Otto Ehler - Eisengewerbe und Stadtentwicklung

—121— Objekt A 12, Schleife und Drahtzug, Schleifergasse 5 Dieses Objekt stand im Besitz des Lorentz Gutprot, es schien schon 1543 im Steuerbuch der Stadt Steyr auf. 1543 wurden im Niederaichet, an der Ersten Zeugstätte, Fuchsberger' s Erben mit Müll und Zeug, Valentin Strauß mit zwo Schleifen und Pangratz Löschenprant mit einem Hammer vermerkt. Vor 1610 bestanden nur sechs Werkgaden im Bereich der Ersten Zeugstatt, die Hauser auf seinem Stich, der um diese Zeit entstand, darstellte. Am Nordufer ist ein größeres Gebäude mit einem Wasserrad zu sehen. Bei diesem Haus handelt es sich um den Mühlenkomplex A 1, A 3 und A 2, der damals besitzmäßig eine Einheit bildete und darum von Hauser als ein Gebäude dargestellt wurde. So verbleiben zur Bestimmung noch der Löschenprant'sche Hammer, der — wie erwähnt — in A 11 zu finden ist und die Strauß'schen Schleifen, die laut der Darstellung auf dem Hauserstich in A 12 und A 13 zu sehen sind, weil es 1543 im Bereich der Zeugstatt keinen weiteren Gebäudebestand gab. Die Schleife A 12 zählt somit zu den ältesten Werkgaden der Ersten Zeugstätte. Sie stand in der zweiten Hälfte des 16. Jahrhunderts im Besitz der Händl. Als der protestantische Bürgermeister Joachim Händl wegen seines Glaubens die Stadt verlassen musste, übernahm die Stadt seinen gesamten Besitz zur Veräußerung, darunter auch die Schleife A 12. Erst 1638 war der Händl'sche Besitz verkauft. Ab 1652 diente der Werkgaden als Drahtzug. Löw stellte die Werkstätte auf seiner Ansicht als einfachen Holzbau dar. 1858 bis 1864 gehörte der Drahtzug der k.k. privilegierten steyrisch - österreichischen Stahlwerksgesellschaft, ab 1864 den Ehegatten Leopold und Magdalena Putz, die 1867 neben dem alten Objekt der Schleife ein neues Fabriksobjekt in massiver Bauweise errichteten und Energie aus der ebenfalls in Ziegelmauerwerk neu gebauten Schleife vom Wasserrad mittels einer stählernen Transmissionswelle in Deckenhöhe über dem Erdgeschoß in ihre neue Nagelfabrik brachten. 1901 erwarb Julius Schmid die Nagelfabrik und führte sie bis 1909. In diesem Jahr kaufte Josef Mayr die Liegenschaft und richtete eine Bürstenbinderei ein. Ihm folgte 1935 Adelheid Mayr, die 1959 von Heinrich Ebner-Liedlbauer im Besitz abgelöst wurde. Liedlbauer betreibt die Bürstenfabrik in der Gegenwart als einzigen, im unmittelbaren Bereich der Zeugstätte noch florierenden Betrieb. Josef Mayr ließ nach einem Ansuchen vom 23. Februar 1909 anstelle des hölzernen Wasserrades in seiner Schleife ein neues, eisernes Rad mit einem Durchmesser von 4,40 Meter und einer Schaufelbreite von 72 Zentimeter einbauen. Die Kraftübertragung in sein Fabriksobjekt Schleifergasse 1 mittels der erwähnten stählernen Transmissionsachse wurde beibehalten. Diese Achse, welche das öffentliche Gut in 3,30 Meter Höhe überquert, besteht heute noch, wird aber nicht mehr benutzt. 1909 errichtete Josef Mayr nach Genehmigung durch die Baubehörde eine Materialremise in Holzbauweise mit der Parzellenbezeichnung Bfl. 1846. Diese Remise wird nach entsprechender Adaptierung seit 1950 als Werkstätte genutzt. 1911 hat Josef Mayr um die Genehmigung zur Errichtung eines Motorgebäudes im Anschluss an sein Fabriksobjekt und zur Aufstellung eines Bolinda – Stationärmotors angesucht. Der Motorraum wurde in Holzbauweise, das Rohölmagazin in massiver Art mit einer Stahlbetondecke, die gleichzeitig Dachfläche war, hergestellt. Der Motor war bis zum Jahre 1925 in Betrieb. Ein weiterer Anbau erfolgte an der Südseite des Fabriksgebäudes Schleifergasse 1 im Jahre 1911 in massiver Bauweise. Grundrisslich ging der Zubau bis an die straßenseitige Grundgrenze. Dies führte zu einer eigenwilligen Lösung mit einer stark abgeschrägten Südostecke der Baumasse. Das gemauerte Schleifenobjekt zeigt sich schmucklos einfach und besitzt ein Obergeschoß von geringer Höhe. Die Fassaden des Fabriksobjektes weisen segmentbogenartige Fensterstürze auf, die im Sturzbereich eine Fasche besitzen. Sonst ist die Fassade schmucklos. Das Fluder zu A 12 läuft zwischen dem Leopoldsederfluder zu A 11 und dem Fluder zur Schleife A 13. Das Ausrinnen erfolgte unter dem Schleifersteg und unter der Leopoldsederschleife. Die Wasserkraftanlage ist verfallen. Die Stahlteile des Wasserrades sind noch vorhanden. Es stand bis 1972 in Betrieb. Die Wasserrechte wurden mit Auflösung der Wehrgrabencommune zurückgelegt.

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