Eisenhandel und Messererhandwerk der Stadt Steyr bis zum Ende des 17. Jahrhunderts

-39- Aber nicht nur die Menge, auch die Qualität des Werkstoffes war für die Herstellung von guten Klingen von entscheidender Bedeutung. Bis zur Mitte des 16. Jh. hatten die Schmiede keine Klagen, bis zu jener Zeit wäre der Stahl in vorge- schriebener Güte geliefert worden; doch nun mussten sie wegen der „unverperlichen Arbeit guett tails erligen“ . 1 Von 1.000 Klingen, die die Messerer von den Klingenschmieden bezogen, waren kaum 400 geeignet, „gutes Messerwerch“ zu erzeugen. Der Stahl musste „recht gegerbt und nicht rauh und grob gezaint sein“, sonst würden die Klingen „schrieckhig und abaissen“. Auch konnte aus „heuttigem und schiffrigem“ Stahl keine ganze Klinge erzeugt werden; der Stahl wäre außerdem oft so weich, dass bei 1 q oft 45 und noch mehr weiche Stangen dabei waren . 2 Der vorderste beste Frumbstahl war in jener Zeit schlechter als vor Jahren der gemeine Stahl. Die Stahl- und Eisenbeschau sollte zwar die Qualität der einzelnen Sorten prüfen , 3 aber trotz aller Maßnahmen brachten die Schmiede „unguettigen Werkzeug“ nach Hause. Man traf mit der Eisenkammer deshalb folgendes Abkommen: die Schmiede müssten beim Stahlbezug pro Zentner 15 Pfund „Wölfe“ - schlechtes Material, in Kauf nehmen fanden sie aber mehr davon, so sollten sie dies samt den „Ringen“ an die Eisenkammer zurückgeben. 4 Die Qualitätsfrage gab oft Anlass zu Unstimmigkeiten zwischen Klingenschmieden und Messerern, die meist jenen die Schuld für schlechte waren gaben; tatsächlich musste aber die Roheisenproduktion am Berg selbst einer stren- geren Kontrolle unterzogen werden, denn hier lag die Wurzel des Übels. Neben genügend und gutem Rohstoff war Feuerungsmaterial in ausreichender Menge eine wich- tige Voraussetzung. Nur bei ständiger Versorgung mit Holzkohle konnte die Produktion ohne Stockung weiterlaufen. Es wurden daher große Waldungen für die Feuerarbeitet der Stadt gewidmet . 5 Die Schmiede in der Umgebung bezogen ihre Kohle aus den nahen Wäldern und litten kaum jemals Not daran, im Gegensatz zu den bürgerlichen Schmieden, die von der Kohlenzufuhr abhängig waren. Die schlechten Straßenverhältnisse in jenen gewidmeten Wäldern, die 10-12 km von der Stadt entfernt lagen, bedeuteten bei Hochwasser für die Stadt geradezu eine Katastrophe. Die Kohlführer konnten mit ihren Wagen die Stadt nicht erreichen, da die Straßen teilweise überschwemmt waren. Die Stadt war in erster Linie verpflichtet, die Zufahrtwege zu den Kohlstätten herzuhalten und wenn nötig, neue anzulegen . 6 Brennstoffversorgung war in allen Zeiten von entscheidender Bedeutung. Stadt Steyr 15 Meister 70 Paar 140 q Werkzeug Ramig 104 Meister 152 Paar 304 q Werkzeug Dambach 75 Meister 98 Paar 196 q Werkzeug Steinbach 98 Meister 140 Paar 280 q Werkzeug Wels u. Schleissheim 11 Meister 20 Paar 40 q Werkzeug Freistadt 3 Meister 7 Paar 14 q Werkzeug Enns 2 Meister 4 Paar 8 q Werkzeug zus. 308 Meister 491 Paar 982 q Werkzeug V/19/ 958, St.A. 1 1547 Nov. 7, Beschwerde der Messerer und Klingenschmiede wegen schlechter Qualität des Stahles; 1547/II/ 26, OBA; 1548/II/5, OBA; ebenso die angeführten Einzelheiten, vgl. diese beiden Quellen. 2 In einem Zentner waren 24 Stangen Zaineisen und 35-38 Stangen Stahl; dies vor 1553. In diesem Jahr wurden die Stangen grob und groß geschmiedet daher nur 12-14 Stangen Zaineisen und 22 Stangen Stahl enthalten. 1553 März 3, Vergleich der Herrschaft Steyr mit den Klingenschmieden von Raming und Dambach. Schoiber 39. 3 1575 Apr. 30, vgl. S. 38, Anm. 7. 4 1579 Nov. 14, Abkommen mit der Eisenkammer, IV/3/349, St.A. 5 1614 Okt. 20, Vergleich zwischen der Herrschaft Steyr und gemeiner Stadt wegen der Kohlen. Widmung des „Sauriesslgrasben, hinter dem Rämingpach gegen dem Ebersegg und der Neustifft werts“. Festsetzung des Kohl- maßes 1 Muth = 32 Metzen, Kosten hiefür: 1 fl., IV/40, St.A.; 1659 Juli 7, neuerliche Widmung des „Praittenegg“, Holzberges bei Ebersegg. Kosten für 1 Muth 1 fl. 2 Schilling; IV/40, St.A. 6 1666-71 Verhandlungen zwischen Stadt und Herrschaft Steyr wegen Herstellung des Kohlweges in die Raming. Die großen Wassergüsse des Jahres 1670 hatten den Ramingbach so vergrößert, dass der Kohlweg „ganz zerris- sen“ wurde, ebenso die Kohlwege am Ebersbach und Schönaubach vermurt wurden. IV/40, St.A. vgl. Ratsproto- kolle v. 1670, Juli 7. St.A.

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