Zwanglose Blätter, Nr. 68, vom 8. November 1848

286 rung der Civillisten und Apanagen dadurch erleichtert, und daß alle Verhältnisse zwischen Fürst und Volk freier von der für alle Theile so lästigen Etiquette, den Fürsten, den Bürger und den Menschen befriedigender werden würden wenn es keine Kaste mehr gäbe, zu deren Vorrechten das Hofwesen gehört, welche den Thron umgibt, und deren Standesinteresse die Erhaltung der künstlichen Scheidewände zwischen Fürst und Volk entspricht.“ Prag, den 28. Oktober. Wie wir vernehmen, haben die in Prag anwesenden böhmischen Deputirten mittelst einer Zuschrift ihre in Olmütz befindlichen Kollegen, Pa¬ lazky und Pinkas, aufgefordert, bei Sr. Majestät und dem Ministerium gegen die jüngste Proklamation des Fürsten Windischgrätz Schritte zu thun; insbesondere waren es die Punkte 2, 3 und 4, welche die Deputirten als inkonsti¬ tutionell, unbestimmt und so gestellt bezeichneten, daß sie mehr geeignet sind, den Kampf erbitterter zu machen, und auch anderweitig beunruhigende Bewegungen hervorzurufen, Pfeffer Wir sind in der erfreulichen Lage berichten zu können, daß die deutschen Reichskommissäre Welker und Mosle¬ noch immer nichts gethan haben. Sie haben Wien ruhig beschießen lassen und sehen jetzt zufrieden zu, wie Windisch¬ grätz auch jene Provinzstädte u. dgl. mit dem Belagerungs¬ zustande bedroht, deren Geist seinen Erwartungen nicht ent¬ sprechen wird. Die Schwarzgelben fangen an sich mit der Centralgewalt zu versöhnen. Aber der Paragraph 2!! Es geht ein Gerücht, einige schwarzgelbe Wahlmänner beabsichtigen dem Abgeordneten Wagner für seine vortreff¬ liche Rede zu Gunsten des deutschen Elementes in Oester¬ reich, die er bei Berathung des §. 2 in der Paulskirche hielt, eine Art Mißtrauensvotum zukommen zu machen. Herr Wagner möge sich im Voraus über diesen fürchter¬ lichen Schlag beruhigen und überzeugt sein, daß solche Nadelstiche leicht zu verschmerzen sind bei dem frischen und offen ausgesprochenen Vertrauen von Männern, denen Deutschlands Größe, Freiheit und Selbständigkeit mehr gilt, als der kleinen Kanzlei= und Kirchthurmherrschaft süßer Genuß. Laut vielseitig in Journalen verbreiteten Nachrichten soll in Olmütz folgendes Ministerium bereits ernannt sein: Wessenberg ohne Portefeuille. Wozu auch? Hat er nicht an der Verantwortlichkeit für die Diktatur Windisch¬ grätzs genug zu tragen? Fürst Felir Schwarzenberg, Aeußeres. Ein Hofkavalier. Bach, Inneres. Kann er wiederkehren? Genügt es ihm blos Vertrauensmann des Hofes zu sein? statt die angestrebte Pacifikation Wiens zu erzielen. Auch haben sie ihre Kollegen in Olmütz aufgefordert, dahin mit aller Energie zu wirken, daß die Nationalgarde nach vor¬ genommener kriegsgebräuchlicher Entwaffnung sogleich wie¬ der bewaffnet, und überhaupt keine Maßregeln ergriffen werden, die nicht unausweichlich nothwendig, oder den A. 3. konstitutionellen Prinzipien zuwider sind. Frankfurt a. M., 26. Oktober. (Tagesbericht.) Am heutigen Morgen erzählt man sich allgemein von einer Spaltung im Reichsministerium, veranlaßt durch Meinungs¬ verschiedenheit in der österreichischen Frage, und welche folgenschwer werden könnte. Dem Minister Schmerling und Bassermann auf der einen Seite stände auf der andern der Justizminister Robert Mohl nebst Mehreren gegenüber, welche, gestützt auf die Berichte der nach Wien gesandten Reichskommissäre, das deutsche Interesse in Oesterreich nicht ohne die allerentschiedenste Unterstützung von Seite des Const. Bote. Reiches lassen zu dürfen glauben. körner. Kraus, Finanzen. Die Oktobertage haben ihn volksthüm¬ lich gemacht. Breda, Justiz. Unbekannte Größe. Helfert, Kultus. Flüchtiger Deputirter der äußersten Rechten. Bruk, Handel. Schüler Metternichs. Mayer, Arbeiten. Siehe die Skizzen aus dem Reichstage in diesem Blatte. Kriegsminister: Windischgrätz oder Welden. Dieses soll wahrscheinlich das volksthümliche Ministerium sein, das uns am 6. Oktober in Schönbrunn versprochen wurde. Es wäre sehr dankenswerth, wenn das Ministerium in Wien ein Verzeichniß aller jener Reichstagsbeschlüsse und anderer amtlichen Verlautbarungen erscheinen ließe, welche es seit dem 6. Oktober d. J. an die Gouverneure der Provinzen zur Bekanntmachung versenden ließ. Dann wäre es nothwendig zu revidiren, ob denn diese Gouver¬ neure oder Regierungspräsidenten, wie sie hie und da heißen, diese Plakate auch richtig publizirten, ja sogar die Distriktskommissäre wären strengstens hierüber zu kontrolliren, denn man will bemerkt haben, daß hie und da solche Er¬ lasse unterdrückt wurden. Natürlich müßten die entdeckten Schuldigen, welche mit ihrer Amtsgewalt solchen Mi߬ brauch getrieben haben, wenigstens ihres Dienstes enthoben werden. 6 Veranwerlicher Rodatenr Aer. Jul. Schindler, Murodatenr F. 20. Arming. Druck und Verlag von Haas in Steyr.

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