Gemeinderatsprotokoll vom 6. April 1946

als Treuhänder bestellt. Derzeit sind eine Reihe weiterer Fälle in Behandlung, doch ist eine endgültige Entscheidung über die Besetzung der Treuhänderstellen noch nicht ergangen. Was die Säuberung des Angestelltenapparates des Magistrates anlangt, so möchte ich folgendes sagen: Das Wesentliche ist während der Amtszeit meines Vorgängers geschehen, der darüber eingehend Bericht erstattet hat. Festgestellt sei, dass Verfügungen dieser Art seit Monaten durch die C.I.C. erfolgen und dass mir lediglich beratende und instruierende Stellung zukommt. Im übrigen gilt das bereits Gesagte auch hinsichtlich der Beamtendenazifizierung. Zusammenfassend teile ich mit: Entlassen würden bisher 20 Beamte und 20 Angestellte. Entpragmatisiert und in das jederzeit kündbare Angestelltenverhältnis überführt wurden 11 Beamte. Bei diesem Anlass möchte ich noch folgende Feststellung machen: Die Denazifizierung ist nicht nur ein politisches Problem, sie ist auch - was den öffentlichen Dienst anbelangt - ein verwaltungstechnisches Problem. Das muss der verantwortliche Bürgermeister bei jeder Entscheidung ins Kalkül ziehen, denn er trägt letztlich die Verantwortung für den klaglosen und jetzt wahrhaftig äusserst erschwerten Dienst aller Magistratsämter. Zum Schluss unsere Beziehungen zur Amerikanischen Militärregierung. Ich kann zu meiner grössten Genugtung feststellen, dass ich jederzeit volles Verständnis und Unterstützung gefunden habe. Die Vertreter der Militärbehörden sind von uns als Freunde geschieden. Sie haben an unserer Arbeit gesehen, dass wir am Aufbau der 2. Republik als ehrliche Verwalter mitarbeiten. Seit einer Woche ist in Steyr die Militärregierung aufgelöst. Ich möchte von dieser Tribüne aus dem letzten Gouverneur Lt. Ferentschak, mit dem ich am längsten zusammengearbeitet habe, offiziell herzlichsten Dank für seine Mitarbeit ausdrücken. Aus dem Bericht, der ja die Probleme nur andeuten konnte, kann man wohl ersehen, dass wir konstruktive Arbeit geleistet haben. Man muss aber auch ersehen, dass uns eine unermessliche Arbeit bevorsteht, eine Arbeit, die nur in der ehrlichen Zusammenarbeit aller demokratischen Kräfte geleistet werden kann. In diesem Sinne bitte ich Sie um Ihre Mitarbeit, bitte Sie die Bevölkerung immer und immer wieder aufzuklären.

RkJQdWJsaXNoZXIy MjQ4MjI2