Die oberösterreichische Messerindustrie

111 anschließende Tempern (Anlassen), ist deswegen so wichtig, da Messer, die nicht richtig gehärtet wur- den, niemals scharf bleiben . 1 Die vorgenannte Wärmebehandlung erfolgt fortschrittlicher Weise in kontinuierlichen Durchlauf- öfen mit Temperaturkontrolle. Hierauf erfolgt auf neuzeitlichenMesserschleifautomaten das Schleifen der gehärteten Klinge, und zwar so, dass zuerst eine Seite der Klinge und dann die andere an der Stirn- seite eines rotierenden Schleifzylinders radial nach außen bewegt werden. Während dieses Hubes er- folgt unter reichlicher Wasserzufuhr das Zerspanen der Schleifzugabe und Erzielen der geforderten Stärken an Schneiden und Rücken. Der Rücken verleiht dem Messer die Stabilität und Spannung, der Schneide hingegen fällt die ei- gentliche Aufgabe eines Messers zu, nämlich der Schnitt. Nach weiterem Operationsstufen, die vornehmlich die Rand-, Rücken- und Ansatzbearbeitung be- treffen, werden die Messer in neuzeitlichen Hochglanzpoliermaschinen am Griff fertiggestellt, was selbstverständlich nur in sorgfältiger Abstufung der Schleifmittel erfolgen kann. Bei Messerklingen ist ja kein Griff vorhanden, sondern nur ein ca. 40 - 50 mm länger und ca. 6 mm starker Fortsatz, genannt Angel. Dieser dient der späteren Befestigung der Klinge im Griff. Die letzten Operationen dienen dann der endgültigen Fertigstellung des Klingenblattes, die eben- falls auf einem ähnlichen Prinzip wie das maschinelle Schleifen beruhen. Hier ist selbstverständlich die Vorarbeit der Schleifmaschine von ausschlaggebender Bedeutung, daher auch die große Aufmerksamkeit, die man heute dem "Feinschliff" zuwendet. Die letzte Opera- tion am Klingenblatt wird gewöhnlich als "Pließen" bezeichnet, worunter man eine eigentümliche Blaufärbung der Klingenoberfläche versteht. Viel Entwicklungsarbeit wurde in letzter Zeit der eigentlichenMesserschneide zugewendet und eine Unzahl von Patenten angemeldet. Alles mit dem einen Ziel, die Schneide der rostfreien Messer, die bekanntlich ob der strukturellen Eigenart des rostfreien Stahls weniger Schnittkraft als die gewöhnli- che Klinge aufwies zu verbessern. Hier war es besonders der "Wellenschliff", der eine Sonderstellung unter all diesen Bemühungen erreicht hat. Aber auch neuzeitliche Hohlschliffe, verbunden mit säge- oder wellenschliffartigen Ein- kerbungen, werden laufend und in großen Mengen produziert. Für besonders hohe Ansprüche wer- den jedoch nicht die obenzitierten geschmiedeten Ganzstahlmesser (Monobloc-, auch Vollstahlmes- ser genannt) verwendet, obgleich dies die innigste Verbindung zwischen Griff und Klinge darstellt (und auch die dauerhafteste), sondern die mit Griffen aus mehr oder weniger edlem Metall verse- henen Messerklingen. Gerade diese Art von Messern (Hohlheftmesser genannt) wird besonders in der internationalen Hotellerie nachgefragt, wobei das Griffmaterial hauptsächlich Alpacca versilbert ist. In der allerfeinsten Ausführungsform jedoch erhalten die Klingen einen absoluten Spiegelglanz und werden mit Reinsilber-Hohlheften versehen. Das entspricht dem herkömmlichen Silberbesteck. b.) Gestanzte Messer. Die gestanzten Messer, auch geschnittene Ware genannt, umfassen vor allem die für den Küchen- gebrauch bestimmten Sorten, die ein prinzipielles Merkmal gegenüber den geschmiedeten Waren auf- weisen, nämlich, dass das Ausgangsmaterial entweder doppelkonischer Stahl oder ein Stahlband mit rechteckigem Querschnitt ist. Im ersteren Fall vollzieht sich die Herstellung dermaßen, dass mit Hilfe genau schneidender Schnitt- werkzeuge die Umrissform des Messers ausgeschnitten wird, hierauf in gleicher Weise wärmebehan- delt wird, wie bei den geschmiedeten Messern. Hier liegt besonderes Augenmerk auf das Erreichen von genügend Flexibilität, damit die an sich schwächer gehaltenen Klingen beim späteren Gebrauch nicht brechen. Nach der Schleifoperation, die sich ähnlich vollzieht wie bei der geschmiedeten Ware, erfolgt dann je nach Fortschrittlichkeitsgrad des Herstellers schrittweise das Längspolieren der Klingen bis zum Hochglanz. Längsweise deswegen, weil zum Unterschied von der geschmiedeten Ware die Oberflä- chenbehandlung wirtschaftlich in Längsrichtung der Klinge erfolgt und nicht quer. 1 Rekonstruktion der Arbeitsvorgänge nach mündlicher Mitteilung von Hr. Ing. Josef Hack jun., Betriebsleiter und Prokurist, Steyr, Hack-Werke.

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