Zwanglose Blätter, Nr. 69, vom 11. November 1848

Zwanglose Blätter aus Oberösterreich. Nro. Steyr am 11. November 1848. 69. Sie hatten unter sich gemacht eine große, verderbliche Thorheit und meinten das wäre gut. —— Also gingen sie um mit Thorheit und wußten nicht das End'. Limpurger Chronik. Oesterreicher! Brudergruß von den deutsch gesinnten Män¬ nern Eurer Wahl zu Frankfurt! Ihr habt uns nach Frankfurt gesandt, um mit den andern Männern aus Deutschlands Gauen zu schaffen das Werk neuer Größe und Freiheit von Deutschland! Ihr habt uns gesandt, daß wir zusammenfügen auf ewige Zeiten die Stämme von Deutschland, die die Fürsten getrennt, in einen Bund der Völker. Ihr habt uns gesandt, die Freiheit zu gründen, die die Fürsten lange versagt, die dem Volke gebührt! Wir haben gefühlt und erkannt, was „das deutsche Volk bedarf, wir haben ihm Rechnung getragen frei von allem äußeren Einfluß, wir haben gefühlt und erkannt, daß wir Alle zusammengehören zum großen deutschen Volke, das berufen ist, zu sein eines der freiesten und mächtigsten der Erde! Darum haben wir jetzt in Frankfurt bei der Frage über die Stellung der deutsch=österreichischen Lande zum übrigen Deutschland mit der großen Mehrheit der ganzen Versammlung erklärt, daß alle deutschen Lande Oesterreichs, dessen Prinzen Johann das deutsche Reich jüngst zum Reichsverweser sich gewählt, wie ehebevor zum deutschen Reiche gehören; wir haben erklärt, daß die Freiheit deutscher Männer im Herzen von Deutschland auch werden müsse die gleiche Freiheit an den Grenzen von Deutschland, wie sie das Volk allein sich gegeben, wie sie sich stützt auf den Willen und die Kraft von fünfundvierzig Millionen. Wir haben darum erklärt, daß deutsches Wesen und deutsche Freiheit auf deutschem Boden unabhängig bleiben muß von fremdem Uebergewichte, daß nur jenes Recht und Gesetz im deutschen Oesterreich sein darf, was seine Män¬ ner als solches erkennen und erklären, und wir sagen: sowie der Deutsche keine andere Nation beherrschen will, so muß auch er frei sein von aller Uebermacht anderer Nationen, und wie der Deutsche Niemandens Freiheit be¬ droht, so müssen auch sie, allesammt, Einer für Alle und Alle für Einen einstehen mit starker Hand zum Schutze ihrer gemeinsamen Freiheit. Darum haben wir erklärt, daß die deutschen Lande von Oesterreich fortan vereinigt mit den nichtdeutschen unter unserem Kaiser, doch ihr eigenes Recht und Gesetz, ihre eigene Verfas¬ sung und eigene Verwaltung haben sollen, ein gleiches den nichtdeutschen Ländern gönnend und wünschend. Wir haben es erklärt in der tiefen Ueberzeugung, daß hierdurch allein der Weg gebahnt wird auf dem alle Stämme Oesterreichs ohne Eifersucht brüderlich neben ein¬ ander gehen können, unter dem Schutze desselben konsti¬ tutionellen Kaisers und Königs; daß hierdurch allein das lose gewordene Band um die Stämme in Oesterreich sich wieder fest schlingt in der Hand des Monarchen; daß hier¬ durch zur That werde die Gleichberechtigung aller Stämme, vom Kaiser und den Reichstagen zu Wien und zu Frankfurt, ebenso in Deutschland wie im übrigen Oesterreich erkannt und unwiderruflich erklärt. Wir haben es erklärt in der tiefen Ueberzeugung, daß darin allein der wahre Schutz gegeben sei gegen den Kampf des Bürgers mit dem Bürger; daß darin allein wahre Bürgschaft liege für die Wiederkehr der Ordnung, für den Frieden, für den Fortschritt und den Wohlstand in unserem schönen Oesterreich; daß darin allein liege der bleibende Schirm für die Freiheit des Einzelnen, für die Freiheit des Stammes gegen Verkümmerung oder Bedrohung durch alte Willkürherrschaft oder Stammesunter¬ jochung! Wir thun Euch dieses kund, Ihr Männer, die Ihr wahrhaft wißt, was wir gewollt und immer wollen die Freiheit des Mannes, die Freiheit aller Stämme, die Größe, die Macht des Vaterlandes! Frankfurt a. M. den 30. Oktober 1848. Die österreichischen Abgeordneten der deutschen kon¬ stituirenden National=Versammlung: Dr. Archer, (Steiermark). C. E. Bauernschmid, (N.=Oesterreich). I. N. Berger, (Mähren). I. Demel, (Schlesien). C. Giskra, (Mähren).

