Otto Ehler - Eisengewerbe und Stadtentwicklung

—74— Objekt A 1, ab 1880 Fabrikstraße 37 A 1 - Die Truglmühle Im Haus- und Grundbuch aus dem Jahre 1794 wird das Objekt Aichet Nr. 69 als Mühle mit drei Gängen bezeichnet. Die Nummer im Grundbuch bedeutet, dass die Mühle 1794 schon als Massivbau bestanden hat. Später lautet die Bezeichnung Hammerschmiedberg 1, 3 - das heißt, dass es sich bei diesem Grundbuchskörper um zwei Bauten gehandelt hat, die aber einen gemeinsamen Besitz dargestellt haben. Aus der Anordnung der einzelnen Zeuge und der dazugehörigen Fluder und Wasserräder ist ersichtlich, dass das Objekt mit der alten Bezeichnung Aichet 69 die in der Wasserbuchbeilage mit A 1 und A 3 bezeichneten Zeuge dargestellt hat. Der älteste Werkgaden im Bereich der Ersten Zeugstätte ist die Truglmühle A 1. Dies ist aus der Fluderführung unmittelbar am Ufer ersichtlich. Der Name scheint nach 1543 in den Urkunden nicht mehr auf. In diesem Jahr wird die Neumühle anstelle einer Schleife A 2 errichtet. Nach dieser Schleife war die Baulücke am Ufer zwischen A 1 und A 2 mit einemMühlenobjekt geschlossen worden, welches zwei Gänge besaß und - wie schon erwähnt - mit A 1 zusammen urkundlich nachweisbar seit 1525 einen Besitz dargestellt hat. Bis 1616 waren die drei Mühlen A 1, A 2 und A 3 gemeinsamer Besitz. Laut Berndt scheint 1598 erstmalig eine Ordnungsnummer für den Mühlenkomplex auf. 1768 wurden die Mühlen A 1 und A 2 besitzmäßig wieder geteilt und in A 1 eine Schleife eingerichtet. Diese Widmung bestand bis zum Verkauf des Gebäudes an die Firma Winternitz' Neffen im Jahre 1907. Das zur Truglmühle gehörige Wohnhaus, heute Bfl. 357, weist anfangs noch keine Ordnungsnummer auf. Diese Tatsache lässt auf eine sehr bescheidene Ausführungsart in Holzbauweise schließen. Die Schleife A 1 ist auf der von Löw angefertigten Ansicht im Jahre 1882 mit einer massiven Giebelwand dargestellt. Die erste aktenkundliche bauliche Änderung erfolgte im Jahre 1885. Am 25. März 1885 wird seitens der Behörde eine Notstiege zum Dachbodenraum im Bauwich zum westlichen Nachbarobjekt A 3 genehmigt. Am 14. April des gleichen Jahres suchte Frau Anna Schaffenberger um die Genehmigung zur Aufstockung ihrer Schleife an. Aus dieser Zeit stammen die ersten erhaltenen Pläne. Aus den Einreichplänen ist ersichtlich, dass das zu diesem Zeitpunkt erdgeschoßigen Objekt, welches einen hohen Kniestock und somit einen hohen Dachraum besaß, im Erdgeschoßbereich bereits in massiver Bauweise ausgeführt war. Auch das wasserseitige Fundament ist als massives Bauwerk, aber ohne Detailangabe, dargestellt. Das aufgehende Mauerwerk des bis dahin etwa zwei Meter hohen Erdgeschoßraumes ist dreißig Zentimeter stark, dem österreichischen Ziegelformat entsprechend, ausgewiesen. Das Erdgeschoß sollte durch den Umbau eine Geschoßhöhe von drei Metern erhalten. Die Geschoßdecke war aus Balken 18/20 mit einem Bohlenbelag vorgesehen. Die Decke über dem Obergeschoß sollte ähnlich, aber mit Balken 16/18, zur Ausführung gelangen. Das Obergeschoß erhielt eine Höhe von 2,67 Metern. Seine Umfassungswände wurden in Riegelbauweise 16 cm stark hergestellt. Wegen der durch den Maschinenbetrieb zu erwartenden Erschütterungen wurden Verstrebungen im Holzfachwerk der Riegelwände vorgeschrieben. Die Dachdeckung erfolgte mit Ziegeln. Das verwendete hölzerne Wasserrad wurde mit 3,8 Meter Durchmesser und einer Achsstärke von 0,75 Meter dargestellt. Vier Schleifsteine mit Durchmessern von 1,3 bis 1,5 Meter sind planlich ausgewiesen. Im Obergeschoß waren vier Polierscheiben untergebracht. Der Anrainer stellte bei der Bauverhandlung die Forderung, dass Auflagen auf „Fremden Stirnmauern“ verboten werden mögen. Eine Beheizungsmöglichkeit der Arbeitsräume ist planlich nur im Obergeschoß angedeutet. Die Baugenehmigung wurde am 30. April 1885 erteilt. Das Haus erhielt beim Umbau eine Feuermauer gegen den westlich gelegenen Nachbarn. Es wurde 1907, als es in den Besitz der Firma Winternitz' Neffen überging, mit dem Objekt A 3 baumäßig vereinigt, indem Mauerdurchbrüche im Erd- und Obergeschoß erfolgten. Es gehörte ab diesem Zeitpunkt zu einem Industriebetrieb und war Teil einer Fabrik geworden. Die Fassadengestaltung ist einfach und schmucklos.

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