Zwanglose Blätter, Nr. 61, vom 14. Oktober 1848

Oberösterreich. Zwanglose Blätter aus Nro. Steyr am 14. Oktober 1848. 61. Ihr Alle kennt das Alterthum meines Ramens. Eure Ahnen haben den meinigen die S chleppe getragen. Meine Väter fochten die Schlachten des Staates. Meine Mütter waren Muster der Genueserinnen. Ehre war unser einziges Kapital und erbie vom Vater zum Sohn — oder wer weiß es anders? Schillers Fiesko. Kann Wien die Provinzstadt eines Slaven¬ reiches werden? Es war die nächste Aufgabe der Nationalversamm¬ lung in Frankfurt: die Gefahr eines Bürgerkrieges abzu¬ wenden, und den Gesetzen wieder Geltung zu verschaffen. Sie durfte diese Aufgabe jedoch nicht lösen im Sinne der alten, durch die Revolution untergegangenen Beamten¬ herrschaft, sondern im Geiste der zur Selbstregierung reif gewordenen Völker. In diesem Geiste soll sie auch eine Bundesverfassung schaffen für alle zum deutschen Bun¬ desgebiete gehörigen Länder — und dieß ist ihre zweite und Hauptaufgabe. — Da traten denn alsogleich zwei Gegner hervor: die Republikaner, welche die Revolution fortsetzen wollen, um mit der Republik zu en¬ den, — dann die offenen und geheimen Anhän¬ ger des alten Polizeiregimentes, welche nur so viel Frei¬ heit wollen, als mit ihren alten Ansprüchen verträglich ist. Ich halte die Letzteren für weit gefährlicher als die Ersteren. Denn ich muß es auf das Gewissenhaf¬ teste sagen, und jeder ehrliche Mann wird mir beistimmen, die Republik gehört bei uns zu den ganz unmög¬ lichen Sachen, während wir aus jedem Munde ver¬ nehmen und uns von Stunde zu Stunde mehr überzeugen, man beabsichtige alles Ernstes ein Einlenlen zu dem alten Systeme. Man macht uns mit der Republik bange. Aber die Hand auf's Herz, wer kann uns, wenn wir nicht wollen, zu Republikanern machen? Darüber schweigt man bei uns immer absichtlich, daß vorzüglich die Republikaner von der Frankfurter Versamm¬ lung nichts hören wollen, weil diese von der Republik nichts wissen will. Noch etwas beliebt man jetzt so gerne zu verschweigen. Wenn viele Männer, welche jetzt in der Nationalversammlung zu Frankfurt sitzen, nicht schon jahrelang, ja lebenslang, denn sie sind schon sehr wei߬ köpfig, für uns geredet, geschrieben, gekämpft und gelitten hätten, denn es sind welche darunter, welche man durch zehn und fünfzehn Jahre eingekerkert hatte — so würde unsere Freiheit gewiß nicht so weit fortgeschritten sein. Ja, ich sage es, in Frankfurt da sitzen unsere ältesten und tapfersten Freunde und Vertheidiger. Fragen wir doch Diejenigen, welche jetzt so viel und laut wider Frankfurt schreien, was sie für uns gethan haben! Bei Vielen derselben wurde die Liebe zu uns erst im heurigen Früh¬ jahre angebaut, und man kann nicht wissen, ob nicht auch noch die Krankheit dazu kömmt, wie zu den Kartoffeln. Die nämlichen sagen, was brauchen wir Deutschland, wir Oesterreicher sind stark genug, wir wissen uns selbst zu helfen. Ach, du lieber Himmel, mit dem einigen und star¬ ken Oesterreich sieht's noch trübselig aus, und mit dem Gutregieren geht's auch noch gar langsam. Darum ist es wohl sicherer, wenn wir mit Deutschland zusammen¬ halten, und wär's schon deßhalb, weil dreißig Millionen Verbündete auch was werth sind. Gerade um in Oesterreich die Einigkeit herzustellen, mit der es jetzt sehr