G. R. Groß, (Böhmen). F. Hedrich, (Böhmen). A. L. Jeitteles, (Mähren). L. Jordan, (Böhmen). Kotschy, (Schlesien). J. H. Kudlich, (Schlesien) F. Makowiczka, (Böhmen). T. Mareck, (Steiermark). M. Mayfeld, (N.=Oesterreich). E. Melly, (N.=Oesterreich). F. Möller, (Böhmen). H. Neugebauer, (Böhmen). G. Pattai, (Steiermark) J. Rank, (Böhmen). W. Raus, (Mähren). F. Rapp, (Böhmen). H. Reitter, (Böhmen). A. Riehl, (N.=Oesterreich). E. Rößler, (Böhmen). E. Schilling, (N.=Oesterreich, Wien). J. Schneider, (Mähren). C. Stremayr (Steiermark). C. Wagner, (O.=Oesterreich). A. Wiesner, (N.=Oesterreich). Diese Ansprache ist mir mit einem freundschaftlichen Briefe vom Abgeordneten Wagner zur Veröffentlichung übersendet worden, und ich werde nicht ermangeln der hochwichtigen Frage des Anschlusses an Deutschland in diesen Blättern jene Aufmerksamkeit und Energie zu wid¬ men, die der beschränkte Raum und die bedrohte Frei¬ heit der Meinung zuläßt. Nach den grauenvollen Nach¬ richten, die uns täglich im Privatwege aus Wien zukommen, haben sich bie edelsten Gemüther aller Farben finster und mit Abscheu von der Politik abgewendet, in der die Staatsmänner dieser Tage nur die Kunst zu er¬ kennen scheinen, hinter Bajonneten das Volk zu verhöhnen. Auch die schwarzgelben Deputirten Oesterreichs in der Paulskirche haben eine Ansprache an ihre Wähler erlassen, die hier nicht abgedruckt wird, da sie ohnehin in der Wienerzeitung vom 7. November steht und durch Vermit¬ telung der Parthei, die gegenwärtig über unser Vater¬ land eine milde, auf Ueberzeugung gegründete Herr¬ schaft übt, an alle Distriktskommissariate u. dgl. versendet werden wird. 39 Individuen: Aristokraten, Beamte und ein paar Ultramontane sind unterschrieben. Ihr Nach¬ ruhm im deutschen Vaterlande — wird ihnen leicht sein. Einige Stellen dieser Ansprache sind merkwürdig ge¬ nug, um hier angeführt zu werden. Im vierten Absatze heißt es: Die Völker Oesterreichs seien jetzt durch Freiheit und Brüderlichkeit zu einem Ganzen verbunden! Ich konnte mir nicht helfen — ich mußte bei dieser Freiheit an die den Wienern auf¬ gedrungene schwarzgelbe Fahne und bei dieser Brü¬ derlichkeit an Kain und Abel denken. Am Schlusse dieses Absatzes heißt es: „Eine abgesonderte Verwaltung und Verfassung der deutschen Länder Oesterreichs würde den Namen Oesterreichs aus der Geschichte verschwinden machen.“ Warum nicht gar Herr von Mühlfeld! Im sechsten Absatze heißt es: „Deutschlands Zukunft beruht auf Oesterreich.“ Das heißt mit andern Worten: „Deutschlands Zukunft beruht auf einer sla¬ vischen Majorität!“ Ist das weniger als absurd? Als ich aber vollends von Oesterreich las, das in Frieden deutsche Sitte, deutschen Geist (?) an die Ufer der Donau trug — da fiel mir mein geliebtes Wien ein, seine erschlagenen Bürger, seine verwaisten Kinder, seine Brandstätten, seine Wundmale und — der deutsche Geist, der die deutsche Fahne vom Stephans¬ thurme warf und das schwarzgelbe Banner des alten Glückes aufpflanzte.