Politische Wochenschau, Nr. 1 bis Nr. 9, Steyr 1848

16 Frankreich. Nebst den vielen Umtrieben für die bevorstehende Präsi¬ dentenwahl, zeigt sich auch in einigen Provinzen neuerdings ein Geist der „Reaction“ besonders ist dieß in Nancy und dessen Umgegend der Fall. Es werden hier legitimi¬ stische Blätter von Haus zu Haus colportirt. Die Repu¬ blik ist dort ganz in Verruf gekommen; so daß die Re¬ publikaner von ächten Schrott und Korn in Nancy am 12. November eine Mahlzeit veranstaltet haben „um die durch Umtriebe aller Art mißbrauchte öffentliche Meinung wieder auf einen guten Weg zu bringen.“ Der Erminister Ludwig Philipps, Herr Guizot will sich für das Departement Calvados in die französische Na¬ tionalversammlung wählen lassen. Spanien. Man besorgt eine nahe Volksversammlung in Sara¬ gossa, und dieß ungeachtet des unter Narvaez fortdauern¬ den soldatischen Schrekensystems. Unlängst hat er sämmt¬ liche sieben Offiziere einer in Huesca gefangen genommenen Republikanerschaar, darunter den Anführer Abad erschießen, die Gemeinen decimiren lassen. Blutmittel verfehlen ge¬ wöhnlich ihres Zwekes. Aufruf an die Mildthätigkeit der Bewohner von und um Steyr zur Unterstützung jener Armen und Unglüklichen in Wien, welche ohne Obdach und ohne alle Mittel bei dem herannahenden Winter mit ihren Kindern der Verzweiflung peisgegeben sind, welche aus den brennenden Wohnungen nichts als das nakte Leben gerettet haben. Schnelle Hilfe ist doppelte Hilfe! Frau Gaffl bietet sich mit schon oft bewährter Menschen=Freundlichkeit an, die Sammlung des zugesendeten: Kleider, Wäsche u. s. w. zu übernehmen, um es dann dem Gemeinderathe in Wien zur Vertheilung zu überschiken. Der Hr. Absatz=Postmeister Mayrhofer zu Steyr. (Abgedrungen). Sie haben nachstehende Zeilen druken und verbreiten lassen: „Die zwangslosen Blätter sind seit ihrem Entstehen durch die hiesige Postanstalt stets anstandslos befördert wor¬ den. Die fraglichen vier Eremplare sind unter gewöhnlichem Brief=Couvert, da der Inhalt nicht ersichtlich gemacht ward, zwar als gewöhnliche Briefstücke expedirt worden, aber sobald man zur Kenntniß des Inhaltes gelangte, der Porto von einigen Kreuzern rectificirt und die Stücke den betreffenden Empfängern zugemittelt worden. Dieses als Entgegnung auf das abscheuliche Ansinnen der Redaction der zwangslosen Blätter vom heutigen Tage. Steyr am 18. November 1848. Mayrhofer, k. k. Absatz=Postmeister.“ Diese wenigen Zeilen wimmeln von Unwahrheiten, was mich, der ich Ihren Charakter schon lange und ganz genau kenne, ganz und gar nicht überrascht. Die Erpedition meines Blattes, welche es war, die Ihre, wie es scheint, unverbesserlichen Nachläßigkeiten zu rügen sich gezwungen sah, wird dem Publikum den wahren Werth Ihrer Handlungsweise aufdeken. Ich erkläre Ihnen hiemit nur, daß ich als Redakteur der zwanglosen Blätter Ihnen weder am 18. d. M. noch an sonst einem Tage irgend ein Ansinnen gestellt habe, um aber in Zukunft von Ihren grundlosen Angriffen verschont zu sein, Ihnen nur rathen muß, sich das Buchstabiren, Ordnung in Ihren Berufsgeschäften und mehr Ehrenhaftigkeit anzueignen, als Sie durch ihre lügnerische Entgegnung auf ein „abscheuliches Ansinnen“ der Redaktion dieser Blätter bewiesen, die nie darauf gedacht hat sich mit Ihrer Persönlichkeit in diesen gewaltigen Tagen zu befassen. Steyr am 24. November 1848. Aler. Jul. Schindler, Verantwortlicher Redakteur und Eigenthümer der zwanglosen Blätter aus Oberösterreich Die gef. Erpetition sieht sich genöthiget zu jener sogenannten Entgegnung des Hrn. Postmeisters Mayrhofer folgende Erläuterungen zu geben: 1. sind durch die Manipulationsfehler des Hrn. Postmeisters nicht vier sondern sechs Eremplare der zwangsolen Blätter an diese Erpedition zurück gelangt und zwar 4 aus Wien und 2. aus Verona, welche zu Jeder¬ manns Einsicht bereit liegen. Die letzten 2 Eremplare sind am 20. November zurückgekommen. 2. Auf dem Umschlage jedes dieser Eremplare ist deutlich geschrieben, daß „zwanglose Blätter“ drinnen enthalten sind, wovon sich ebenfalls Jedermann durch den Augenschein überzeugen kann, mithin auch die An¬ gabe des Hrn. Postmeisters, daß der Inhalt darauf nicht ersichtlich gemacht sei, eine Unwahrheit ist. 3. Ebenso gänzlich unwahr ist es, daß das Porto von einigen Kreutzern rektificirt und die Stücke der betreffenden Em¬ pfänger zugemittelt worden sind, denn das Porto per 2 fl. C. M. wurde für alle 6 Eremplare von dieser Erpe¬ dition bezahlt und alle 6 Eremplare liegen noch immer, wie schon oben erwähnt bei derselben zur Einsicht bereit, daher sie wohl nicht leicht auch zugleich den betreffenden Empfängern zugemittelt worden sein können. Nach dieser unwiderlegbaren Darstellung der fraglichen Thatsachen glauben wir uns mit Recht der unange¬ nehmen Nothwendigkeit überhoben zu sehen, das Benehmen des Hrn. Absatz=Postmeisters Mayrhofer mit seinem wahren Namen zu nennen. — Steyr am 24. November 1848. Die Erpedition der zwanglosen Blätter, Johann Haas. Veramworlucher Redatteur Alex. Iul. Schindlerz Muredarteur F. W. Arming. Druck und Verlag von Haas in Steyr.

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