windig aussieht, müssen wir uns mit den Deutschen vereinen. Große und herrliche Rechte haben wir erlangt, welche wir doch behalten und zu unserem Nutzen anwenden möchten. Genau in derselben Lage sind die Deutschen und haben zugleich die Erfahrung gemacht, daß man das Gegebene oder Versprochene wieder zurückgenommen oder doch verkürzt hatte; deßhalb sind wir des Dafürhaltens, es sollen jetzt Alle zusämmentreten, um die theuern Rechte zu sichern und zu schirmen. Mit der ver¬ schrieenen Unterjochung von Frankfurt her, sollte man doch Kinder schrecken. Vorerst wurde die Verschiedenheit der Nationalitäten ausgebeutet. Man sprach von Knechtung der nichtdeutschen Stämme. Auf diese Verdächtigung ant¬ wortete die Nationalversammlung dadurch, daß sie feierlich vor aller Welt erklärte: Jede Nationalität im deutschen Bundesgebiete soll vollkommen gleichberechtigt und in ihren Nationalitätsrechten geschützt sein. Die Nationalversamm¬ lung weiß, daß die Zeit der Unterjochung und Privilegien vorüber ist, und daß die Freiheit und die Macht eines Volkes in dem Boden der Volksthümlichkeit wurzeln müsse. Daß die Slaven die Deutschen hassen sollen, das steht wohl nicht in der heiligen Schrift und auch nicht in ihrem Katechismus. Woher nehmen denn also die Prediger

256 des Hasses und der Zwietracht ihre guten Lehren? Sie nehmen dieselben aus der Eitelkeit ihres Herzens denn sie möchten gerne allein regieren. Sie nehmen sie aus dem Eigennutze ihres Herzens, denn wir wissen ja, daß man das Wasser zuerst trübe machen muß, wenn man Forellen fangen will. Sie sprechen immerfort von der Eintracht von der Bruderliebe von der Freiheit und Gleichheit. Und wie handeln sie? Wir sahen es in Prag, wir sahen es auch, wie die eindringenden Serben die Deutschen im Banate hinschlachten. So sieht es in Oester¬ reich aus, weil man den Leuten einredet, daß man für jede Sprache ein appartes Reich aufrichten müsse. Es wäre aber ehrlicher klüger und nützlicher, die Feier des Pfingstfestes nachzuahmen, wo alle Sprachen sich ver¬ einigten und verständigten, weil die Zeit gekommen war, daß alle Völker und alle Zungen denselben Gedanken aus¬ rufen und predigten, den Gedanken christlicher Nächstenliebe und Brüderlichkeit und Freiheit. Man hat seit Monaten ein schlimmes Spiel gespielt in Oesterreich, und dadurch den innigen Anschluß an Deutschland, welchen man verhindern wollte, zur Noth¬ wendigkeit gemacht. Und darum werfen die Deutschen in Oesterreich Blicke der Sehnsucht und Hoffnung nach ihren Stammgenossen an der obern Donau, dem Rheine, der Spree, nicht sowohl weil es Stämme deutscher Zunge sind, als weil aus diesen Gauen die Luft der Freiheit herüberwehte, welche die Gluth der Märztage anfachte. Die deutsche Freiheit ist die Mutter und Schwester der österreichischen, und ein starkes Oesterreich ist nur auf den Grundmauern deutscher Einheit möglich. Wir sehen, wohin der leichtsinnig und gewissenlos aufgestachelte Fanatismus des Stammes und der Race führt, wenn er nicht durch Humanität und einen ver¬ edelten Begriff von Staat und Freiheit gezähmt wird. Die Stämme Oesterreichs und Deutschlands zu verbrüdern in Humanität und Freiheit, das eben ist die große Aufgabe deren völlige Lösung nur in Frankfurt möglich ist. Die Deutschen in Oesterreich werden ihre innige