*) *) Von oberösterreichischen Abgeordneten haben diese Ansprache unterschrieben: Der Bauersmann Engelmayr (Enns), Richteramtskandidat Heyden (Kirchdorf), die k. k. Beamten Fritsch (Wels), Kagerbauer (Linz), Kürfinger (Salzburg), Reindl (Gmunden), Schmidt (Schärding), Weiß (Grein) und der Benediktinermönch Piringer (Eferding). Aler. Jul. Schindler. Gagern über Oesterreich. Gagern hat gesprochen! Das ist das Wichtigste, was die 103. Sitzung der Nationalversommlung gebracht hat, in der die österreichische Frage ihr Ende noch nicht erreicht hat. So wenig wir zu den unbedingten Lobrednern dieses Mannes gehören, so verkennen wir doch das Gewicht seiner Worte durchaus nicht. Theils der ihn umschwebende Nim¬ bus theils der seltene Gebrauch, den er von seinem Worte macht sind das Geheimniß der Anziehungskraft, die das Gerücht er würde sprechen, auf so Viele geübt hat. Darum kann mit Recht wohl das Faktum: er hat ge¬ sprochen, als das Wichtigste dieser Sitzung bezeichnet wer¬ den, die nicht arm an geistreichen und witzigen Ge¬ danken war. Doch müssen wir zu jenem Faktum gleich das zweite fügen, daß seine Worte nicht befriedigt zu haben scheinen. Diejenigen, welche erwartet hatten, er würde mit einem kräftigen Worte unsere höchste Errungenschaft, ein einiges Vaterland, auch in der österreichischen Frage proklamiren, wurden getäuscht; er sprach gegen den un¬ bedingten Anschluß der deutschen Provinzen Oesterreichs an Deutschland. Diejenigen, welche die Erledigung der Frage hinausschieben wollen, wurden auch getäuscht; er sprach für eine augenblickliche Entscheidung und zwar zu Gunsten eines Bundesverhältnisses mit Oesterreich. Andere, die wie Mühlfeld, in der Hauptsache mit ihm übereinstim¬ men, wurden dadurch verletzt, daß er doch zugleich auch kein starkes und ganz einiges Oesterreich vertheidigte; denn er wünschte Gallizien, wenn auch nicht für den nächsten Augenblick, davon getrennt; sein freiheitliches Gefühl jauchzte einem selbständigen italienischen Bunde zu, er vin¬ dicirte Ungarn die ihm zukommenden selbständigen Rechte. Wieder Andere, denen eine preußische Hegemonie der ein¬ zige Rettungsanker in der Verwirrung unserer Verhältnisse

289 erscheint, sahen sich in seiner Aeußerung verletzt, er halte dieselbe jetzt für unmöglich. Allen blieb seine Auflösung der Frage undeutlich wie zukünftig Preußen das übrige Deutschland und die österreichische Monarchie gestellt wer¬ den sollen; kurz, er verwundete nach allen Seiten hin, ohne nach einer zu heilen. Er wollte vermitteln, und hat mehr entzweit, und so wurden alte diplomatische Künste vor den Kindern der neuen Zeit zu Schanden. Er wollte ein mächtiges Centraleuropa schaffen und stellte weder ein mächtiges Deutschland, noch ein mächtiges Oesterreich hin. Dagegen fehlte es nicht an Wendungen, die geradezu ein¬ ander widersprachen. Er wollte die mögliche Zerreißung Deutschlands vermieden wissen, welche die Annahme der entschiedenen Paragraphen 2 und 3 zur Folge haben kann, und zerriß von vornherein selbstdurchseinen Anton Ich beeile mich die Rachrichten über das Schicksal dieses geachteten Volksmannes für den sich mir zugekom¬ menen Nachrichten gemäß die lebhafteste Theilnahme aller¬ orts äußert, fortzusetzen. Am 30. Oktober, nachdem ich mit zwei Freunden der guten Sache und Wurmbs Tags vorher von Peilstein zu¬ rückgekommen war unternahm einer