Ratsprotokoll vom 13. August 1897

durch dieselben Organe eine Sammlung für die Hilfsbedürftigen unserer Stadt selbst zu veranlassen.“ Wird ohne Debatte einstimmig angenommen — Z. 17.991 I. Section. Referent Sectionsobmann Herr Vice¬ bürgermeister Victor Stigler. 2. Referent Herr Vicebürgermeister Stigler trägt vor: Das öffentliche Gut der Stadtgemeinde ist durch die letzte Ueberschwemmung vielfach beschädigt worden doch lasse sich dermalen der Schade nicht genau feststellen. Der Schade dürfte die Höhe von 60= bis 70.000 fl. erreichen, besonders dann, wenn der löbliche Gemeinderath sich entschließe, an Stelle einer der weggerissenen Hauptbrücken eine Brücke aus besserem Materiale zu erbauen. Verschiedene Brücken, so die große und kleine Fallenbrücke, Hammerbrücke, die Brücken am Wehrgraber haben mehr oder weniger Schaden gelitten, und sind diese Brücken oweit es dermalen möglich war, wieder in Stand gesetzt wor den. Inwieweit diese Brücken an ihren Pfeilern und Piloter beschädigt wurden, konnte bei dem jetzigen hohen Wasserstande nicht festgesetzt werden. Auch viele Straßenkörper haben Schaden genommen, so insbesondere der Weg zu den von der Gemeinde erworbenen Stadeln in Ennsdorf. Der Hauptschade für die Gemeinde liege aber darin, dass die Gsang= und Schwimmschul¬ brücke ganz weggerissen wurden und dieselben reconstruiert werden nüssen. Es werde nun Sache des löblichen Gemeinderathes sein, zu beschließen, aus welchem Materiale diese Brücken her¬ gestellt werden sollen und ob nicht eine davon aus Eisen, Betor oder Stein zu erbauen wäre. Der Herr Referent bringt nun eine Zuschrift der österr Montangesellschaft zur Verlesung, in welcher sich dieselbe an¬ bietet, der Stadtgemeinde Steyr, wenn sich dieselbe im Principe für eine Eisenconstruction entschieden haben sollte, zur Recon¬ struction dieser zwei Brücken kostenlose Projectskizzen und Vor¬ anschläge einzusenden. Die Bausection habe im Einvernehmen mit der Finanz¬ section sich zu folgendem Antrage geeinigt: „Die der Stadtgemeinde Steyr am öffentlichen Gute durch das letzte Hochwasser im Juli 1897 erwachsenen Schäden lassen sich zwar, da die Wässer noch nicht auf ihre normale Höhe zurück¬ gegangen sind, vorerst nur annähernd bestimmen, dürften aber die Summe von 60= bis 70.000 fl. (Siebenzig Tausend Gulden ö. W. erreichen. Der größte Schade wurde durch die Vernichtung der ogenannten Schwimmschul= und der Gsangbrücke verursacht, derei rasche Wiederherstellung im Interesse des gehinderten starken Verkehres unerlässlich ist. Hiebei kommt in Erwägung, dass besonders in Berücksichtigung der Kostenfrage es sich empfehlen wird, die Gsangbrücke wieder in Holzeonstruction herzustellen während die mehr exponierte Schwimmschulbrücke womöglick ohne Pfeiler oder Joche und aus widerstandsfähigerem Material hergestellt werden soll. Die Fortschritte und Erfahrungen der letzten Jahre in der Erbauung von Brücken über nicht sehr breite Flufsbette mit nicht zu niederen Uferwänden weisen darau hin, der Brückenconstruction aus Beton große Aufmerksamkei zu schenken. Die Vortheile dieser und besonders des Monier¬ Systems, wo sie überhaupt in Anwendung kommen, bestehen in außerordentlicher Dauerhaftigkeit, großer Tragfähigkeit, dem Wegfalle nennenswerter Erhaltungskosten und in der Billigkei gegenüber Constructionen aus anderen Materialen, auch des Eisens. Im vorliegenden Falle handelt es sich aber auch um möglichste Abhilfe eines anderen vorhandenen großen Uebel¬ standes. Die Erfahrung der letzten Ueberschwemmung, welche die Wasserhöhe derjenigen des Jahres 1672 erreichte, aber von der des Jahres 1829 noch sehr bedeutend überschritten wurde, hat ergeben, dass die gänzliche Ueberflutung der Insel, genannt Eysnfeld, die Möglichkeit einer bedeutenden Dammüberflutung daselbst, bei starkem