Eisenhandel und Messererhandwerk der Stadt Steyr bis zum Ende des 17. Jahrhunderts

-5- zu decken. Seit dem 16. Jh. gewann man das Erz auch im Grubenbau und benötigte hiefür beträchtliche Mengen Holz, ebenso zu Rechen- und Fachwerkbauten und zum Bau von Flößen für den Eisentransport; vor allem aber brauchte man Holz als lebenswichtigen Brennstoff. Die Landnot in den engen Gebirgstälern war außerdem sehr groß, so dass der Bauer den Wald zur Erweiterung seiner Nahrungsgrundlage, der Viehwirtschaft, abholzte. Auch das verschwenderische Niederhauen der „Rafhölzer “ 1 lichtete den Wald- bestand und die Radmeister selbst schlugen oft ohne Umsicht und Plan die Wälder um den Erzberg, so dass sie gezwungen waren, das Brennmaterial aus größerer Entfernung zu beziehen, die Folge davon war eine Verteuerung des Eisens. Um der Kohlen- und Holznot der Eisenwerke Abhilfe zu schaffen, griff der Landesherr kraft des Montanregals ein, das er Grundherrn und Städten, die in Besitze großer Wälder wa- ren, entgegenstellte. 1499 trat die allgemeine Waldordnung für Vorder- und Innerberg in Kraft wonach alle Hoch- und Schwarzwälde r 2 der unmittelbaren Verfügung ihrer Besitzer entzogen wurden und für den Bedarf der Rad- und Hammerwerke „gewidmet“ wurden. Den Radwerken waren als Träger der Urproduk- tion allein die Wälder um den Erzberg selbst vorbehalten, diese lagen im Besitzbereich des Stiftes Admont, wohin die Radmeister ihren Kohlzins zu entrichten hatten. 3 Die Hammermeister mussten sich verpflichten, nur aus jenen Wäldern Kohle und Holz zu beziehen, die nicht für die Radwerke von Innerberg bestimmt waren . 4 Auf diese Weise erhielt das Innerbergische Eisenwesen fast alle Waldungen des oberen und unte- ren Enns- und Salzachtales bis Wildalpen zur Verfügung, was größtenteils auf Kosten des Klosters Admont und der Herrschaft Steyr ging, deren Waldbesitz bis zur Mitte des 19. Jh. praktisch enteignet war. 5 Trotz aller Widmunge n 6 wirkte die Sorge um den lebensnotwendigen Brennstoff drückend auf das ge- samte Eisenwesen. Äußerste Sparsamkeit und Verbot jeder unnützen Verschwendung 7 bewirkten jedoch keine grundlegende Besserung, diese trat erst mit der Einführung der Steinkohlenfeuerung am Ende des 19. Jh. ein. Die Eisenobmannschaft hatte als oberste Montanbehörd e 8 die Wälder unter ihrer Aufsicht und Leitung, 3 Waldmeister mit je 2 Gehilfen waren hiefür bestellt. Von dieser Behörde erhielten die Köhler Anweisungen über die richtige Art des Brennens, einheitliche Kohlenmaße wurden festgesetzt, die Beför- derungsmittel für Kohle vorgeschrieben — also keine Vorsichtsmaßnahme wurde unterlassen, um die Werke möglichst ausreichend mit Brennstoff zu versorgen. Aber nicht nur Holz und Kohle mussten in genügender Menge vorhanden sein, auch an Lebensmitteln durfte im Eisenbezirk kein Mangel herrschen. Da die Lebensmittelzufuhr zum Berg äußerst schwer war, vorsorgten sich die Radgewerken selbst mit den nötigen Lebensmitteln, die sie in der eigenen Landwirt- schaft gewannen. Dies war bis ins 14. Jh. noch möglich. Der Aufschwung im 14. und 15. Jh. zog eine be- trächtliche Bevölkerungsvermehrung nach sich, so dass größere Schwierigkeiten in der Lobensmittelver- sorgung auftauchten. Der Raum in der nächsten Umgebung der Erzlager war zu klein und der felsige Boden zu unfruchtbar, um die beträchtliche Menschenmenge zu ernähren, die Regierung musste in der Lebens- mittelversorgung eingreifen, eine nicht sehr einfache Sache, von deren Lösung ebenso wie von der De- ckung des Holz- und Kohlebedarfs die reibungslose Eisengewinnung abhing. Die Proviantwidmung Fried- rich III. für die oberösterreichischen Salzsiedereien und Eisenwerke vom Jahr 1490 versuchte dieses Prob- lem erstmalig zu lösen. 9 Es wurde der Grund gelegt für die Proviantwidmungsbezirke; bestimmte österrei- chische Täler wurden verpflichtet ihr überschüssiges Getreide, Schmalz und Vieh ausschließlich den ihnen zugewiesenen Montanbezirken billig zur Verfügung zu stellen. Schon 1448 haben sich Waidhofen an der Ybbs, Gresten, Scheibbs und Purgstall zu einer Handelsgesellschaft zusammengeschlossen, mit dem Zweck 1 Unter „Rafholz“ versteht man jene Waldbestände, die geschlagen wurden zum Bau von Flössen für den Eisentrans- port. 2 Hoch- und Schwarzwälder, die nicht von Gehöften durchsetzt waren. 3 1529, 1530 Innerberg. Radmeister haben Kohlzins an Kloster Admont zu entrichten, OBA 1529/II/1, 1530/II/1. 4 1528/II/2 OBA. 5 Mit dem Verkauf der ehemals kaiserl. Herrschaft Steyr an Maximilian Graf v. Lamberg am 25.VIII.1666 wurde ein Hauptforsturbarium angelegt, das die Grenzen jener gewidmeten Wälder „Verlasswälder“ enthielt, diese blieben weiterhin dem Eisenwesen vorbehalten. XI/39, St.A.; vgl. Pirchegger III, 124, 153, Karte über Grenzen des Innerberger Proviant- und Waldwidmungsbezirks 6 1557/IV/45, 46, OBA; 1565/VI/59, 60, OBA; 1569/VIII/12, OBA; 1579/X/42, 44, 52, OBA. 7 Kaiserliche Generale gegen die häufige „Waldschwendung“ 1612/II/7, 1635/VII/145, OBA. 8 Ernennung Christoph Strutz zum 1. Eisenobmann in Österreich ob der Enns 1585/XI/36, OBA. 9 1490 Juni 16, Generale Friedrich III. 1490/I/1, OBA.

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