derselben, Herr Löscher jun. neuerdings die Reise nach Peilstein, und gelangte ohne Unfall nach Wegscheid. Hier theilte man ihm mit, daß Wurmb bereits am 28. Oktober (Samstag, also an jenem Tage, da wir in Peilstein ankamen) wegen Schuld¬ losigkeit beim Landgerichte entlassen worden sei, und den Weg über Hafnerzell, Engelhartszell nach Neumarkt ein¬ geschlagen habe. Der Marktschreiber von Wegscheid, Hirsch, bestätigte, ihn in dieser Richtung begleitet zu haben. Sein Paß sei aber nach Linz an die Regierung gesendet, und ihm vom bayrischen Landgerichte ein Geleitschein mitgegeben worden. Herr Löscher trat mit diesen Nachrichten erfreut den Rückweg in Gesellschaft von zwei Bauern aus Haslack an, die ihm erzählten, daß kurz vor seiner Ankunft in Wegscheid der Pfarrer von Kollerschlag da gewesen, und in ihrer Anwesenheit die bayrischen Landgerichtsbeamten zur Rede gestellt habe: „warum sie jene vierhundert Gulden vom Präsidenten in Linz ausgeschlagen,“ diese aber darauf erwiedert haben: „Wir wollen um Geld un¬ sere Hände nicht im fremden Blute waschen.“ Nachdem der Pfarrer aus dem Gasthause fortgeritten, haben die Beamten erzählt: „daß der Präsident in Linz vierhundert Gulden angeboten habe, wenn Wurmb bis auf seine wei¬ tere Weisung beim Landgerichte zurückgehalten würde., Herr Löscher brachte diese Nachricht nach Linz; wir erwarteten Wurmb am Allerheiligentag daselbst, er kam Der Vaterlandsfreund bringt folgende bemerkenswerthe Stelle: „In der Schule bitterer Erfahrungen nur reift der Antrag. Die Folge seiner Rede war auch nicht die eines allgemeinen elektrischen Verlangens nach Schluß; für diesen erhoben sich sehr Wenige. Es wurde ganz kühl die Ver¬ tagung bis Freitag ausgesprochen. Was am Donnerstag schon Alle fühlten, trat an diesem Freitage ein: Gagern hatte es dießmal nicht ver¬ mocht, die Herzen zu lenken, um die Gemüther umzustim¬ men: es hatte ihm selbst die Siegesgewalt der Ueber¬ zeugung gefehlt, er hatte wohl andere Gründe so zu sprechen, die wir kleinen Politiker nur ahnen. Die Ver¬ sammlung hat gegen Gagern votirt und mit unge¬ heurer Majorität alle jene Amendements verworfen, welche den österreichischen Bundesländern eine besondere Stellung zum Reiche sichern wollten. Wurmb. aber nicht. Dieses Ausbleiben und ein Gerücht, daß er heimlich auf die Festung Passau gebracht wäre, bewog mich, mit den Herren Löscher und Laska am Allerseelen¬ tage nach Neumarkt, den Wohnsitz unseres Freundes Wurmb, zu fahren, und dort Erkundigungen einzuholen.- Wurmb war nicht zu Hause gekommen; seine Verwandten hatten erst durch das Welser Blatt Näheres über ihn er¬ erfahren, und es wurden die gerechtesten Besorgnisse um ihn in Allen rege, die ihm durch Bande der Verwandt¬ schaft oder Gesinnung nahe stehen. Wäre Wurmb er¬ krankt, so hätte doch seit Samstag von ihm eine Nachricht an seine Geschwister gelangen können! Es sind von seinen Angehörigen die zweckmäßigsten Schritte eingeleitet, um seinen Aufenthalt zu erfahren, und ich hoffe — bald darüber berichten zu können, wo und wie er sich befindet. Je seltener die Männer sind, die sich wahrhaft und mit Aufopferung der Volkssache annehmen, um so leb¬ hafter muß unsere Theilnahme an deren Schicksal sein, und wir sind berechtigt, die wahrheitsgetreueste Aufklärung über Wurmb von jener Behörde zu verlangen, welcher sein Schicksal nicht unbekannt sein dürfte. Diese Be¬ hörde ist Herr Serbensky in Linz. Freunde des Volkes! stehen wir zusammen, und wenn Wurmb nicht zum Vorschein kommt, soll uns Herr Serbensky antworten, was es mit jenen vierhundert Gulden für eine Bewandtniß hat, von denen oben die Rede war.