Gemeinderatsprotokoll vom 4. Mai 1946

Verlockungen des Dritten Reiches unterlagen und niemand von uns wird leugnen, dass viele Österreicher ein vollgerütteltes Mass von Schuld trifft, dass unser Vaterland in den Faschismus und dadurch in den Krieg gerissen wurde. Aber auch viele dieser Irregeführten erkannten bald, aber leider zu spät, in welchen Abgrund Österreich durch die Einverleibung in das Dritte Reich getrieben wurde. Die antifaschistische Bevölkerung und wieder vor allem die Arbeiterschaft sammelte in dieser Zeit des Druckes, der Konzentrationslager und der Galgen ihre besten Kräfte und rüstete im geheimen und unter tausenden Gefahren den inneren Widerstand. Ungezählt sind die Opfer, die während des Krieges gebracht wurden und so ist es auch unsere Pflicht, dieser Opfer in tiefer Trauer zu gedenken. Der Gemeinderat als der berufene Sprecher der Bevölkerung ist sich bewusst, dass die Befreiung niemals aus eigenen Kräften hätte erfolgen können, er ist sich bewusst, dass die Tat der Befreiung ein Werk der Alliierten ist. Im Namen der Bevölkerung von Steyr möchte ich diese Feierstunde dazu benützen, an die grossen demokratischen Mächte der Welt die leidenschaftliche Bitte zu richten: Ihr habt uns von nationalsozialistischer Tyrannei befreit, gebt uns euren demokratischen Traditionen entsprechend nun auch die volle Freiheit! Dieses österreichische Volk hat in langen bitteren Jahren jene Erfahrung gesammelt, die es wahrhaftig befähigt, diese zweite österreichische Republik aus eigenen Kräften aufzubauen. Mir wurde ein von allen Mitgliedern des Gemeinderates unterzeichneter Dringlichkeitsantrag vorgelegt: Dringlichkeitsantrag. Die gefertigten Gemeinderäte beantragen, die Artilleriestrasse mit sofortiger Wirksamkeit in Rooseveltstrasse umzubenennen. Begründung: Die Stadt Steyr wurde von USA-Truppen am 5. Mai 1945 vom nationalsozialistischen Joche befreit. Die Verdienste des grossen Präsidenten der USA, Franklin D. Roosevelt um die Niederringung des deutschen

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