Langholztreiben selbst die eines Dammdurch¬ bruches, nicht jedesmal ausgeschlossen ist. In einem solchen Falle ist auch die Haltbarkeit der Kalkofenbrücke und des bei der Schaftfabrik befindlichen Eisensteges der Waffenfabrik nicht garantiert, welche wahrscheinlich auch bei der heurigen Ueber chwemmung nicht standgehalten hätten, wenn die Holzsperre an der Pichlingerbrücke durchgebrochen worden wäre. Es ist daher nicht unmöglich, dass im Falle einer neuerlichen und noch ern steren Wassernoth der Verkehr zu diesem bezeichneten Stadttheile und mit den Bewohnern desselben gänzlich und nach allen Seiten hin abgeschnitten werden könnte, welches Ereignis sehr ernst Folgen nach sich ziehen würde. Es empfiehlt sich daher auch aus diesem Grunde wenigstens eine der hier in Frage kommenden Brücken aus solidem Materiale zu erbauen und die Widerlagen derselben so hoch als thunlich über die natürlichen Ufer aufzu bauen, beziehungsweise diese Ufer künstlich zu erhöhen, so dass eine gänzliche Ueberflutung der Brücke, wie es diesmal bei der Schwimmschulbrücke der Fall war, möglichst hintangehalten und einigermaßen die Garantie geschaffen wird, dass der Zugan zum Eysnfeld wenigstens an einem Punkte gesichert bleibt Die Eventualität einer mit der derartigen künstlichen Erhöhung der beiden Ufer zusammenhängenden Erhebung des Straßenzuges verbundenen kleinen Unbequemlichkeit des Verkehres oder das Eintreten eines sogenannten Schönheitsfehlers können gegenübe der Wichtigkeit der Sachlage wohl nicht in die Wagschale fallen. Es ist zwar sicher, dass eigentlich eine derartige Reconstruction der Kalkofenbrücke in Berücksichtigung des Vorgesagten und auch bezüglich der Lage dieser Brücke vorzuziehen wäre, aber dieselbe befindet sich noch in gutem Zustande, hat den Ansturm des letzten Hochwassers überdauert, die Reconstruction in solidem Materiale von zwei Brücken zugleich erlauben die vorhandenen finanziellen Verhältnisse nicht, somit müssen alle diese Gründe auf eine dies bezügliche Wiedererrichtung der Schwimmschulbrücke hinweisen. In Erwägung aller dieser Umstände stellt die Section den Antrag, der löbliche Gemeinderath wolle nachstehendes be chließen Die Gsangbrücke werde wieder in Holzconstruction im 1. beiläufigen Kostenausmaße sammt allen Nebenausführungen von 6000 fl. ö. W. hergestellt und die Bausection mit der sofortigen schleunigsten Veranlassung dieser definitiven und — Wiederherstellung, Vergebung der Arbeiten und dergl. betraut 2. Es wird im Principe beschlossen, die mehr exponierte Schwimmschulbrücke, umsomehr als nach den Erfahrungen welche das letzte Hochwasser zutage brachte, das Flufsbett an der bezüglichen Stelle zur Pilotage nicht gut geeignet zu sein cheint, diese Brücke dem Ansturme der großen Wassermassen der reichen Steyr am meisten standhalten muss und durch derei solide und pfeilerlose Construction die flussabwärts befindlichen Brücken in ihrem Bestande gesichert sein werden, nicht mehr aus Holz, sondern aus dauerhafterem Materiale herzustellen. Unter diesem würde dem „Beton“ vor allen der Vorzug zu geben sein, falls die vorhandenen Umstände, die Terrain¬ Verhältnisse, die Weite des Strombettes und die Höhe der Ufer die pfeilerlose Anwendung derselben ohne große Schwierig keiten und Kosten ermöglichen. — 3. Die Bausection wird er¬ mächtigt, die technischen Gutachten, Vorschläge, Offerte und Kostenvoranschläge der nennenswertesten Brückenbau=Con tructions =Firmen ehestens einzuholen und das schon vor liegende Anerbieten der löbl. österr. alpinen Montangesellschaf dahin zu beantworten, dass der löbliche Gemeinderath zwar fü eine Reconstruction der Brücke aus Eisen im Principe nicht entschieden habe, aber einem kostenfreien Offerte und Constructions=Vorlage seitens dieser geehrten Gesellschaft gerne entgegen gesehen werde — 