*) Schilcher. Const. W. Bl. *) Wurmb ist am 5. d. M. in Peurbach angekommen. Wir erwarten von ihm eine Veröffentlichung über seine Gefangenhaltung, die hübsche Streiflichter auf den Die Red. Charakter Serbensky wirft. Quousque tandem etc. ichte des Tages. Verstand reift der Charakter eines Menschen, und so auch der eines Volkes. Kaum könnten Erfahrungen beleh¬ render sein, als jene, welche Wien gemacht hat, und es ist

290 nur zu bedauern, daß es so weit kommen mußte, daß Ströme von Bürgerblut den Boden Wiens düngen, um die Saat der Freiheit zum blühenden Wachsthume zu bringen, daß es des fürstlichen Zuchtmeisters bedurfte, der, wie er sagt, nicht kam an dem Baume der Freiheit auch nur ein Blatt zu knicken, nur den Uebergang von Anarchie zur Ordnung anzubahnen, und dieß ist nur möglich durch die Mäßigung, von der wir Eingangs redeten. Hält die gemischte Central=Kommission unter Cor¬ dons Vorsitze dieses im Auge, und das Patent des Kaisers vom 19. Oktober streng aufrecht, dann allein ist Heil zu hoffen, aber dann drängt die schmerzliche Frage in jedes guten Bürgers Auge eine Thräne: wozu floß Bürger¬ blut?! — und die Verführung und Verirrung Wiens findet keinen anderen Entschuldigungsgrund, als den, daß die Hofparthei und ein paar Minister stets unter der Decke spielten, und das Mißtrauen des Volkes so weit steigerten, daß dieses selbst an das Wort des Kaisers Zweifel hängt. Dieß zu bannen erwarten wir von einem neuen Mi¬ nisterium,*) welches das Vertrauen des Volkes als Stütze hat, von dem Reichstage, dem Gemeinderathe, von dem Benehmen des Fürsten Windischgrätz,**) der dem Be¬ lagerungszustande so bald wie möglich ein Ende machen, aber auch machen können möge. Die Ueberzeugung aber lebt in jedem Oesterreicher, daß es auf dieser Welt kein Heer von Soldaten gebe, welches im Stande wäre, das Volk zu unterdrücken, wenn man ihm seine Errungenschaften antastet, denn dann stehen auch die Provinzen alle auf wie Ein Mann, dann braucht es keinen Landsturm erst zu organisiren, denn seine Glocken durchheulen Berg und Thal, und jeder Arm schwingt ein Schwert des Zornes für das höchste Gut des Menschen — die Freiheit; es gäbe ja auch nichts Erbärmlicheres, als das gebrochene Wort eines Kaisers — mit dem Worte bräche auch der Thron, brächen alle Stützen des Kaiserreiches wie ein Kartenhaus zusammen.