Eisenhandel im vorindustriellen Steyr

- 30 - toren Handel, Gewerbe und Verkehr den Rest bildeten und keine einzelne Unternehmensge- schichte aus dem Fremdenverkehr stammte. 105 Er stellte fest, dass der Umfang zwischen weni- gen Blättern (mitunter sogar Faltprospekte) und Publikationen mit über 200 Seiten variierte. Während mehr als die Hälfte (40 Stück) „der wissenschaftlichen Methodik“ noch fernstanden, bemerkte er aber doch einen „Vormarsch der wissenschaftlich orientierten Unternehmenshis- toriographik“. 106 Diese zunehmende Verwissenschaftlichung der unternehmensgeschichtlichen Publikationen nach dem Zweiten Weltkrieg äußerte sich schließlich auch in der Konstituierung des „Vereins der wissenschaftlichen Forschung auf dem Gebiete der Unternehmerbiographie und Firmenge- schichte“ im März 1971 – drei Jahre vor seinem deutschen Pendant, der „Gesellschaft für Un- ternehmensgeschichte“ (GUG). 107 Der Verein erkannte den „Bedarf nach wissenschaftlicher Bewertung von Unternehmens- und Unternehmergeschichte, aber auch ein zunehmendes Inte- resse an historischen Darstellungen einzelner Firmen.“ Der unmittelbare Anlass zur Vereins- gründung kam schließlich durch die Beauftragung Alois Brusattis, an einer Monografie zum Jubiläum der Ersten Österreichischen Spar-Casse mitzuwirken. 108 Brusatti war es schließlich, der den Verein ins Leben rief. Neben ihm zählte auch Wilhelm Treue, der Pionier der deutschen Firmen- und Unternehmensgeschichte, zu den kooptierten Vorstandsmitgliedern. 109 Auch zu dem nach Amerika emigrierten Deutschen Fritz Redlich, der an der Harvard University als Professor lehrte und „in Amerika als der führende Unterneh- menshistoriker“ galt, bestand Kontakt. 110 Redlich schilderte in seinem Beitrag in der allerersten Publikation des Vereins, dass vor dem Ersten Weltkrieg noch niemand aus dem Fach der Nati- onalökonomie wusste, wie „Unternehmungen zustande kamen, was in ihnen vor sich ging und wie sie von ihren Unternehmern geleitet und verwaltet wurden.“ Nicht einmal Gustav von Schmoller, der mit seiner Studie über die Straßburger Tucherzunft 111 den Weg zur Firmenge- schichte öffnete, indem er nicht das Ergebnis eines Prozesses beschrieb, sondern den Prozess 105 Holzmann berücksichtigte für seine Analyse 75 zwischen dem Ende der 1950er Jahre und 1972 verschenkte Festschriften und ließ die wenigen, maschinenschriftlichen Dissertationen außen vor. 106 Gustav H OLZMANN , Strukturtypen von österreichischen Unternehmensgeschichten, in: Tradition – Zeitschrift für Firmengeschichte und Unternehmerbiografie 17/3 (1972), 183–192, hier 184–192. 107 M OSSER , Business History, 55. 108 Alois B RUSATTI , Zur Geschichte der Österreichischen Gesellschaft für Unternehmensgeschichte (ÖGU). 21 Jahre: 1971–1992, in: Herbert Matis, Hg., Historische Betriebsanalyse und Unternehmer (Veröffentlichungen der Österreichischen Gesellschaft für Unternehmensgeschichte 19), Wien 1997, 21–32, hier 21 f. 109 M OSSER , Business History, 55. 110 B RUSATTI , Geschichte, 30. 111 Gustav von S CHMOLLER , Die Straßburger Tucher- und Weberzunft: Urkunden und Darstellungen nebst Rege- sten und Glossar. Ein Beitrag zur Geschichte der deutschen Weberei und des deutschen Gewerberechts vom 13. bis 17. Jahrhundert, Leipzig 1879. Die Arbeit Schmollers – insbesondere der Druck der Urkunden – ist in enger Zu- sammenarbeit mit Dr. Wilhelm Stieda entstanden, der jedoch (gegen Schmollers Wunsch) als Autor zurück trat, weil er seinen eigenen Beitrag nach Schmollers intensiver Überarbeitung als zu gering einschätzte, um als Verfas- ser genannt zu werden; siehe Wilhelm S TIEDA , Zur Erinnerung an Gustav Schmoller und seine Straßburger Zeit, Institutionalisie- rung Wilhelm Treue

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