Eisenhandel und Messererhandwerk der Stadt Steyr bis zum Ende des 17. Jahrhunderts

-17- b. Eisentransport nach Steyr, Waageeinrichtung und Stapelung in den dortigen Gewölben Bis zum 17. Jh. entsprachen die Verkehrs- und Straßenverhältnisse in unseren Alpenländern keines- wegs den gestellten Anforderungen. Laut Steyrs Stapelrecht musste doch alles in Innerberg erzeugte Roheisen zu den Hammerwerken des mittleren und unteren Ennstals gebracht werden, dieseWerke hat- ten das geschmiedete Eisen nach Steyr zu liefern. Die Verfrachtung der riesigen Eisenmengen hätte nun ein tadellos funktionierendes Transportsystem erfordert. Doch wie sah die Sache tatsächlich aus? Laut Befehl der Landesfürsten hatten die Radmeister das Roheisen auf den Landweg nach Großreif- ling zu bringen, dort umzuladen und mit Flößen auf der Enns an die „Ladstätten “ 1 der einzelnen Ham- merwerksbezirke zu befördern. Von dort wurde es wieder auf Pferdegespannen zu den betreffenden Werken geführt. Diese sehr umständliche Art der Verfrachtung brachte eine Fülle von Schwierigkeiten mit sich; einerseits hatten sie ihre Ursache in den klimatischen Verhältnissen, andererseits wurden sie durch eine Unzahl von Streitigkeiten zwischen Fuhrleuten und Gewerken hervorgerufen. Schwere Re- gengüsse vermurten die ohnehin schlecht in Stand gehaltenen Wege und kaiserliche Befehle mussten zur Herhaltung der so wichtigen Eisenstraßen mahnen. 2 Besonders bei hohem Schnee gestalteten sich die Eisentransporte sehr schwierig und gefahrvoll. Zu diesen naturgegebenen Hindernissen traten die persönlichen. Zu schwer ausgeblähtes Eisen, das in unförmigen Klumpen von den Fuhrleuten verladen und verfrachtet werden musste, warfen sie kurzerhand von ihren Wägen auf offener Straße ab. Die Hammermeister mussten sich dieses dann unter großen Zeit- und Geldverlust selbst holen, wenn es vorher nicht gestohlen wurde. Die Fuhrleute forderten für solche Lasten Lohnerhöhung, die die Ham- mermeister sich weigerten zu geben, da ja auch sie Gespanne hielten und ihre Knechte mit demselben Anliegen kommen könnten! Wie bereits, erwähnt, geschah das Auf- und Abladen des Zeugs an bestimmten Stellen, „Hub- oder Ladstätten“ genannt. An den Ufern der Enns waren diese in derart schlechten Zustand, dass das dort gestapelte Eisen schwer gefährdet war. 3 Solche Einrichtungen gab es in Hieflau, Altenmarkt, Kasten- reith und Großreifling. Die Verwalter dieser Umschlagplätze wurden „Fertiger“ geheißen. Der Flusstransport, der zwar nicht so kostspielig und zeitraubend war wie der zu Lande, barg eine Fülle anderer Hindernisse und Gefahren in sich. Die Flößer mussten tückische Klippen und Strom- schnellen (bei Großraming und Kastenreith passieren und unter Lebensgefahr riesige Felsblöcke um- fahren, außerdem verstopften oft zwecklos gefällte „Rafhölzer“ die ohnehin nur schwer schiffbaren Stellen, die Überwindung solcher aufgestauten Baumstämme, besonders an Brücken, forderte von den „Naufergen “ 4 besondere Geschicklichkeit und höchsten Mut. Eine eigene „Strubfergenordnung“ re- gelte die gefährlichen Fahrten auf dem reißenden Wasser . 5 Dass die Stadt Steyr in erster Linie Interesse hatte, den Eisentransport auf jede mögliche Weise zu verbessern, war in der Stellung Steyrs als Handelszentrum zu suchen. Eine Verbilligung der Frachtkos- ten wäre ja ihren Händlern und somit ihr selbst zugutegekommen. Schon 1393 hatten die Steyrer „ett- liche Stein auf der Enns heben und niederlegen lassen“, also versucht, die ärgsten Hindernisse aus dem Weg zu räumen. Im Laufe der Zeit ergaben sich für die Flößerei Schwierigkeiten anderer Art. Man er- kannte, dass sich die Beförderung des Eisens auf diese Weise als sehr unwirtschaftlich herausstellte, da zu einem Floß zwar viel Holz gebraucht wurde, das Fassungsvermögen jedoch nicht mehr als 60 Zentner Eisen betrug; mit dem Aufschwung des Eisenwesens im 15. Jh. stieg daher der Bedarf an diesen Fahrzeugen an . 6 Der Holzmangel machte sich also auch auf diesem Gebiet immer unangenehmer be- merkbar, so dass dringende Abhilfe geschaffen werden musste. 1535 wurde dem Innerberger Amtmann laut kaiserlichem Auftrag befohlen, mit der Räumung des Flussbettes zu beginnen und die Erbauung des „Ross-, Schiff- oder Treppelweges“ in Angriff zu 1 Uferstellen an der Enns, wo Rauheisen abgeladen wurde, um von dort an die einzelnen Hammerwerke dieses Gebietes zugeführt zu werden. 2 1569/VIII/158, OBA. 3 1579/X/9, OBA. 4 Naufergen = Flößer. 5 Strubfergenordnung von Jahre 1440 und 1450, Neweklowsky 161. 6 Im Jahre 1516 gingen aus Weissenbach bei Altenmarkt 213 Flösse mit Rauheisen für die Hammermeister und 231 Flösse mit geschlagenem Zeug nach Steyr ab, Neweklowsky 162.

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