Die oberösterreichische Messerindustrie

117 Frankreich, Spanien, Türkei, Argentinien, Brasilien, Uruguay, Japan und Pakistan. Die Schneidwarenausfuhr in die Staaten des Ostblocks hält sich in sehr engen Grenzen und betrug im Jahre 1955: 1,3 Millionen DM und 1956 rund 2 Millionen DM. Die Exportsituation der Solinger Schneidwarenindustrie führt daher zu der Erkenntnis, dass die Aus- fuhrbemühungen gewisser Zweige der deutschen Konsumgüterindustrie auf steigende Widerstände stoßen. Sicher sind die hohen Produktionskosten der Solinger Erzeugung ein Hauptgrund für diese Entwick- lung. Das ständig steigende Lohnniveau in Deutschland mindert die Konkurrenzfähigkeit der Erzeug- nisse durch Preissteigerungen. Es würde über den Rahmen dieser Arbeit hinausgehen, eine gründliche Untersuchung darüber anzustellen, inwiefern das vorhin behandelte Prinzip der hausindustriellen Pro- duktion der Zeit der Automation entspricht! In der internationalen Besteckbranche geht der Zug der Zeit zweifelsohne zur gut ausgeführten Mit- telqualität, die in rein maschineller Erzeugung so hergestellt wird, dass diese, abgesehen von ausge- sprochen verwöhnten Ansprüchen, kaum der Solinger Handarbeit nachsteht. Ohne jedoch, wie letz- tere von vielen sehr hohen Fach- und Heimarbeiterlöhnen belastet zu sein. Infolge dieser Entwicklung hat die Solinger Industrie schwere Kämpfe mit einer immer intensiveren Konkurrenz auszufechten. Wird das System der "Fabrikation" mit dem internationalen Standard der Fließbandfertigung Schritt halten können? Das ist die Schicksalsfrage der Solinger Schneidwarenindustrie. Es ist zu hoffen, dass auch heute wieder, wie so oft in vergangenen Jahrhunderten, die Solinger Industrie mit der Technik im Bunde alle Schwierigkeiten meistern und den Weg in eine erfolgreiche Zukunft finden wird. c.) Überblick über die Schneidwarenindustrie in USA Die Schneidwarenindustrie in den Vereinigten Städten ist gekennzeichnet durch weitestgehende Spezialisierung, Typenbeschränkung, große Serien und bearbeitungsgerechte Formgebung. Der Hauptsitz der Schneidwarenindustrie ist Massachusetts, Connecticut, N.Y. State und Rhode Is- land. In diesen 4 Staaten ist über 80 % der bekannten amerikanischen Schneidwarenindustrie kon- zentriert, deren größter Betrieb über 6.000 Arbeiter beschäftigt. Die Firmen erzeugen nicht wie in Österreich sowohl Tafelmesser, Bestecke, wie auch Küchenmes- ser, sondern entweder das eine oder das andere. Typisch für die Herstellung von sogenannter "Tableware" (Serviceware, Restaurantware etc.) sind Firmen wie International-Silver Co., Oneider Ltd., R. Wallace, hingegen sind die typischen Vertreter der "Kitchenware"-erzeugenden Firmen (Küchenmesser, Früch- temesser, Gemüsemesser etc.) Ekco Products und Harrington Cutlery. Die Erzeugung von Tableware erfolgt nach modernsten Grundsätzen amerikanischer Massenpro- duktion, wobei abweichend von unseren Breiten das Werkstück für die Maschine konstruiert wird und nicht umgekehrt. Man ist sogar bereit, dem Geschmack Konzessionen zu machen, wenn dadurch fertigungstechni- sche Einsparungen erfolgen können . 1 Die ganze Aufmerksamkeit der amerikanischen "Designer" gilt demnach der Ausbildung der Griff- Formen, die oft in Anlehnung an klassische und barocke europäische Vorbilder gestaltet werden. Die Klingen sind nach Stromlinien-Prinzip ausgebildet (Streamline) und für jede Griff-Form gleich. Die amerikanische Besteckindustrie ist so groß, dass im Jahre 1952 in den Sparten "Cutlery, Hand- Tools and Hardware" 159.200 Arbeiter und Angestellte Beschäftigung fanden. Dazu kamen zur selben Zeit noch 48.000 Beschäftigte in den Branchen "Jewelry", "Silverware" und "Plated Ware". 2 Als Abnehmerkreis steht hier ein geschlossener Komplex von 160 MillionenMenschen kaufkräftigster Natur entgegen. Es liegt in der Natur der Sache, dass sich bei der Größe der amerikanischen 1 Laut mündlicher Mitteilung, Hr. Ing. Josef Hack jun., Steyr, Hack-Werke. 2 The Iron Age, Edition January 3/1952 S. 471, Source: Bureau of Labour Statistics.

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