Verbindung mit Deutschland nicht opfern. Das mögen Diejenigen be¬ denken, welche von einem Oesterreich ohne Deutschland träumen. Sie mögen bedenken, daß sie es eben sind, welche Oesterreich in Trümmer schlagen, und nie werden es die Slaven zugeben, daß Wien die Hauptstadt des Slavenreiches werde, ihr ganzes Bestreben wird vielmehr dahin gerichtet sein, daß eines dieser Trümmer eine sla¬ vische Provinz und Wien höchstens der erste Ort dieser Provinz sein wird. Dahin zielt die Schlauheit der Slaven, dahin ist ihr Hochmuth gerichtet, und wir sehen, wie die guten Wiener, wir sagen die guten, nicht der intelligente, hochherzige, echt vaterlandsliebende Wiener kräftig dahin arbeitet, das schöne, prächtige Wien in die Hände der Slaven zu bringen und zu einer slavischen Provinzstadt herabzusetzen. Was haben die Slaven, und unter diesen die Czechen für die Freiheit gethan, sind die czechischen Deputirten im Wiener Reichstage nicht der unumstößliche Beweis daß in der Brust der Czechen nur ein sehr matter Freiheitsfunke glimmt! Zeigen sie nicht den Wienern klar, welche süßen Freuden ihnen unter slavischer Herrschaft blühen werden, wenn einmal so ein Czeche als Statthalter in Wien seinen Wohnsitz aufschlagen wird. Blicken wir hingegen nach Frankfurt. Die National¬ versammlung sichert allen Nichtdeutschen gleiches Recht, ist es vielleicht ein Uebergriff, wenn sie die natürlichen Rechte des Menschen und Bürgers gewährleistet, ohne Rücksicht auf Unterschied, welche eine willkürliche Gesetz¬ gebung in der Zeit des Druckes und der Polizeigewalt geschaffen hatte. Ist es eine Verletzung Oesterreichs wenn die Nationalversammlung die von dem treulosen Carlo Al¬ berto versuchte Blokade von Triest für eine Verletzung Deutschlands erklärt, und die Sache Oesterreichs zur Sache Deutschlands macht. Oder ist es ein Uebergriff, wenn eine Reichsarmee geschaffen wird zum Schutze gegen die Ge¬ fahren, welche uns von Osten und Westen bedrohen, um Oesterreich und Deutschland stark zu machen wie zuvor? Wer die Geschichte kennt und Gefühl für Völkerglück und Völkerfreiheit im Herzen trägt, wird wünschen, daß endlich nach vielhundertjährigen Kämpfen und Wirren, nach Jahrhunderten der Unterjochung und Willkür ein Zustand geschaffen werde, in welchem der Friede und der Wohl¬ stand das Recht und die Freiheit der Völker gewährleistet und gesichert sind. Dazu bedarf es aber einer kräftigen Einigung, d. i. einer solchen, welche stark genug ist, um die Widerstreitenden zu nöthigen, wenn es der gemein¬ schaftliche Zweck verlangt. Die Nationalversammlung hat eine Centralregierung geschaffen. Dieß behagt den Anar¬ chisten ebensowenig als den Sonderbündlern und den Män¬ nern des Rückschrittes. Sie hat mit richtigem Takte er¬ kannt daß die Preßfreiheit das Lebenselement der Freiheit sei und hat ihr den unbedingten und vollständigen Schutz zugesichert. Deutschland will nicht herrschen über die öster¬ reichischen Länder; aber sie sollen sich um Deutschland sammeln, sich mit ihm fest verbinden zum Schutze der Freiheit nach Innen und Außen, zur Förderung der Bil¬ dung, zur Hebung des Wohlstandes. Würden nur die Bewohner Wiens nur auch jetzt ih¬ rem eigenen gesunden und unbefangenen Verstande folgen, und nicht auf die Einflüsterungen und Verleumdungen der Absolutisten, der Feinde