Die oberösterreichische Messerindustrie

101 Großunternehmen, etwa zwei bis vier Jahre bedurft, um wieder voll in Gang zu kommen. Betrachtet man die Gesamtzahl der Produktion in den Jahren seit Kriegsende, so ist zu beobachten, dass die Neuproduktion von Gütern erst von 1948 auf 1949 so recht anlief, von 1949 auf 1950 erfolgte dann ein steiler Anstieg der Ausstoßmengen. Seither waren gewiss noch da und dort weitere Zunah- men der Produktion zu verzeichnen, im Allgemeinen aber zeigt die Entwicklung etwa seit Frühjahr 1951 schon eine gewisse Konsolidierung, d. h. die bereits weitgehende Ausnutzung der derzeitigen Kapazi- täten. Eine nahe Einsicht in die Entwicklung der Unternehmungen im Einzelnen zeigt die ganze Fülle von gestaltenden Ideen, von neuem Leben, welche für den erfolgreichem Werdegang unserer Wirtschaft so sehr kennzeichnend war. Große und kleine Erfinder erarbeiteten zahlreiche neue Patente, alte Stammbetriebe schlossen neue Abteilungen an, neu Fertigungsmethoden, neue Arbeitszweige traten in Erscheinung. Neues Leben erwuchs in den hunderten von neuerrichteten Klein- und Mittelbetrieben der Volks- deutschen Zuwanderer, die zum Teil geben technischen Kenntnissen wertvolle Exporterfahrungen mit- brachten. Was wurde in den Nachkriegsjahren nicht alles gebaut, rationalisiert, umgestellt, erweitert, er- probt, das nicht ohne weiteres in Ziffern summiert und dargestellt werden kann. Immer wieder kam es auf gute Einfälle, auf Wagemut, rasches Erfassen der Bedarfslage, zähes Be- harrungsvermögen in der Realisierung als richtig erkannter Ideen, kurz, auf echten Unternehmergeist an und aus allen diesen wirtschaftspsychologischen Komponenten resultierten dann die seit dem Jahre 1945 erbrachten Leistungen . 1 Oberösterreich erwuchs allmählich, neben Wien zu dem industriereichsten Bundesland Öster- reichs, nicht zuletzt dank der amerikanischen Besatzung und der weitgehenden Beteiligung im Rahmen der ERP Kredite. Der Staatsvertrag vom 15. Mat 1955 enthält eine Erklärung über die Wiederherstellung der Freiheit der Donauschifffahrt und über die Gleichberechtigung aller Nationen auf diesem Schicksalsstrom Eu- ropas, welche für Oberösterreich zufolge seiner Verkehrslage von entscheidender Bedeutung ist. Die Anteile Oberösterreichs an der gesamten Wirtschaftskraft Österreichs zeigen folgende Daten: Bevölkerung (1,100.000) 14 % Arbeitnehmer 15 % Produktion der Industrie 20 % Exportwert 24-25 % Betriebe des Gewerbes 14 % Betriebe des Handels 13 % Gastbetriebe (Fremdenverkehr) 15 % Strom-Erzeugung 28-30 % Holz-Schlägerung 16 % Brotgetreide (in guten Jahren) 18-20 % Nutzviehstand 24 % Molkereiprodukte 25 % 2 Der oberösterreichische Anteil am Export (inkl. der Anteile der Industrie, des Gewerbes und des Handels) war 1953 etwa 3,4Milliarden Schilling, 1954 etwa 3,9Milliarden und 1955 etwa 4,5Milliarden Schilling. Von diesen 4505 Millionen Schilling oö. Exportwert fielen 4,19 Milliarden auf die Industrie und 315 Millionen Schilling auf gewerbliche Erzeuger, wie z.B. die "Gablonzer", auf eine Reihe sonstiger ge- werblicher Mittel- und Kleinbetriebe, einiger Handelsbetriebe und auf Stromexporte. Somit betrugen die Anteile Oberösterreichs am gesamtösterreichischen Exportwert 1953: 25,7 %, 1954: 24,6 % und 1955 24,78 %. Die Steigerung des oö. Exportwerts von 1954 auf 1955 betrug 15.5 %. Es gibt nicht viele Handelspartnerstaaten Österreichs, mit denen nicht auch oö. Firmen seit 1950 in Geschäftsverkehr standen, jedoch ist es nicht möglich, eine staatenweise Aufgliederung der oö. 1 a.a.O., Meixner, S. 473 ff. 2 Kammer der Gewerblichen Wirtschaft für Oberösterreich: "Wirtschafts- und Arbeitsberichte", S. 3 ff.

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