecte auszuführen, so werde die Bausection sofort beistimmen. Nur wenn es sich um da¬ eine oder andere Project handle, werde sie sich für die Adap tierung im 1. Stock entscheider Herr G.=R. Stigler stellt nun den Antrag, beid Projecte um die Kostensumme von 1150 fl. auszuführen, welchem Antrag sich die Bausection anschließt Der Herr Vorsitzende bringt den Antrag des Herrn G.=R. Stialer zur Abstimmung und wird derselbe einstimmig ange¬ nommen. — Z. 88/Pr8 8. Ueber das Ansuchen der Verwaltung des Armenverpflegs¬ hauses in Steyr um Ankauf einer Wäscheauswind=Maschine stellt zie Section folgenden Antrag: Der löbliche Gemeinderath volle die Auschaffung einer Wäsche=Centrifuge für das Armen verpflegshaus beschließen, die Kosten von circa 400 Kronen aus dem Armenhausbaufond bewilligen und die III. Section zum Ankauf ermächtigen — Einstimmig nach Antrag — Z. 11.052 Der Herr Referent gibt bekannt, dass noch ein Gegenstand vorliege, nämlich das Gesuch der Fachlehrerin Anna Pehersdorfer

um Ueberlassung der Industriehalle zum Zwecke der Abhaltung eines Schauturnens ihres Privat=Turneurses und ersucht um Anerkennung der Dringlichkeit. Nach Annahme der Dringlichkeit stellt die Section der Antrag auf Willfahrung des vorliegenden Ansuchens gegen dem, dass die Gesuchstellerin die Kosten der Reinigung der Industrie¬ halle auf sich zu nehmen hat. — Einstimmig nach Antrag. Z. 283/St.=Sch.=R IV Section. Referent: Sections=Obmann=Stellvertreter Herr G.=R. Köstler. 9. Der Herr Referent trägt vor: Mit Zuschrift vom 1 15. Mai 1900 hat der Herr k. k. Notar Adolf Ritter von Weismayr in Steyr der Stadtgemeinde Steyr mitgetheilt, dass die am 9. April 190) verstorbene Hausbesitzerin Frau Victoria Merkl in ihrem schriftlichen Testamente ddo. 19. März 1900 folgendes angeordnet hat: An abzugsfreien, binnen 6 Wochen nach meinem Ableben zahlbaren Legaten haben zu erhalten: a) die Stadtgemeinde Steyr zur Errichtung einer den Namen „Mathias und Josefa Graßl'schen Pfründe“ führenden Stiftung 4000 fl — viertausend Gulden. Als Vertreter der Erben nach Frau Victoria Merkl hat der genannte Herr k k. Notar dieses Stiftungscapital per 8000 Kronen bereits im Wege der k. k. Post¬ sparcasse abzugsfrei zum Erlage gebracht und wurde der Ankau einer 4 % igen österreichischen Kronenrente per 8000 Kronen mit vorschussweiser Aufzahlung eventueller Mehrkosten aus dem Armen=Institut sowie die Zusammenschreibung und Vinculierung im vorstehenden Sinne bereits verfügt. — Hinsichtlich der ab¬ Die Verificatoren: Der Vorsitzende: reifenden Zinsen ist es der Wunsch der Stifterin und der Erben, dass diese Zinsen zur Auszahlung von zwei in ¼ jährigen Raten fällig werdenden Pfründen zu verwenden seien und dass nach der Intention der Verstorbenen diese beiden Pfründen durch den jeweiligen Herrn Bürgermeister der Stadt Steyr zunächst an arme Verwandte der Verstorbenen, in Ermanglung von solchen aber an zwei andere hilfsbedürftige Personen oder Familien ohne weitere Unterscheidung vertheilt werden sollen. Mit Rücksicht auf den wohlthätigen Zweck, die beabsichtigte immerwährende Dauer und die vorhandene Capitalsbedeckung unterliegt die An¬ nahme dieser Widmung keinem Bedenken und stellt demnach die Section den Antrag: Der löbliche Gemeinderath wolle diese Stiftung dankbarst annehmen und sich zur sorgfältigen Verwaltung des Stiftungs=Capitales bereit erklären. Wird einstimmig angenommen und der Stifterin der Dank Z. 10.780. durch Erheben von den Sitzen ausgedrückt. 10. Bezüglich der Vergebung der Interessen aus der Emil Gschaider=Stiftung pro 1900 im Betrage von 672 Kronen stellt die Section folgenden Antrag: Der löbliche Gemeinderath wolle beschließen, den Interessenbetrag per 672 Kronen aus der Emil Gschaider=Stiftung an die k. k. Oberrealschule laut Vorschlag des Herrn Director Aelschker für die namhaft gemachten 29 Schüler 440 Kronen und an die k. k. Fachschule laut Vorschlag der löb¬ lichen Direction an die namhaft gemachten 13 Schüler 232 Kronen zu vertheilen. — Einstimmig nach Antrag. — Z. 10.994. Hierauf vertrauliche Sitzung. Der Schriftführer:

Anhang zum Protokolle über die Sitzung des Gemeinderathes Steyr am 1. Juni 1900. Vertraulicher Theil I. Sektion. Referent: Sektions Obmann Herr G.R. Dr. Franz Angermann. 1. a. Herr Lopold Schagerl, Kaufmann in Steyr Sierningerstraße 2 bittet um Aufnahme in den GemeindeVerband der Stadt Steyr. Der Sektionsantrag lautet: Nachdem Gesuchsteller schon 24 Jahre stabil in Steyr wohnt und durch sein Geschäft entsprechende Existenz gesichert hat stellt die I. Sektion den Antrag: Der löbliche Gemeinderath wolle beschließen: Es werde Herr Leopold Schagerl in den GemeindeVerband der Stadt Steyr gegen

Entrichtung der Taxe aufgenommen. Einstimmig nach Antrag Z 9763. b. Herr Franz Mertl, Conducteur der kk Staatsbahnen in Steyr ersucht um Aufnahme in den Gemeindeverband der Stadt Steyr: Der Sektions Antrag lautet: Nachdem aus dem Gesuche nicht ersichtlich ist, dass sich Gesuchsteller schon längere Zeit in Steyr stabil aufhält, im Gegentheile aus den Beilagen hervorgeht, dass er als Conduckteur erst kurze Zeit in Steyr domiziliert und als solcher auch wiederversetzt werden kann, beantragt die I. Sektion: Der löbliche Gemeinderath wolle diesem Ansuchen keine

Folge geben. Hierauf Schluss der vertraulichen Sitzung Der Vorsitzende: Die Verificatoren: Schriftführer

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