Eisenhandel und Messererhandwerk der Stadt Steyr bis zum Ende des 17. Jahrhunderts

-38- in erster Linie an die Klingenschmiede von Steyr und Umgebung ausgegeben werden . 1 Da aber das Handwerk eine Blütezeit erlebte, war der Stahlverbrauch sehr angestiegen und die Werkstätten litten trotz dieser Regelung Rohstoffmangel. Die festgesetzte Menge langte nie in Steyr ein und die Klagen wegen „weniger Befürderung und wochenlangem Feiern“ hielten an. 2 Da erließ Kaiser Maximilian II. zwei scharfe Befehle an die Hammermeister, „mehr zu zainen ja aufs meiste, als ihr immer mügt vor andern den gezainten und Frimbwerchzeug in euer Hamerwercken zu bereiten und denselben weder über den neuen Weg durch die Mendling noch andern Orten, sondern allein in unser Eisenkamer zu Steyr zu reichen und zu geben“ . 3 Trotz staatlicher Regelung blieben die unsicheren Rohstoffverhält- nisse noch weiter bestehen. 1579 entschloss man sich ein Verzeichnis der einzelnen Klingenschmiede und ihres jährlichen Verbrauches anzulegen, damit jeder „seine zuethailte gebühr“ erhalten wurde; der so begehrte Stahl solle nach „billichen Dingen und zur Gleichheit“ ausgeteilt werden, damit nicht nur die Werkstätten in und um Steyr, sondern im ganzen Lande versorgt werden könnten . 4 Aber die regelmäßige Rohstoffversorgung klappte auch in den folgenden Jahrzehnten nicht . 5 Produktions- schwankungen in den Hämmern, bedingt durch Gegenreformation und politische Wirren, wirkten sich zu Beginn des 17. Jh. lähmend auf die Klingenerzeugung aus. Die traurige wirtschaftliche Lage der Stadt um die Mitte des 17. Jh. hatte einen starken Rückgang der Klingenproduktion zur Folge. Der Bedarf an Rohmaterial erreichte nie mehr diese Höhe wie im 16. Jh. und ein Rohstoffmangel, war bei gleichblei- bender Stahlerzeugung praktisch ausgeschlossen. Ein Überblick über die Menge des verschmiedeten Materials zeigt die jeweilige wirtschaftliche Lage des Handwerks. Im Jahre 1564 meldeten die Klingenschmiede dem Amtmann einen jährlichen Bedarf von 10.504 Zentner; die 200 Meister von Raming, Dambach und Steyr verarbeiteten also in jeder Werkstatt 52 Zentner; da aber auch die anderen Klingenschmiede des Landes von der Eisenkammer aus versorgt werden mussten, steigerte sich der Gesamtverbrauch auf 18.000 - 20.000 Zentner im Jahr . 6 Diese Menge wurde in den folgenden Jahren nicht mehr erreicht, die verschmiedeten 52 Zentner stellten die Höchstverbrauchsgrenze einer Werkstätte dar. Im nächsten Jahr und nochmals im Jahre 1575 wurde die Erzeugung von der Regierung auf ca. 11.000 q festgesetzt, es wurden jedoch meist ungefähr 8.000 q in die Eisenkammer von Steyr geliefert . 7 Bedenkt man, dass aus einem Zentner Stahl 1.000 Klingen geschmiedet wurden, 8 kann man sich vom gewaltigen Umfang der Produktion ein Bild machen, die in der 2. Hälfte des 16. Jh. ihre höchste Stufe erreichte. Zu Beginn des 17. Jh. nahm der Stahlverbrauch sehr rasch ab; in den Jahren 1605-12 verarbeitete jeder Meister durchschnittlich 14,5 q; 1613 betrug die verschmiedete Menge nur 8,5 q Frumbwerkzeug . 9 1 1567/IV/7/172. St.A. kaiserl. Befehl an die Eisenkammer. 2 1568 März 31, Bürgermeister, Richter und Rat an niederösterreichische Regierung, IV/7/212 a, St.A. 3 1565 Mai 4, erster Befehl, IV/7/212 a, St.A.; verschärfter Befehl 1568 Nov. 20; diesen hatte der Bote Georg Dopffenmair bei den einzelnen Hämmern zu verlesen und unterschreiben zu lassen; IV/ 7/212 a, St.A. 4 1579 Okt. 14, Bericht des Bürgermeisters, Richters und Rates von Steyr, VI/9/349, St.A. 5 1614 Aug. 28, klagten die 7 redlichen Werkstätten, dass sie das nötige Zeug zur Fortführung ihres Handwerks nicht erhalten könnten und wegen eigennütziger Rohstoffverhandlung kaum ein halbes Jahr zu arbeiten hätten IV/19/1026, St.A. 6 1564 Okt. 18, Ordnung des Amtmannes für die Hammermeister und Werkleute von Steyr; hier enthalten dieser Bericht des Rates von Steyr 1564/VI/66, OBA. 7 1565 Dez. 3, VI/152, OBA; vgl. S. 37. Anm. 8; 1575 Apr. 30, Frumbzeugordnung Erzherzog Karls, „da zwischen Messerer und Klingenschmiedewerkstätte Steyr, Wels, Enns, Steinbach, Raming, Dambach, Schleißheim, Richter und Rat von Waidhofen wegen ihrer Werkstätte und den Hammermeistern von Österreich und Fürstentum Steyr wegen Lieferung des Frumbwerkzeuges Streit ausgebrochen ist“, die Lieferungspflicht wurde abermals auf 11.000 q festgesetzt. 175/X/39, OBA; Folgende Mengen Frumbwerkzeug wurden in die Eisenkammer von Steyr geliefert: 1576: 8.546 q; 1577: 7.148 q; 1578: 7.172 q; 1579: 7.312 q; IV/9/310, St.A. 8 1579 Nov. 14, Bericht des Bürgermeisters, Richters und Rats von Steyr, IV/9/349. 9 1605-12, Abrechnung der Eisenkammer über gelieferten Frumbwerkzeug. Durchschnittlich wurden in diesen Jahren 14,5 q pro Jahr von jedem Meister verarbeitet. 1612/IV/19/958, St.A. 1613 Jän. 1 - Mai 11, Verzeichnis, was in diesem Zeitraum an die Klingenschmiedewerkstätten im Lande nach Ordnung der Tafel ausgeteilt und verkauft wurde:

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