Die oberösterreichische Messerindustrie

86 9. Das Ansatzfräsen: Um die Klinge leicht aus dem Schmiedegesenk entfernen zu können, musste der Klingenansatz auch auf der Rückseite konisch geformt sein. Um das gerade Aufsitzen der Hefte oder der Heftabschluss- zwinger zu ermöglichen, fräste man diesen Konus auf einer Ansatzfräsmaschine flach. 10. Das Ansatzfeilen: Unter Verwendung feiner Feilen erfolgte die maßgerechte Gestaltung der ovalen Form des Klingen- ansatzes. 11. Das Klingenhärten: Mittels einer Feuerzange wurden je 10 - 15 Klingen auf den Angeln festgespannt und in einem mit Holzkohle gefeuerten Zugofen auf Härtetemperatur erwärmt (Hellrotglut – 850 Grad C). Solche hell- rotglühenden Klingen kamen zur Abtuschung in einen danebenstehenden, mit kaltemWasser gefüllten Trog, dadurch erreichten die Klingen Glashärte. Die Angeln hingegen durften nicht in das Wasser ein- getaucht werden und blieben weich. Zweck des Härtens ist, den Klingen die erforderliche Härte zu verleihen. 12. Das Anlassen: Um den Klingen auch wieder die nötige Plastizität zu verleihen bzw. um sie vor dem Brechen zu schützen, erfolgte auf glühenden Holzkohlen eine Erwärmung auf blaue Anlassfarbe (ca. 250 Grad C). 13. Das Hartrichten: Beim Anlassen, noch imwarmen Zustand, wurden die Klingen und Angeln am Amboss mittels Hand- hammer geradegerichtet, zwecks Beseitigung der durch das Härten entstandenen Verkrümmungen. In diesem Zustande übernahm die Schleif- und Polierabteilung die weitere Fertigung der geschmiedeten Klingen. 1 b.) Gestanzte Klingen: Als Ausgangsmaterial diente einfacher oder doppelkonischer Stahl. Dies brachte den Vorteil, dass man sowohl Klingen als auch Angelform aus einem Schnitt stanzen konnte, wodurch ohne Qualitäts- verminderung eine wesentliche Verbilligung eintrat. Insbesonders fanden die sog. geschnittenen Klingen, die allerdings nur mit Breitangeln hergestellt werden konnten, als Küchen- und Gemüsemesser Verwendung. Die Anlieferung des einfach- und doppelkonischen Stahls erfolgte in Stangen zu je 4 Meter Länge, gebündelt in Buschen zu ca. 50 kg. Arbeitsfolge: 1. Formstanzen: Aus einem 4 m langen Stück konischen Stahl stanzte der Arbeiter auf einer Exzenterpresse (50 Ton- nen Druck) Form und Angel in einem Druck. 2. Das Angellochen: Für die Nieten der Schalen stanzte man auf einer kleinen Exzenterpresse 3 Löcher in den Breitangel. 3. Das Weichrichten: Mittels Handhammer wurden, falls nötig, durch das Stanzen verkrümmte Klingen geradegerichtet. 4. Das Klingenhärten: siehe Härten vorhin. 5. Das Anlassen: siehe Anlassen vorhin. 6. Das Hartrichten: siehe Hartrichten vorhin. Sodann nahmen die geschnittenen Klingen ihren Weg in die Schleif- und Polierabteilung, wo die- weitere Bearbeitung der Messer, nunmehr wieder zugleich mit der geschmiedeten Ware, erfolgte. 1 Laut Mitteilung Hr. Dir. Josef Hack sen. Steyr

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