Ratsprotokoll vom 11. Juni 1897

9. Der Amtsbericht über das Marktgefälls=Erträgnis des diesjährigen Frühjahrmarktes weist ein Netto =Erträgnis von 1028 fl. 40 kr. aus (um 110 fl. 62 kr. mehr als im Vorjahre), was zur Kenntnis genommen wird. — Z. 12.592, 10. Der Stadtpfarrthurm=Feuerwächter Ignaz Achleitner bittet um Erhöhung seiner Entlohnung. Die Section beantragt die Abweisung dieses Ansuchens was einstimmig angenommen wird. — Z. 10.969. 11. Liegt folgende Eingabe vor: „Löbl. Gemeinde=Vor¬ stehung! Nach dem ersten Jahresberichte des Turnvereines in Steyr vom Mai 1862 hat die löbl. Gemeindevorstehung Steyr bereits in dem Turnjahre 1861 62 den sogenannten ehemaligen Assissen¬ Saal im Exjesuitengebäude nebst daranstoßendem Zwinger dem Turnvereine in Steyr zur Benützung überlassen, welcher auch bereits im gedachten Vereinsjahre bezogen und als Turnhalle vom Vereine eingerichtet und mit den nöthigen Turngeräthen versehen wurde. Zu den Einrichtungen, welche der Verein vor¬ nahm, gehörte auch die Herstellung einer Gasbeleuchtung, Bren ner, Röhren und Gasmesser. Seit dieser Zeit hat der Turnverein in Steyr seine Geräthe stets auch der Volks= und Mittelschule zur Benützung eingeräumt. Er hat überdies nunmehr seit 35 Jahren auch die Turnlocalitäten, gleichwohl, ob der Verein oder Schulen selbe benützten, beleuchtet und die Gasrechnung alljährlich für den ganzen Verbrauch in den Turnlocalitäten aus seiner Casse bestritten. Nicht selten wurden die Turnlocalitäten auch zu Vorstellungen und Festen, Theater, Weihnachtsbescherungen und dgl. von anderen Vereinen oder Körperschaften benützt. In allen diesen Fällen erfolgte die Beleuchtung mit Gas durch den Turn¬ verein. Der Turnverein gibt sich der Hoffnung hin, dass ihm die löbliche Gemeindevertretung und die Bewohnerschaft von Steyr das Zeugnis nicht versagen werde, er habe sich seit seinem Be¬ stande um die Pflege und Hebung der Turnsache ehrlich bemüh und habe sich auch im Feuerwehrwesen und durch Ertheilung freien Unterrichtes an alle Lehrlinge gemeinnützig gezeigt. Alle diese Aufgaben erfüllt der Turnverein gerne, aber unbegründet erscheint es, dass der Turnverein auch die Beleuchtung der Turn¬ localitäten für die k. k. Oberrealschule und Volksschule bezahle sowie die Beleuchtung in jenen Fällen, in welchen die Localitäten von anderen Corporationen benützt werden. Vielmehr glaubt der Verein nicht unbescheiden zu sein, wenn er nun an die löbl Gemeindevertretung mit der Bitte herantritt, diese wolle die Beleuchtung der Turnlocalitäten in eigene Regie übernehmen und die Gasrechnungen vom 1. Juni 1897 angefangen begleichen, gleichviel, ob Realschüler, Volksschüler, Lehrlinge oder Turner die Turnlocale benützen. In diesem Entgegenkommen würde nicht nur ein Ersatz für die Beleuchtungsauslagen gelegen sein welche der Turnverein seit 35 Jahren fur die Gemeinde gemacht hat, sondern es würde darin auch eine kleine Unterstützung des Vereines liegen. Der Posten ist nicht bedeutend, sondern beziffert sich nach den Casseberichten auf jährlich 60 fl. Der Turnverein in Steyr stellt demnach durch seinen Vorstand die ergebene Bitte, die löbl. Gemeindevertretung wolle die Beleuchtung der Turn¬ localitäten übernehmen. — Steyr, 16. Mai 1897. — Für den Turnverein in Steyr: Der Vorstand Dr. Julius Seidl m. p.“ Die Section beantragt, dieses Ansuchen dermalen aus finanziellen Gründen abzuweisen, jedoch möge der Gemeinderath beschließen, dass bei Zusammenstellung des Präliminares pro 1898 auf dieses Ansuchen Bedacht genommen werde. Herr Vicebürgermeister Stigler findet das Ansuchen des Turnvereines, der seit 35 Jahren die Beleuchtungskosten des Turnplatzes auch für die Zeit bezahlt, während welcher derselbe von den Schülern benützt wird, gerechtfertigt. In Ansehung dieser langen Zeit komme es auf das nächste halbe Jahr nicht an, er gebe sich mit dem Antrage zufrieden, in der Erwartung dass dieses Ansuchen bei der nächsten Präliminarberathung Be¬ rücksichtigung finde Hierauf wird der Sectionsantrag einstimmig ange¬ nommen. — Z. 11.640. 12. Die Leitung der Allgemeinen Arbeiter=Kranken= und Unterstützungscasse in Steyr bittet um eine Subvention für den Unterstützungsfond. Die Section beantragt die Bewilligung eines Betrages von 100 fl., was einstimmig angenommen wird. — Z. 12.065. 13. a) Der österr.= ungar. Hilfsverein „Austria“ in Nürn¬ berg bittet um eine Subvention Die Section beantragt die Abweisung dieses Ansuchens. Einstimmig angenommen. — Z. 12.707. b) Der Verein „Deutsches Haus“ in Littau (Mähren) bittet um eine Subvention. Die Section beantragt die Abweisung dieses Ansuchens. Einstimmig angenommen. — Z. 11.970. c) Der Philosophen=Unterstützungsverein an der k. k. Uni¬ versität in Wien bittet um eine Subvention. Die Section beantragt die Bewilligung eines Betrages von 5 fl. — Einstimmig angenommen. — Z. 12.909. 14. Entfällt, weil noch weitere Erhebungen nothwendig sind. III. Section. Referent Sectionsobmann Herr Vice¬ bürgermeister Victor Stigler. 15. Johann Reitter, Gastwirt, Frauenstiege Nr. 6, ersucht um Ueberlassung der Grundparcelle Nr. 1054 um den früheren Pachtschilling von 10 fl. Die Section beantragt: „Der löbl. Gemeinderath wolle das Ansuchen um Verpachtung des öffentlichen Gartengrundes, Parcelle 1054, um den jährlich im Vorhinein zu zahlenden Pacht¬ chilling von 10 fl. bewilligen, u. zw. vom 1. Jänner 1897 ab unter Zugrundelegung der Vereinbarungen und Bestimmungen des vorliegenden Pachtvertrages vom 5. December 1891 und gegen dem, dass die Kosten der Errichtung des Vertrages von dem Petenten getragen werden.“— Einstimmig angenommen. Z. 12.817. IV. Section. Referent Sections=Obmann Herr Ge¬ meinderath Ferdinand Reitter. 16. Die Jahres=Interessen per 336 fl. aus der Emil=Gschaider=Stiftung werden im Sinne des Sectionsantrages an 10 Schüler der k. k. Fachschule und Ver¬ suchsanstalt mit 100 fl. und an 24 Schüler der k. k. Oberreal¬ schule mit 236 fl. verliehen. Hierauf Schluss der öffentlichen Sitzung.

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