Otto Ehler - Eisengewerbe und Stadtentwicklung

—10— Der Hochwasserabflussbereich, der sich über die gesamte Talniederung erstreckte, wurde erst in jüngster Vergangenheit durch die Errichtung des Kraftwerkes Klaus mit einer Rückhaltemöglichkeit am Oberlauf der Steyr eingeengt. Diese Hochwassergefährdung war bis in das 19. Jahrhundert bestimmend für die Freihaltung der Talniederung von Wohnbauten. Nur in dem, um 1480 in den ummauerten Bereich der Stadt einbezogenen, inneren Wohnbauten unter dem Wehrgrabenviertel waren, wie erwähnt, Steilabbruch des Inneren Schaursteins im Hochwasserbereich errichtet worden. Hier sei angemerkt, dass die innere Fabrikstraße aufgrund ihrer Höhenlage nur mit kurzen Teilen im Hochwasserabflussbereich liegt. Bei der Ersten Zeugstätte lagen bei einem fünfzigjährigen Hochwasserereignis neben den Werkgaden die Müllerwohnhäuser und das Papiererwohnhaus am Saggraben im überschwemmten Gebiet. Vom Hochwasser bedroht waren vor allem die in früher Zeit nicht befestigten und nicht geschützten Ufer des Mitterwassers und der Reichen Steyr. Dies führte oft zu argen Uferanrissen, ja zu Veränderungen des gesamten Flussregimes, wie 1572 in der Unterhimmler Au, 1663 im Bereich des späteren Steinkastens und 1776 zwischen Kleiner und Großer Falle. Schon bei dreißigjährigen Hochwässern wurde fast der ganze Talboden überschwemmt. Nur der westliche Teil der Pufferau liegt so hoch, dass er bei einem dreißigjährigen Hochwasserfall nicht überflutet wird. Diese stete Hochwassergefahr hinderte die Steyrer, das Mitterwasser und die Reiche Steyr energiemäßig auszunützen. Im Bereich der breiten Talniederung war dieser Flussarm zur Abfuhr der Hochwasserfracht notwendig. Erst in Zwischenbrücken, wo die Steyr zwischen steilen Konglomeratfelsen eingeengt wird, entstand früh am Fluss selbst eine große Wehranlage zum Betrieb der Spitalmühle und der Hofmühle an beiden Ufern, mitten in der Stadt. Die Zeugstätten standen im Abflussbereich der Hochwässer. Sie waren während des Hochwasserstandes nicht benützbar und wurden verschlammt, aber in der Regel nicht wesentlich beschädigt oder zerstört. Die Wührgrabler waren bestrebt, durch entsprechende Wasserbauten das bestehende Flussregime zu erhalten und errichteten hierzu Buhnen, Schlachten und anderes „Wassergepey“, das dem Schutz der Anlagen dienen sollte. Aber diese Schutzbauten reichten nicht aus, um die Gefahr abzuwenden und die anfallende Hochwasserfracht aufzunehmen, wie sich wiederholt zeigte, so besonders 1572 bei einem tausendjährigen Hochwasserfall. Selbst eine großzügige Regulierung des Mitterwassers im Bereich zwischen dem Eysnfeld — der alten Mitterau und der Pufferau im Jahre 1880 und Verbesserungen der Regulierungsdämme in den folgenden Jahren konnten Überflutungen in der Steyrniederung nicht verhindern. Diese Regulierung stellt an der Seite des Eysnfeldes einen gewaltigen Eingriff in das Stadtbild dar, der in der Folge durch eine natürliche Begrünung abgeschwächt wurde. Der Hauserstich, entstanden an der Wende vom 16. zum 17. Jahrhundert, zeigt die Entwicklung der Stadt in der Steyrniederung mit großer Genauigkeit. Auf der Pufferau südlich der Ersten Zeugstätte stellt Hauser die Werkstätte am Saggraben, die Säge des Joachim Händl und das Papiererhaus dar. Am Wehrwasser sind der ehemals Löschenprant'sche Hammer und die Objekte A 12 und A 13 zu sehen. Bei der Großen Falle ist die Bruckmühle an einem Mühlenrad zu erkennen. Nördlich, hangseitig, am Fuß des Ahlschmiedberges und des Hammerschmiedberges sind die drei Mühlen, die im gemeinsamen Besitz des Sebastian Händl standen, als ein Objekt durch ein Mühlenrad kenntlich dargestellt. Das Haus Aichet 67, oberhalb des Wohnhauses der Neumühle, besteht ebenfalls schon. Es steht in der Folge meist in gemeinsamen Eigentum mit der Schleife A 8. Auf der Insel „Bei der Steyr“ oberhalb der zweiten Zeugstätte sind amWehrgrabenufer zwei Häuser jeweils in einem eingefriedeten Garten wiedergegeben. Abseits gegen das Mitterwasser steht inmitten der Holzplätze die Pulverstampf. Die Insel „Auf dem Anger“ zeigt wehrgrabenseitig eine geschlossene Bebauung. Unterhalb der Zweiten Zeugstätte überbrückt die Kupferhammerbrücke das Gerinne. Oberhalb der Dritten Zeugstätte ist die Innere Reiterbrücke, unterhalb die Ledererbrücke dargestellt.

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