Zwanglose Blätter, Nr. 74, vom 29. November 1848

308 berühmt durch seine Heilquellen. In alter Zeit waren hier reiche Goldbergwerke. Man hat die Adern verloren nun kommt das reinste Gold in den Herzen der armen Thalbewohner wieder zu Tage. Die armen Leute sind Heil ihnen! reich an Vaterlandsliebe, sie sind Deutsche — Heil uns! Als sie hörten, daß Oesterreichs Regierung, vielleicht veranlaßt durch seine Nachbarn im Norden und Osten, trotzdem daß Abgesandte zur Theilnahme an dem Ver¬ fassungswerke nach Frankurt geschickt worden waren, daran denke, denn innigen Anschluß seiner deutschen Provinzen an das übrige Deutschland nicht zu gestatten, erließen die Einwohner des Gasteinerthales an die deutsche National¬ versammlung zu Frankfurt folgende Adresse aus dem Gasteinerthale an die deutsche National¬ versammlung zu Frankfurt. Hohe Reichsversammlung! Seit länger als einem Jahrtausend wohnt in den Al¬ penthälern der Salzach ein Zweig des bayrischen Volks¬ stammes, ein gemüthvolles, einfaches, unverdorbenes Ge¬ schlecht, das von jeher mit inniger Anhänglichkeit für das große deutsche Vaterland erfüllt war. Nie ist ihm etwas fremd geblieben, was Deutschlands Ehre, Macht und Ein¬ heit freundlich oder feindlich berührte; Leid und Freud hat dieses Alpenvolk treu und redlich mit seinen andern deutschen Brüdern getragen. Zeuge davon sind die vielen Ehren und Auszeichnungen, mit welchen die Dankbarkeit der deut¬ chen Kaiser Salzburgs Landesherren überhäufte. Die Jahre des Unglückes, die Zeiten der Auflösung und der Zerrissen¬ heit des deutschen Vaterlandes wurden nirgends tiefer ge¬ fühlt als in Salzburgs Gauen. Als herrenlos betrachtet wechselte das Land mehrmals seine Gebieter, bis es zu¬ letzt an das erlauchte Erzhaus Oesterreich kam, dessen Schicksale es seit mehr als 30 Jahren theilt, dessen Kämpfe es stritt, für dessen Recht und Ehre des Landes Söhne unter die tapfersten Schaaren gereiht in den lombardischen Ebenen jüngt noch ihr Blut verspritzten. Da kam eine neue Zeit für Deutschland! Wie am Auferstehungstage regten sich die zerstreuten, zerrissenen Glieder unseres Vaterlandes, sie schlossen sich aneinander, und verbanden sich wieder zu einem Ganzen, zu einem lebenvollen verjüngten Ganzen. Durch alle Gauen bis an die himmelhohen Tauern drang und flog die freudige Bewegung; alle Thäler der Salzburger Alpenkette hallten vom tausendstimmigen Jubel wieder. Aber hinter keinem blieb das Gasteinerthal zurück, dessen Bewohner sich mit diesen Zeilen an die hohe Reichsversammlung wenden. Wir fühlten, daß eine neue Aera von Heil und Freiheit, Einheit und Macht für Deutschland begonnen habe; jauch¬ zend entfalteten und pflanzten wir die deutsche Tricolore 7000 Fuß über die Meeresfläche auf; unter den ersten wählten wir mit unseren Brüdern im Pinzgau den Abge¬ sandten zur deutschen Reichsversammlung. Wer hätte da¬ mals wohl gedacht, daß die vollständige innige Vereinigung unserer Gauen mit dem herrlichen deutschen Vaterlande später in Frage gestellt werden könnte? Allmählig aber trübte sich der Blick in unsere Zukunft; allmählig minderten sich unsere Hoffnungen, daß Deutsch=Oesterreich nicht mehr und nicht weniger als ein kräftiger Ast des deutschen Stam¬ mes sein werde. Wir sind nicht im Stande die Schwie¬ rigkeiten und Hindernisse alle, die unseren Hoffnungen entgegen stehen, — zu ermessen und zu würdigen; wir vermögen uns aber nicht von dem Gedanken zu trennen, daß wir Deutsche sind, daß alle Interessen uns an Deutsch¬ land knüpfen, daß wir nur mit Deutschland frei, groß und stark sein können. Wir können uns nicht an den Ge¬ danken gewöhnen, daß ein Bündniß, ein Zollverein oder ein anderes Surrogat uns über den Verlust des großen schönen deutschen Vaterlandes trösten oder materielles Wohlsein uns für das allmählige Aufgehen in einer uns fremden Volksrace, was Gott verhüte, entschädigen werde. Hohe deutsche Reichsversammlung! Wir wissen, daß die Herzen aller Deutschen auch für uns schlagen; wir kennen die Gefühle, welche die hohe Reichsversammlung beseelen; wir haben erfahren, wie dieselbe sich um unsere Brüder zwischen der Nord= und Ostsee angenommen hat; wir wenden uns daher vertrauungsvoll an Euch, Ihr Vertreter der ganzen deutschen Nation, mit der brüder¬ lichen Bitte: Erhaltet die Thäler, die Gauen Salzburgs, ja ganz Deutsch=Oesterreich für Deutschland; gebt nicht zu, daß Euch ein ungemischter, reindeutscher Volksstamm verloren gehe, daß deutsche Art und Sitte durch unsere Lostrennung von den übrigen Bruderstämmen, oder durch das Uebergewicht einer nichtdeutschen Nationalität in un¬ seren wunderschönen Alpenthälern verkümmern; laßt deutsche Macht und Einheit auf keinerlei Weise geschmälert werden, und gestattet nicht, daß für fremde Konvenienz unsere und Euere heiligsten Gefühle und Interessen geopfert werden. Indem wir schließlich der hohen Reichsversammlung unser volles Vertrauen erklären, vernehmen wir die hocherfreu¬ liche Kunde, daß dieselbe in entscheidender Abstimmung bereits unserer Bitte zuvorgekommen sei. Edle Vertreter des deutschen Volkes! Nehmt den wärmsten inniggefühlten Dank eines kleinen aber biederen Alpenvolkes, und die heilige Zusicherung, daß dasselbe Euerer, und des herr¬ lichen Vaterlandes werth, mit Euch und Deutschland stehen und fallen werde. Mit vollster Ehrerbietung zeichnen sich die Bewohner des Gasteinerthales: (Folgen die Unterschriften.) Ich finde es hier am Platze eine Stelle aus der in Belgrad erscheinenden Zeitschrift „Der Serbe“ als Gegen¬ satz anzuführen, nicht weil ich glaube, daß dießmal Alles buchstäblich wahr ist, was darinnen gesagt wird, weil es aber einen tiefen Blick in das gestattet, was der Slave gerne hört, was er wünscht, was er zu erreichen hofft, was die Heerführer des Slaventhums er¬ kämpfen wollen! „Als am 30. Oktober die Krieger des Bans mit denen des Windischgrätz in Wien zusammen kamen, riefen Alle: Es lebe Ban Jellachich! Windischgrätz hat den Ban

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