Die oberösterreichische Messerindustrie

25 auch sog. Tabakräumer, Pfropf- oder Stoppelzieher, ferner Scheren, Sägen u. dgl. Wenn wir in der Geschichte des Messererhandwerks zurückblicken, so stand es zu allen Zeiten je- dem Messerer frei, sein Gewerbe zu vervollkommnen und künstlerische Messer zu verfertigen. Der Magistrat Steyr verlieh Fröhlich das Gewerbe, doch das Messererbendwerk verweigerte die Aufnahme als Meister, ein Akt kleinlichen Zunftgeistes. Laut Bericht des Kreisamtes des Traunviertels befand sich das Gewerbe Fröhlichs in einem so blühenden Zustand, dass nicht einmal alle Nachfragen befriedigt werden konnten. 1 Bekanntlich stellt sich ja der Ertrag aus feiner Arbeit höher als aus grober, was besonders bei den damaligen Stahlpreisen von Bedeutung war. Die Meister der Steyrer Messerwerkstätte verfertigten damals bloß sog. gemeine Messersorten, ein Kunstmesserer hätte also nur Vorteile bringen können, nicht zuletzt für den Export. Die Hofkammer entschied zu Gunsten des Meisters Ignaz Fröhlich und gegen das in Zunftgeist er- starkte Handwerk. Er wurde in das Handwerk aufgenommen, zwar nicht als besonderer Kunstmesser- schmied, sondern als einfacher Messerschmied, dem es aber gestattet war, Waren nach seinem Kön- nen zu erzeugen. Man sieht also bereits die Tendenz der damaligen Administration, welche der Treibhausat- mosphäre eines im Zunftzwang versumpften Handwerksgeistes ein Ende zu bereiten. Die Wirtschafts- politik zielte auf die Gewerbefreiheit ab, bis letztlich die Gewerbeordnung aus dem Jahre 1859 die legislative Voraussetzung hiefür schuf. Ansonsten wissen wir, dass in dieser Zeit, also in den ersten Jahrzehnten des 19. Jahrhunderts, in Steyr nur gewöhnliche Messerwaren hergestellt wurden. Die jährliche Erzeugung betrug, den Ausstoß aller Meister gerechnet, nach Joseph Löws Beschreibung der Stadt Steyr, etwa 100.000 Dutzend Mes- ser und Gabeln. Die Messerschmiede wurden damals in "Lang- und Kurzmesserschmiede" gegliedert. Erstere ver- fertigten Tafelmesser, letztere Federmesser. Hauptsächlich wurde mit Italien Handel getrieben, von wo aus die zwar nicht sehr fein, dafür aber billig und dauerhaft gearbeiteten Fabrikate ihren Weg in die weite Welt nahmen . 2 Wir finden sogar auf einem Verzeichnis über Fabrikate des Landes ob der Enns die Bemerkung, dass in Steyr "keine feinen Stahlarbeiten verfertigt werden". Wohl gab es einige Meister, die bekannt waren für die hervorragende Qualität ihrer Erzeugnisse und beste Arbeit lieferten, die Masse aber erzeugte, wie es heißt, nur "sehr grobes, billiges und ordinäres Messerwerch". Nun folgen die Namen der im Jahre 1832 in Steyr ansässigen Messerermeister. Die weitere Ent- wicklung des Handwerks der Messerschmiede, die Schilderung des verzweifelten Existenzkampfes ge- gen die Allmacht der Maschine, sei einem späteren Kapitel Vorbehalten. Johann Breitenlehner, Messerschmied, Wieserfeld Nr. 46, Joseph Doppler, Messerer, Wieserfeld Nr. 52, Joh. Georg Baumgartner, Mittere Gasse Nr. 4, Leopold Doppler, Messerschmied, Wieserfeld Nr. 69, Felix Doppler, Mittere Gasse Nr. 18, Friedrich Daumbritz, Messerer in Vogelsang, Wolfg. Englahner, Messerer Nr. 39 in Aichet, Franz Englahner, Messerer, Bruderhausgasse Nr. 61, Franz Gangl, Messer- schmied, Aichet Nr. 9, Josef Fröhlich, Mittere Gasse Nr. 9, Katharina Gröwangin, Mittere Gasse Nr. 25, Anton Heindl, Messerschmiedmeister, Mittere Gasse Nr. 31, Adam Hochecker, Gleinkergasse Nr. 58, Ignaz Hellinger, Wieserfeld Nr. 39, Christian Haudrich, Messerermeister, Wieserfeld Nr. 49, Anna Hu- ber, Messererwitwe, Schnallenberg Nr. 91, Franz Lechner, Mittere Gasse Nr. 15, Ignaz Kernstock, Mes- serschmied, Wieserfeld Nr. 61 , 3 Franz Kernstock, Messerschmidt, Schnallenberg Nr. 97, Franz Leitl, Si- erningerstraße 90, Josef Molterer, Schuhbodengasse 43, Josef Mitterer, Messerschmied und Messe- rer, Sierningerstraße 89, Rudolf Riedler, Messerermeister, Wieserfeld 45. Leopold Riedler, Messer- schmied, Wieserfeld 75, Alois Stierhofer, Schuhbodengasse 55 - 56, Anna Thumin, bei der Steyr Nr. 5, Joh. Wochenalt, Messerschmied am Wieserfeld, Josef Werndl, Messerer, Nr. 99 Mittere Gasse, Jakob Wuritsch, Wieserfeld Nr. 33. Die wechselnde Bezeichnung Messerer bzw. Messerschmied ergibt sich daraus, ob der betreffende Meister von der Möglichkeit der Feuerhaltung Gebrauch machte oder in althergebrachter Weise 1 Hofkammerarchiv Wien, Kommerzkammer F 48/Nr. 1135/92 2 a.a.O., Löw, S. 22. 3 a.a.O., Löw, S. 23.

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