Eisenhandel und Messererhandwerk der Stadt Steyr bis zum Ende des 17. Jahrhunderts

-18- nehmen. Es wurde geplant, an den Ufern der Enns jenen Weg zu bauen, auf dem die stromaufwärts fahrenden Schiffe durch Pferde gezogen werden sollten. Lange blieb dies nur ein Projekt, das durch die vielen Hindernisse zum Scheitern verurteilt war. Die Stadt Steyr, die naturgemäß das meiste Interesse an der Ausführung dieses Vorschlages hatte, drang mit allen Mitteln zum Beginn des Baues . 1 1553 wurden alle verständigen Floß- und Werkmeister wegen Errichtung des Schiffweges nach Eisenerz ge- laden ,um fachliche Beratungen vorzunehmen; erst 1559 konnte mit der Arbeit ernsthaft begonnen werden; laut kaiserlichem Generale hatten alle an der Enns Wohnenden Robot an diesem Bau zu leis- ten. 2 An Dietmar von Losenstein und den Abt von Garsten ergingen Befehle wegen der nötigen Holz- lieferung. 3 Dem Innerberger Amtmann wurde aufgetragen, diesen „für das Eisenwesen so wichtigen Bau mit allem Eifer und größter Umsicht zu überwachen “ 4 . Mit der Leitung des Baues wurde der tüch- tige Wasserbaumeister Hans Gasteiger betraut, ein Tiroler im Dienste Erzherzogs Karl, dem in schwie- rigster Arbeit die Schiffbarmachung der Enns gelang. Bereits 1565 konnten die ersten Schiffe zwischen Kastenreith und Steyr verkehren, 1567 war auch der Schiffverkehr zwischen Kastenreith und Hieflau möglich . 5 Statt der Flösse verkehrten nun Lastkähne mit einem Ladegewicht von je 13 Tonnen, die von 4 Pferden stromaufwärts gezogen wurde . 6 Der Schiffweg führte jedoch nicht während der ganzen Stre- cke auf einer Seite des Flusses, sondern wechselte 13-mal die Ufer, die örtlichen Verhältnisse mussten bei der Anlage ja besonders berücksichtigt werden. Die neu eingestellten Schiffe hatten eine ähnliche Bauart wie die, die auf der Traun verkehrten, deshalb nannte man sie auch „Trauner oder Siebnerin- nen“. Die Schiffmeister hatten den Verkehr zu beaufsichtigen, der ihnen von den Eisenhändlern in Pacht gegeben wurde, mit denen sie Verträge schlossen und die Frachtpreise festsetzten. Nun wurden regelmäßige Fahrten zwischen Hieflau und Steyr eingerichtet, Roheisen, Stahl und Kleineisenzeug führ- ten die Zillen nauwärts, als Rückfracht gab es hauptsächlich Getreide. Diese durfte höchstens die Hälfte des Gewichtes von der Talfahrt betragen. Die Anlage des Treppelwegs und Schiffbarmachung der Enns kann als bauliche Leistung ersten Ran- ges angesehen werden, die unmittelbaren Vorteile daraus zog die Stadt Steyr, die dadurch auf billige Weise Stahl und Eisen erhielt. Bei zu niedrigem Wasserstand oder Hochwasser konnte jedoch die Enns nicht benützt werden, sondern das Eisen musste auf der Eisenkammerstrasse mit Fuhrwerken nach Steyr gebracht werden: dies kam jedoch wesentlich teurer. Die Entlohnung der Schiffleute und Naufergen erfolgte durch die Hammermeister, in deren Diens- ten sie standen. Die Händler der Eisenhandlungskompagnie jedoch zahlten den Schiffleuten bestimmte Beträge und brachten somit auch die Schifffahrt auf der Enns zum Großteil in ihre Hände. 7 Die Inner- berger Hauptgewerkschaft, jene Organisation, die das gesamte Eisenwesen umfasste, schloss auch die Floß- und Schifffahrt auf dieser Wasserstraße in ihr Einflussgebiet ein, Sie kaufte die Schiffmeisterge- rechtsame auf und führte bis zu ihrer Auflösung 1865 den Betrieb auf eigene Rechnung. 8 Der Transport des Eisens geschah in Form von „Puerd oder Puschen “ 9 oder auch zentnerweise, jede Einheit wurde durch Ringe, die mit den Zeichen der Hammermeister gemerkt waren, zusammengehalten. Die Knechte und Dienstleute der Händler nahmen nun das Eisen in Steyr in Empfang, brachten es zur amtlichen Eisenwaage und sorgten für genaue Abwaage. Dem hiezu bestimmten Abwäger war es nicht gestattet, in die Häuser oder Keller zu gehen und dort zu wägen, dies geschah, um jeden Argwohn und Verdacht zu vermeiden. Zeigte sich aber in Steyr Abgang an einer bestimmten Eisensorte, so solle 1 1553/III/6, OBA; 1556 legte die Stadt dem Amtmann ein Majestätsgesuch vor zur Betreibung dieses Straßen- baues, 1556/III/81, OBA; 1557 ebenso, 1557/III/10, OBA. 2 1558/III/15, OBA. 3 1562/V/9, 41, OBA. 4 1558/III/16, OBA. 5 Preuenhuber 210. 6 Das Ladstattbuch von Weissenbach weist für die Zeit von 1568 Mai 1 bis 1570 April 30 folgende Eintragungen auf: 599 Flöße und 78 Schiffe mit insgesamt 35.956 Zentner Eisen und Stahl wurden nach Steyr abgefertigt. Ne- weklowsky 161; ebendort nähere Einzelheiten über die Bauart der Schiffe. 7 1604 zahlte die Compagnie jedem Fergen 6 Pfg.; dieser Betrag reichte jedoch nicht aus und sie vergrößerten ihre Einnahme durch die Gegenfuhren: 1604/IV/16/185, St.A. 8 Neweklowsky 162. 9 Eine Puerd oder Puschen betrug 125 Pfunde, Eisensatzung Ferdinands 1560/V, OBA.

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