4. Die Bausection wird angewiesen sobald diese Vorarbeiten durchgeführt sein, die Kostenfrage erhoben und die Angelegenheit spruchreif sein wird, die endgiltig Entscheidung des Gemeinderathes einzuholen, bevor die Arbeit definitiv in Angriff genommen wird. Hiezu bemerkt der Herr Referent noch, dass die Firmo G. A. Weiß in Wien im Baue der Betonbrücken eine große Be¬ deutung erlangt habe, und dass diese Firma erst kürzlich ein Betonbrücke von 50 Meter Spannweite in Ybbs erbaute, welch dem jetzigen Hochwasser vollkommen standhielt. Auf Grund dieser Erfahrung sei es wohl der Mühe wert, die Betonbrücken frage zu studieren, und er ersuche daher, den Sectionsantrag zu genehmigen Herr Gemeinderath Liutl unterstützt den Sectionsantrag und bemerkt, dass die Sectionen anfangs sich mit dem Gedanker getragen haben, beide Brücken aus anderem Material herzustellen doch der Umstand, dass die Gsangbrücke nur infolge des Weg¬ reißens der Schwimmschulbrücke so arg beschädigt wurde, und in Anbetracht der finanziellen Lage der Stadt haben sich dieselben dahin geeinigt, nur die obere Brücke aus widerstandsfähigem Materiale herstellen zu lassen. Weiters erörtert derselbe di Ursache, warum von der Erbauung einer provisorischen Fahrbrück abgegangen und die Wiederherstellung der Gsangbrücke aus Holz beschlossen worden ist Herr Gemeinderath Huber bemerkt, die Vortheilhaftigkei der Betonbrücken sei nicht zu verkennen, sie sind das Beste der Neuzeit, doch scheinen ihm hier die Terrainverhältnisse für eine olche Brücke nicht vortheilhaft. Die neue Brücke müsse, wenn sie standhalten solle, um 2—3 Meter höher angelegt werden, was aber bei dem niedrigen Straßenniveau nicht leicht durchführbar ein werde. Er stelle den Antrag, dass auch der Montangesell schaft Gelegenheit gegeben werde, ein Offert für Eisenconstruction zu überreichen. Herr Gemeinderath Kautsch schließt sich vollinhaltlich dem Sectionsantrage an Herr Vicebürgermeister Stigler erklärt, die beiden Sec tionen seien bei Berathung dieses Gegenstandes principiell dafür jewesen, dem Betonbau den Vorzug zu geben. Ob eine Beton¬ brücke möglich sein wird, das sei eine speciell technische Frage, mit der sich die Section nicht befassen könne, weshalb auch nu ein principieller Beschluss gefasst wurde. Was den Antrag des Herrn Gemeinderathes Huber anbelange, dass auch die Montan¬ gesellschaft zu den Offertverhandlungen einzuladen wäre, so glaube er, dass der Gemeinderath sich vorher im Principe für eine Eisenconstruction aussprechen müsste, was nach seiner Meinung nicht gut thunlich sei. Das vorliegende Anerbieten der Montan gesellschaft wäre daher dahin zu beantworten, dass der löblich Gemeinderath zwar für eine Reconstruction der Brücke aus Eisen im Principe nicht entschieden habe, aber einem kostenfreien Offerte eitens dieser Gesellschaft gerne entgegensehen wird. Ob dam die Montangesellschaft offerieren werde, wisse er nicht, aber ei halte dafür. Die Bausection werde sich mittlerweile an di Firma G. A. Weiß in Wien wenden, und wenn von dieser un der Montangesellschaft Offerte vorliegen, wird die Bausectio, dieselben prüfen und dem Gemeinderathe vorlegen. Hierauf werden die Punkte 1 bis 4 des Sectionsantrages vom Referenten nochmals zur Verlesung gebracht und werden bei der Abstimmung die Punkte 1, 2 und 4 unverändert, Punkt 3 mit der Ergänzung einstimmig angenommen, dass in dem Passus dass sich der löbl. Gemeinderath zwar für eine Reconstruction der Brücke aus Eisen im Principe nicht entschieden habe“, vor dem Worte „nicht“ das Wort „noch“ einzusetzen ist. — Z. 18.243 3. Die österr. Waffenfabriks=Gesellschaft theilt in den Schreiben vom 23. Juni l. J. mit, dass sie zur Erweiterung der Kalkofenstraße der Stadtgemeinde Steyr einen Grundstreifen

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