Eisenhandel im vorindustriellen Steyr

- 31 - selbst – woraus das Fundament der Firmengeschichte besteht. Das Gebiet erschlossen hätten jedoch Richard Ehrenberg und Kurt Wiedenfeld, „nachdem Schumpeter 112 als erster die Rolle des schöpferischen, neuernden Unternehmers für die wirtschaftliche Entwicklung zu zeigen vermochte.“ 113 Hermann Freudenberger, der in New Orleans lehrte und sich mit der österrei- chischen Wirtschaftsgeschichte im 18. und 19. Jahrhundert beschäftigte, 114 konnte als Gastpro- fessor für die Hochschule für Welthandel (heutige Wirtschaftsuniversität Wien) gewonnen wer- den, wo der Verein immer noch institutionell verankert ist. 115 Dem Gründungsvorstand gehörten neben zahlreichen Mitarbeitern am Institut für Wirt- schafts- und Sozialgeschichte auch einige Vertreter der heimischen Wirtschaft an, wie z. B. Hans Martinek von der Ersten Österreichischen Spar-Casse oder Friedrich Pulz von der Steyr- Daimler-Puch AG. Im Laufe der Jahre hatte der Verein unterschiedliche Sponsoren, wie z. B. die VOEST-AG Linz oder die Semperit AG, für die im Umfeld des Vereines umfassende Fir- mengeschichten entstanden sind. 116 Zu einem der ersten Projekte des Vereins zählte die Herausarbeitung einer Unternehmer- typologie auf Basis der Selbsteinschätzung von über 60 führenden Topmanagern in Öster- reich. 117 Eine weitere Errungenschaft des Vereins war die Ausarbeitung der Historischen Be- triebsanalyse als Methode, die bis 1992 bei der Durchleuchtung von über hundert Unternehmen angewandt wurde. Die Methode nimmt betriebswirtschaftliche Kriterien zur Aufarbeitung der Geschichte eines Unternehmens zu Hilfe 118 und verfolgt als Ziele die Ergänzung der „Macro- Economic-History“ um die „Micro-Economic-History“, eine stärkere Ausrichtung auf die So- zialstruktur der Betriebe, ihre Etablierung als wichtige Hilfswissenschaft der Betriebswirt- schaftslehre und Entscheidungshilfen für die Unternehmen bereitzustellen. 119 in: Schmollers Jahrbuch 45/3 (1921), 219–257, hier 240–243. Zu Stiedas wichtigsten Werken zählt die Edition der von und an den Hansekaufmann Hildebrand Veckinchusen gesandten Briefe: Wilhelm S TIEDA , Hildebrand Ve- ckinchusen. Briefwechsel eines deutschen Kaufmanns im 15. Jahrhundert, Leipzig 1921. 112 Joseph A. S CHUMPETER , Theorie der wirtschaftlichen Entwicklung. Eine Untersuchung über Unternehmerge- winn, Kapital, Kredit, Zins und den Konjunkturzyklus, 2. Auflage, München 1926. 113 Fritz R EDLICH , Geschichte des Geschäftslebens: Probleme und Aufgaben, in: Fritz Bock, Hg., Firmenge- schichte, Unternehmerbiographie, historische Betriebsanalyse (Veröffentlichungen des Vereines der wissenschaft- lichen Forschung auf dem Gebiete der Unternehmerbiographie und Firmengeschichte 1), Wien 1971, 12–15, hier 12. Schumpeter greift dabei auf Sombart zurück, der im Anschluss an Max Weber im Unternehmer die zent- rale Figur der kapitalistischen Wirtschaft erkannte; siehe Werner S OMBART , Der kapitalistische Unternehmer, in: Archiv für Sozialwissenschaft und Sozialpolitik XXIX (1909), 689–758. 114 Hermann F REUDENBERGER , The Waldstein Woolen Mill. Noble Entrepreneurship in Eighteenth-Century Bo- hemia (The Kress Library of Business and Economics 18), Boston 1963. 115 B RUSATTI , Geschichte, 30. 116 Ebd., 28. 117 Ebd., 24 f. 118 Alois B RUSATTI , 20 Jahre wissenschaftliche Forschung über Unternehmensgeschichte, in: Alois Brusatti, Hg., Familienunternehmen (Veröffentlichungen der Österreichischen Gesellschaft für Unternehmensgeschichte 15), Wien 1992, 61–68, hier 63 f. 119 B RUSATTI , Geschichte, 22 f. Gründungsvor- stand Historische Betriebsanalyse

RkJQdWJsaXNoZXIy MjQ4MjI2