Otto Ehler - Eisengewerbe und Stadtentwicklung

—103— Objekt A 6, Schleifergasse 15 Dieses Objekt wurde um 1600 von Joachim Händl erbaut. Im 17. und 18. Jahrhundert lassen sich nicht alle Besitzer ermitteln. Auf der Ansicht der Ersten Zeugstätte von Löw 1832 ist die Schleife als einfacher, erdgeschoßiger Riegelbau aus Holz dargestellt. Sie stand von 1895 bis 1904 im Besitz der Firma Franz Werndl's Nachfolger, die mit dem Erwerb eine Vergrößerungsmöglichkeit der eigenen Anlage sicherstellen wollten, zu der es aber in weiterer Folge nicht kam. Die ersten schriftlichen und planlichen Unterlagen stammen aus einem Ansuchen der Firma Winternitz' Neffen aus dem Jahre 1905. Im Bauansuchen vom 6. April 1905 heißt es: „Wir beabsichtigen, bei Entgegenkommen der Wehrgrabencommune und der Herren Anrainer, statt der bisher nun stehenden, teilweise im schlechten Zustand befindlichen, auf Piloten ruhenden Holzhütten auf Pilotenrost von unter Wasserspiegel bis Fußbodenhöhe Betonquader, und im Parterre Ziegelmauer und 1. Stock doppelseitig verkleidete Riegelwand aufzuführen. Indem wir am Einrinnen keinerlei Veränderungen vornehmen, stellen wir beide Schleifen in gleicher Richtung von der Ablaßwand bis zum Werndlfluder, soweit derselbe gemeinschaftlich gehört, sonst auf eigene Wand, und eigene Pilotage und hat im Kaufvertrag unsere Vorbesitzerin hie zu die Einwilligung erteilt. Wir beabsichtigen, das Wasserrad in dem Raume der bisherigen Schleife Nr. 15, Schleifergasse, in der Weise einzubauen, dass wir die beiden Fluder in unserem Objekte auf ein Gerinne vereinigen und da ein Eisenwasserrad mit 5 Meter Durchmesser und zwei Meter Breite einbauen. Die Falle unmittelbar vor dem Wasserrade im Inneren der auf ein Objekt zusammengebauten Schleifen ist von der Hand zu regulieren, ebenso ist gedacht, vom Inneren aus durch Kettenzug die geteilten Fallen beim Einlauf zu ziehen, in jedem Falle wird eine Einrichtung geschaffen, so wie selbe die Verhältnisse fordern und gestatten. Im Parterre liegt zwischen den Fludern von uns und Herrn Kössler der Antrieb und sollen fünf Schleifsteine Solinger Manier betrieben werden und sind die Aborte oberhalb des eigenen Hinterfluders gedacht. Zum ersten Stock wird eine Stiege geführt nach Möglichkeit und im ersten Stock sollen 18 Polierzeuge und eine Dynamomaschine plaziert werden. Zum Einscheiben der Schleifsteine muß der Holzsteg benützt werden, der von der Wehrgrabencommune hergehalten wird und ist eine 2 1/2 Meter hohe Tür angebracht, während für den Eingang der Schleifer auf der Ablaßseite die Tür dient und ist sowohl Parterre wie erster Stock heizbar hergestellt. Vom ersten Stock dieses Umbaues beziehungsweise Neubaues ist ein aus Traversen bestehender Verbindungstrakt zu unserer alten Poliere im 1. Stock des Gebäudes Hammerschmiedberg 13 gedacht, der zugleich als Rettungsausgang dient. Sollte eine Aufführung in Betonmauerwerk und Mauerung unmöglich werden, müsste die Durchführung ganz in Holz erfolgen, doch soll ein solides Objekt geschaffen werden, wodurch die allgemeine Stabilität in der Zeugstätte gewinnt. Weiters beabsichtigen wir laut Plan in dem Hofraum unseres Hauses KNr. 464 im Aichet Hammerschmiedberg Nr. 1 und 3 ein Magazingebäude von 19 Meter Länge als Verlängerung des alten Magazins aufzuführen, wo ebenerdig Kohlenhütten und eventuell eine Beitzerei gedacht ist.“ In der Baubewilligung vom 16. Mai 1905 fallen die zahlreichen, die Arbeitssicherheit betreffenden Genehmigungsbedingungen auf. Dieses 1905 anstelle der Schleifen A 5 und A 6 errichtete Objekt wurde zu einem späteren Zeitpunkt mit dem Bau A 3 durch eine Überbauung der Fluder in Höhe des Obergeschoßes verbunden. Dieser Verbindungsbau A 3 - A 6 im Obergeschoßbereich dürfte während des Ersten Weltkrieges ohne behördliche Genehmigung errichtet worden sein. Pläne dieser Baumaßnahme sind dem Anschein nach bei der Behörde nicht aufgelegen, da nach dem Brand A 5 - A 7 im September 1945 in den Wiederaufbauplänen anstelle des Verbindungsbaues nur ein Verbindungssteg angedeutet wurde, der beim Bau des Schleifwerkes anstelle von A 5 und A 6 im Jahre 1905/06 errichtet wurde. Die dem Bestand angeglichene Ausführung wurde von schweren Walzprofilen getragen. Der Neubau wurde planmäßig ausgeführt. Der Sockel wurde aus großen Betonfertigsteinen errichtet. Das Sockelmauerwerk ist 55 cm stark. Das aufgehende Mauerwerk wurde in Ziegeln 45 cm stark ausgeführt. Auf der Südfassade wurden pro Geschoß sechs Fenster, davon die fünf flussabwärts gelegenen mit gleichen Achsabständen angeordnet. Sie haben einen flachen Segmentbogensturz und eine Eisenkonstruktion mit einer kleinflächigen Teilung, die im Erdgeschoß fünfunddreißig und im Obergeschoß dreißig Scheiben aufweist. Sonst ist die Fassade schmucklos. Das Objekt stand von 1905 bis 1938 im Besitz der Firma Winternitz' Neffen und wurde 1938 von den Ehegatten Anton und Anna Pelz erworben. Es war anstelle der Schleifen A 6 und A 5 errichtet worden. Der weitere Vorgang ist schon unter A 5 beschrieben worden.

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