Eisenhandel im vorindustriellen Steyr

- 26 - Lediglich Irmgard Hacks Auseinandersetzung mit dem innerbergischen Eisenwesen greift auch bis in die erste Hälfte des 18. Jahrhunderts aus und thematisiert dabei stark den Eisenhan- del. 72 Anton Pantz beschäftigte sich mit dem Montanunternehmen „Innerberger Hauptgewerk- schaft“ von seiner Gründung 1625 bis zum Jahr 1783, 73 wohingegen die Darstellung des dama- ligen Direktors des Folgeunternehmens mit dem Namen „k. k. hauptgewerkschaftliche Eisen- werke“ sogar bis ins Jahr 1845 ausgreift. 74 Alfred Hoffmann thematisiert in seiner Wirtschafts- geschichte Oberösterreichs ebenfalls viele Aspekte des Steyrer Eisenhandels. 75 Den österrei- chischen Eisenhandel im Allgemeinen seit dem Ende des Zweiten Weltkrieges bis 1970 unter- suchte Wolfdieter Zirl in seiner Dissertation. 76 Die Zeit zwischen 1750 und 1850 scheint im Allgemeinen also ein blinder Fleck auf der Landkarte der Wirtschafts- und Sozialhistoriker zu sein, die sich mit dem Steyrer Eisenhandel beschäftigten. Angesichts der großen Bedeutung, die das Eisen und der Eisenhandel für die Stadt hatten, ist dieser Befund äußerst ernüchternd. Es scheint so, als würde das Interesse daran mit der Konjunktur des Eisenwesens einhergehen: Für die Zeit der Blüte des Eisenwesens im 16. Jahrhundert interessierten sich vergleichsweise viele Forscher/-innen, wohingegen die da- rauffolgenden Jahrhunderte – trotz zwischenzeitlicher Aufschwungphasen – für eine wissen- schaftliche Auseinandersetzung, auch zu Detailfragen, uninteressant gewesen zu sein schei- nen. 77 Auch Gerhard Seibold beobachtete für die Stadt Nürnberg und den süddeutschen Raum im Allgemeinen, dass die dortige Wirtschaftsgeschichte nach 1550 gering erforscht ist und erst wieder die im 19. Jahrhundert einsetzende Industrialisierung durch wissenschaftliche Aufarbei- tung gewürdigt wird. Er führt dies darauf zurück, dass dem süddeutschen Raum „für diese Zeit nur noch geringe Bedeutung im Konzert der europäischen Wirtschaftsmächte“ beigemessen wird. 78 Einzig die Erforschung der Produktionsseite der Steyrer Wirtschaft dürfte laufend Kon- junktur gehabt haben, z. B. durch Josef Ofner, der den Handwerkerstand erforschte 79 , durch 72 Irmgard H ACK , Steyr und seine Beziehungen zum innerbergischen Eisenwesen, in: Veröffentlichungen des Kul- turamtes der Stadt Steyr (1953), http://steyr.dahoam.net/?attachment_id=2200 (02.01.2020). 73 Anton von P ANTZ , Die Innerberger Hauptgewerkschaft: 1625–1783 (Forschungen zur Verfassungs- und Ver- waltungsgeschichte der Steiermark 6), Graz 1906. 74 Franz von F ERRO , Die kaiserlich-königliche Innerberger Hauptgewerkschaft und ihr Eisenwerks-Betrieb in Stei- ermark und Österreich bis zum Jahre 1845, in: Die steiermärkisch-ständische montanistische Lehranstalt zu Vor- dernberg […]. Ein Jahrbuch für den innerösterreichischen Berg- und Hüttenmann 3–6 (1843–1846), 197–386. 75 Alfred H OFFMANN , Wirtschaftsgeschichte Oberösterreichs. Werden, wachsen, reifen: Von der Frühzeit bis zum Jahre 1848 (Wirtschaftsgeschichte des Landes Oberösterreich 1), Salzburg 1952. 76 Wolfdieter Z IRL , Der österreichische Eisenhandel von 1945 bis heute, Dissertation, Graz 1970. 77 Auch Hoock konstatierte bereits 1997, dass sich die Handelsgeschichte im Allgemeinen deutlich auf das 16. Jahrhundert konzentriert; siehe H OOCK , Stand, 13. 78 Gerhard S EIBOLD , Die Viatis und Peller. Beiträge zur Geschichte ihrer Handelsgesellschaft (Forschungen zur internationalen Sozial- und Wirtschaftsgeschichte 12), Köln / Wien 1977, 1. Siehe außerdem Gerhard S EIBOLD , Die Manlich. Geschichte einer Augsburger Kaufmannsfamilie (Abhandlungen zur Geschichte der Stadt Augs- burg 35), Sigmaringen 1995. 79 Josef O FNER , Der Handwerkerstand in der tausendjährigen Geschichte Steyrs, Steyr 1949. 18. und 19. Jahr- hundert Lücken in der Steyrer Handels- geschichte

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