Otto Ehler - Eisengewerbe und Stadtentwicklung

—86— Objekt A 3, Mühle, früher Hammerschmiedberg 13, Fabrikstraße 39 Dieses Objekt stand 1525 zusammen mit A 1 im Besitz des Lorentz Gutprot. Das Erbauungsdatum ist unbekannt. Ab 1543 im Besitz des Melchior Hirsch, der 1543 die anschließende Neumühle nach dem Abbruch einer alten Schleife erbaute und alle drei Mühlen A 1, A 2 und A 3 in seinem Besitz hatte. Erst 1617 kamen A 1 und A 3 an Mathias Hohensteger. Die beiden Mühlen blieben bis 1768 eine Einheit und gingen nach dem Tod des damaligen Eigentümers Josef Hießmaier an seine Tochter Theresia, die mit Johann Heininger verehelicht war. Die Mühle blieb bis 1884 im Besitz der Familie. Der gemeinsame Besitz findet seinen Niederschlag in der gemeinsamen Ordnungsnummer für A 1 und A 3 seit 1735. Am 15. Juli 1884 erwarb die Firma Joachim Winternitz' Neffen, Messer- Stahl- Eisen- und Metallwarenfabrik, das Gebäude durch exekutiven Kauf und vereinigte es schrittweise mit den Objekten A 1, A 2, A 5, A 6 und A 7 zu einer Fabrik, die 1938 von den Ehegatten Anton und Anna Pelz gekauft wurde. Die Grundbucheintragung erfolgte im Jahre 1939. 1832 ist die Heiningermühle auf der Löw'schen Darstellung als erdgeschoßiger Holzbau dargestellt. Löw erwähnt, dass Heininger neben seiner Mühle eine Gipsstampf betrieben hat. Es gehörten zwei Fluder und damit zwei Wasserräder zur Heiningerliegenschaft. Diese beiden Fluder lagen vom nördlichen Ufer aus an dritter und vierter Stelle. Da die Neumühle erst 1543 gebaut wurde und die Mühle A 3 älter ist, muss angenommen werden, dass am Bauplatz der Neumühle vor ihrer Errichtung schon eine Schleife oder ein anderer Werksgaden bestanden hat. Diese beiden Fluder hat Heininger mit behördlicher Genehmigung vom 15. September 1880 (Zhl 9373) zu einem Fluder mit einer Breite von 2,002 Meter vereinigt und anstelle von zwei Wasserrädern ein Rad mit einem Durchmesser von 4,30 Meter und einer Schaufelbreite von 1,90 Meter eingebaut. Mit diesem neuen Rad wurden eine Kunst- und Walzmühle sowie die Maschinen einer kleinen Nagelfabrik, die Heininger auf der an der Fabrikstraße gegenüberliegenden Parzelle in einem Nebentrakt des Müllerwohnhauses eingerichtet hatte, betrieben. Die Kraftübertragung in die Nagelfabrik erfolgte mit einer Transmissionswelle unter der Straßenoberfläche. Die Welle lief in einem aus Ziegeln gemauerten und mit Sandsteinplatten abgedeckten Kanal. Die Lagerböcke der Welle waren durch Schächte zugänglich gemacht, um eine Schmierung der Lager zu ermöglichen. Die Gipsstampf wurde aufgelassen. Auf einem „Situations — Grund & Profilplan, über die Wasser & Triebwerks Einrichtung der Kunst- und Walzmühle“ ist das Mühlengebäude als Massivbau dargestellt. Details über die Gründung sind nicht angegeben. Das Fundament straßenseitig hat eine Breite von 1,50 Meter. Der Grund für die Überbreite ist aus dem Plan nicht erkennbar. Die Fluder sind im Schnitt stark vereinfacht gezeichnet. Das Gebäude wurde von der Firma Winternitz' Neffen 1885 aufgestockt und der Fluderbereich zu A 5 und A 6 mit einem Obergeschoßtrakt überbaut. Ein Bauakt mit Plänen, der diese Vorhaben betrifft, konnte — wie unter A 2 erwähnt — nicht aufgefunden werden. Als Unterlagen über den Fluderbereich wurden Walzprofile verwendet. Die Fassaden sind schmucklos gehalten. Die straßenseitige Mauer mit einer Breite von 1,50 Meter weist eine überwölbte Öffnung von 6,50 Meter auf. Diese Öffnung ist 30 Zentimeter stark abgemauert und weist in der Abmauerung zwei Fenster mit einem Segmentbogensturz auf. Die Fensterkonstruktion besteht aus Stahlprofilen. Im ersten und zweiten Obergeschoß sind jeweils fünf Fenster angeordnet, die ebenfalls einen Segmentbogensturz aufweisen. Die Fenster auf der Straßenseite im ersten Obergeschoß besitzen eine im Sturzbereich verstärkte Fasche mit einer Schlusssteinimitation im Scheitel und einer Konsolimitation im Faschensprung. Der Denkmalwert des Objektes tut sich in der augenscheinlichen Entwicklung vom Gewerbe- zum Industriebetrieb kund. Während beim Umbau der Schleife A 1 noch nicht von Industriearchitektur der Baumaßnahme gesprochen werden konnte, ist dies beim Um- und Zusammenbau der ehemaligen Papiermühle und der Mahlmühle aufgrund der Größe, Konstruktion und Ausführungsart der Objekte der Fall.

RkJQdWJsaXNoZXIy MjQ4MjI2