Otto Ehler - Eisengewerbe und Stadtentwicklung

—100— Objekt A 5, Schleifergasse 13 Dieses Objekt wurde um 1620 von Joachim Händl als die am weitesten flussabwärts gelegene einer Gruppe von drei Schleifen in der nördlichen Gerinnehälfte erbaut. 1800 erwarb das ehrsame Feilhauerhandwerk die Schleife. Löw, der auf einer Ansicht der Zeugstätte von der Unterwasserseite die Schleife als einfachen, eingeschoßigen Holzbau darstellt, nennt 1832 Georg Bley als Besitzer. Die auf Piloten stehende Schleife war über den Ausrinnen der beiden Oberliegerschleifen errichtet und vom Schleifersteg zugänglich. In den folgenden Jahren, der Zeitpunkt ist nicht bekannt, erfolgte eine Aufstockung. In dieser Zeit wurden allgemein Polierwerkstätten eingerichtet, die im Obergeschoß untergebracht wurden. Aktenkundig ist ein Ansuchen des Besitzers Josef Molterer aus dem Jahre 1869 um Genehmigung eines Schleifenneubaues. Bis zu diesem Zeitpunkt bestand der Werkgaden aus einem zweigeschoßigen, hölzernen Riegelbau mit einem nach Norden über die Radhütte abgeschleppten Dach. Die Verhandlung für den Neubau hat am 1. September 1869 stattgefunden, die Baugenehmigung wurde am 3. September des gleichen Jahres, also nach nur drei Tagen, erteilt. Die Einreichungsunterlagen zeigen einen dreigeschoßigen Riegelbau mit einem etwa fünfzehn Grad geneigten Dach, dessen Firstrichtung parallel zum Mittelablass verläuft. Die Breite des Neubaues reichte über das Fluder, sodass das neue hölzerne Wasserrad mit einem Durchmesser von zwei Wiener Klaftern und zwei Fuß im Gebäude selbst untergebracht werden konnte. Das Ausrinnen vom eigenen Wasserrad und die Ausrinnen der Oberlieger erfolgten im Sockelbereich und führten noch unter dem Schleifersteg durch, wie dies auch beim Altbau der Fall war. Im Erdgeschoß war die Anordnung von vier Schleifsteinen mit je einem Klafter Durchmesser vorgesehen, die auf einer Achse, die normal zum Grindel stand und der Plandarstellung nach aus Stahl bestand, liefen. Der Einreichplan besteht aus einem Grundriss mit der Einzeichnung der Oberliegerfluder und des Fluders zu A 4 sowie dem Ablass, dem Schleifersteg und der Radhütten der Werkgaden am Nordufer, sowie einem Längs- und einem Querschnitt. Im Querschnitt sind die Umrisslinien des Altbaues und der Nachbarschleife A 6 eingetragen. Die stählernen Achsbolzen des neuen Grindels sind erkennbar. Das geplante Wasserrad hatte einen größeren Durchmesser als das bisher bestehende, darum musste die Radhütte über das Fluder vorgezogen werden. Der Absperrschütz des Fluders war vom Obergeschoß zu bedienen. Am 22. September 1892 erhielt Josef Molterer den behördlichen Auftrag, das nunmehr baufällige Schleifengebäude abzutragen. Die Bestandsdauer von nur einundzwanzig Jahren ist nicht sehr beachtlich. Dies mag daran gelegen sein, dass billiges Bauholz von Sägewerken an der oberen Steyr, welches schon angeflößt worden war, fertig zugeschnitten als Balken, Bohlen und Bretter, neuerlich beim Flößen zum Bauplatz in das Wasser kam und daher den damals üblichen langen Trocknungsvorgang nicht durchmachen konnte. Franz Werndl, der den baufälligen Riegelbau 1892 erwarb, ließ ihn abtragen und neuerlich, aber nur zweigeschoßig, in Holzkonstruktion wiedererrichten. Gleichzeitig suchte Werndl um die Genehmigung zur Verbindung der Fluder von A 5 zu A 4 an, um das Energiedarbot in seiner Nagel- und Werkzeugfabrik zu erhöhen. Im Fluder zu A 5 sollte vor der Radhütte ein Schütz eingebaut werden, durch dessen Schließung das Wasser in das Fluder der Fabrik umgeleitet wurde. Das Bauansuchen wurde am 15. Fertigstellungsanzeige erfolgte Benützungsbewilligung wurde am 15. Oktober 1892 genehmigt, die am 14. April 1893, die April 1893 erteilt. Werndl' s Nachfolger verkauften die Schleife, von deren Neubau keine Pläne vorliegen, an Karl und Anna Molterer, die ab 21. August 1896 als bücherliche Besitzer aufscheinen. 1905 veräußerte Anna Molterer als Alleinbesitzerin die Schleife an die Firma Winternitz' Neffen. Die Schleife wurde im gleichen Jahr abgebrochen. Auf den Bauplätzen von A 5 und A 6 wurde ein zweigeschoßiges Fabriksobjekt in massiver Bauweise errichtet, dessen Beschreibung unter A 6 erfolgt. Dieses Objekt wurde mit den am Wasser liegenden Bauwerken der Firma Winternitz' Neffen 1938 an Anton und Anna Pelz verkauft, die eine Gitterstrickerei betrieben. Die Wasserkraft wurde kaum mehr genutzt. Am 19. September 1945 zerstörte ein Brand den Dachstuhl der Wasserburg, wie dieser Trakt liebevoll von der Belegschaft der Firma Pelz genannt wurde, und beschädigte das Bauwerk. Es erfolgte eine Wiederherstellung. Die Firma Pelz schloss ihren

RkJQdWJsaXNoZXIy MjQ4MjI2