Ratsprotokoll vom 6. August 1880

Die Schüler der Anstalt machen die verschiedenen Ar- beitsweisen gruppenweise derart durch, daß alle nach der Reihe am Schraubstock, den Holz- u. Eisendrehbänken, der Hobelbank, dem Ambos, dem Schleif- u. Polierzeuge arbei- ten und haben dieselben jedes einzelne der Arbeitsstücke so oft zu wiederholen, bis dieses den in Arbeitszeichnun- gen gegebenen Abmessungen oder Lehren entspricht, und wird bei der Übername der Aufgabe die größte Strenge geübt. Daß auf diesem Wege wirklich ausgezeichnete Leistungen erzielt werden, bewies die in einem der Lehrzimmer veranstaltete Ausstellung von Schülerarbeiten zur Genüge und konnte, da das stufenweise Fortschreiten und die Zuname der Arbeitsleistung bestens beurteilt werden. Dem Curatorium war aber auch Gelegenheit gegeben, bezüglich der Ergebnisse in den geistigen Arbeiten sich ein Urteil zu bilden, da die Aufgabenhefte für Corespon- denz, im Schreiben dann im geometrischen und Freien Hand- Zeichnen aufgelegt waren und jedem Beschauer in Wohheit bewiesen, wie weit es Beharrlichkeit und Aus- dauer der Lehrer mit gutem Willen, Befähigung und Fleiße der Schüler verbunden bringen können, um ein wundernettes Bild des von mitunter den ge- ringsten Anfängen allmälig immer rascher aufsteigen- den Verständnisses der Schüler bieten. Im freien Handzeichnen werden durchaus Vor- würfe aus dem Eisen= u. Stalgewerbe nach den hervorragendsten stilvollen Mustern des 15. u. 16. Jahrhunderts wie auch der Neuzeit behandelt und wird im Geiste der deutschen Renaissance gear- beitet. Außerordentlich hübsch waren auch einige stilvolle geäzte und getriebene Eisenarbeiten, die als Lehrmittel für den Unterricht im freien Handzeichnen bestimmt, vom Lehrer im Freihandzeichnen Herrn Architekten Weber entworfen und von diesem und vom Werk- meister Herrn Tomandl gemeinsam ausgeführt worden sind. Auch von jenen Arbeiten, welche das eigent- liche Ziel der Anstalt bilden und dem hier heimi- schen Gewerbe angehören, waren eine Anzal von Messern, Taschen- u. Rasirmessern, Scheren, dann chirurgische Messer in Arbeit. Mit gleichem Interesse sahen wir auch die noch in der Einrichtung begriffene Schleif- u. Polierwerk- stätte, dann die für die so junge Anstalt reichlichen Lehrmittel- und Mustersammlungen.

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