“ ) Wo ist ei? **) Auch wir wollen jetzt noch nicht glauben, daß der Fürst 32 Studenten in der Hetzendorfer Allee aufknüpfen ließ — öbwohl sonst glaubwürdige Briefe es uns Die Red. verbürgen. Pfeffe Unmittelbar nach den Wärz= und Maitagen begann in dem Staatsleben Oesterreichs ein Element anerkannt und kräftig zu erscheinen, von dem man früher aber keine Notiz zu nehmen schien — wir meinen das Volk. Seit den Oktobertagen hört man in den Erlässen, sie mögen nun Manifeste oder wie immer heißen, dieses Wort nicht mehr mit der gewohnten Verschwendung gebraucht, mit der selbst die Sprache ihre Moden abnutzt. Statt vom Volke ist jetzt desto häufiger von den Wohlgesinnten die Rede. Die Wohlgesinnten, d. h. Jene, die für die Diktatur sammt Anhang stimmen, sind das Volk — die nicht dafür stimmen sind Wühler. „Sterbliche Leute, Futter für Kanonen, füllen ihre Grube so gut wie Andere,“ sagt Fallstaff. Eine der nachträglichen „Bedingungen“ (eigentlich Befehle), die Windischgrätz der Stadt Wien auferlegte, besteht darin, statt der geliebten deutschen Fahne auf dem Stephansthurme eine große schwarzgelbe aufzuziehen. Diese Maßregel ist sehr konsequent. Denn da Windischgrätz nur Beruf hatte der Anarchie in Wien zu steuern, so gehört es auch folgerecht zu seiner Sendung, die schwarzgelbe Fahne wehen zu lassen. Denn wo die schwarzgelbe Fahne weht, da herrscht Ordnung, Ruhe und doch Freiheit. Ei¬ genthum und Leben sind gesichert, Niemand wird seinem ordentlichen Richter entzogen — Freiheit der Meinung und der Presse — Wissenschaft und Kunst, Handel und Wandel blühen in unbeschränktester Entfaltung, und die milde Herr¬ schaft des Bajonnetes ersetzt ein volksthümliches Ministe¬ rium, den konstituirenden Reichstag, und verbürgt einen dauernden Frieden. rkörner. Der berühmte Johann Quirin Endlich, ein Volksfreund von scharf ausgeprägter Tendenz, kündet in der Wiener¬ zeitung vom 8. d. M. eine neue Zeitung an, die den Titel Schild und Schwert führen soll. Nach dem Pro¬ gramme dürfte sie sich aber passender „Zopf und Schwert“ nennen. Eine Stelle dieses Programmes lautet: „Unsere Revolution hat glorreich begonnen, ist aber durch die Erbärmlichkeit ihrer aufgedrungenen Führer zur schmachvollsten (?) herabgesunken welche die Welt¬ geschichte aufzuweisen hat!“ Der Korneuburger Magistrat soll dem Vernehmen nach für diese Stelle dem Herrn Endlich eine Dankadresse zu überreichen gesonnen sein. Alle Rathskeller haben bereits pränumerirt. Eines war uns im Programme ganz neu: „darum sei haupt¬ sächlich unsere Revolution entstanden, weil die Aristokratie durch jüdische Geldmänner ausgesaugt worden sei.“ Mit andern Worten, weil die Aristokraten durch eigene Schuld um ihr Geld kamen, entstand die Revolution — wahr¬ scheinlich entstand daher die Gegenrevolution, damit sie es umge¬ wieder bekommen? Nicht wahr Herr Endlich — kehrt hat die Hacke auch einen Stiel? Weiter unten kommt vor, daß unsere Revolution keine Revolution der Ideen, sondern eine Revolution der Noth und des Hungers sei. Hierauf erlaube ich mir die be¬ scheidene Bemerkung, daß das Volk von Kanonen¬ kugeln nicht satt wird. Frage. Welches sind die Erfolge des Beschlusses, der am 20. August d. J. im ständ. Saale zu Linz versammelten Gewerbsmeister Oberösterreichs in Bezug auf die Bildung eines Gewerbe=Comité's? Von einem seinsollenden Mitgliede. Mit einem Anzeiger Nr. 36 und einer politischen Wochenschau Nr. 6. Verantwortlicher Redakteur Alex. Jul. Schindler; Mitredakteur F. W. Arming. Druck und Verlag von Haas in Steyr.

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