Deutschlands horchen, welche auch die Feinde der Freiheit sind. Wir stehen an einem Scheide¬ wege. Die Absolutisten wollen die alten Zustände herbei¬ geführt haben; ihre Handlungen leitet aber keineswegs ir¬ gend ein Patriotismus, sondern ein schmutziger Egoismus und finstere Unwissenheit bestimmt sie hiezu. Sie bedenken nicht, daß sie die blinden Werkzeuge der Reaktion sind, und daß wenn sie ausrufen: „Wir wollen Oesterreicher allein und nicht deutsch sein,“ sie zugleich das Todtenlied Oesterreichs und Wiens anstimmen; denn ihr Treiben wird und muß Wien, die herrliche deutsche Residenzstadt, zu einem slavischen Provinzialorte herabzerren und die Auf¬ lösung des Kaiserstaates bewirken. Diesen Weg des Ver¬ derbens taumelt ein Theil der verblendeten Wiener; mögen sie doch erwachen, mögen sie die herrliche Straße der

257 Freiheit einschlagen, welchen der freiheitliebende, wahr¬ haften Patriotismus fühlende, intelligente Wiener betreten hat, um vereint mit Deutschland das große Werk der Geschichte der Der Ursprung der Beredsamkeit fällt in die frühe¬ sten Zeiten des gesellschaftlichen Lebens. Sie mußte noth¬ wendig ein Erzeugniß der Natur sein, und eben so durch das Bedürfniß des Umganges entstehen, als sie durch Uebung fortgebildet und zu einer kunstgemäßen Behand¬ lung erhoben wurde. Die Griechen, welche eine der Beredsamkeit gün¬ stige, republikanische Verfassung mit Talent, Sprachbildung und Philosophie vereinigten, sind das erste Volk, unter dem wir die Beredsamkeit nicht blos geübt, sondern auch auf Regeln zurückgeführt sehen. Sie hatten ihre Rhe¬ toren, als: Aristoteles, Dionys von Halikar¬ naß, Hermogenes, Demetrius Phalereus, Longinus, Aphtonius und Theon, und außer ihnen mehrere berühmte Redner, als: Perikles, De¬ mosthenes, Aeschines Lysias und Isokrates, die von ihrer Beredsamkeit bei öffentlichen Angelegenheiten des Staates, oder bei gerichtlichen Untersuchungen Ge¬ brauch machten, daher man diese Beredsamkeit die gericht¬ liche zu nennen pflegt. Von den Griechen ging die Beredsamkeit zu den Rö¬ mern über. Auch der römische Staat war in seiner blühendsten Zeit republikanisch, denn alle Geschäfte wurden durch Reden an das Volk abgemacht. Die Beredsamkeit wurde daher sowohl mündlich als schriftlich gelehrt, und durch Cicero und Quintilian auf den höchsten Gipfel der Vollkommenheit erhoben. Bald nach Cicero aber nahm sie immer mehr und mehr ab, und sank in eben dem Grade, in welchem die römische Freiheit der Willkür der Despoten unterliegen mußte. Unter den neu=europäischen Völkern hat die Beredsamkeit weder gleichen Ruhm erwerben, noch beträcht¬ liche Wirkungen hervorbringen können, da die politischen Reden aus den Gerichtshöfen durch veränderte Staatsver¬ fassungen verdrängt wurden, und nur in neuester Zeit sich hie und da wieder einigen Eingang verschafft haben. In¬ Pfeffe Radetzky soll dieser Tage auf Umwegen erfahren ha¬ ben daß es neben der „Sache des Thrones“ auch eine Sache des Volkes gebe. Er soll sich entschlossen haben in Zukunft in seinen Antwortschreiben auf erhaltene Glück¬ wunsch=Adressen auch dieser Sache des Volkes zu er¬ wähnen. Im „Vaterlandsfreund“ gesteht das deutsche Parla¬ mentsmitglied für Linz, Namens Kagerbauer, daß er in der dänisch= deutschen Waffenstillstandsfrage für die Nicht¬ sistirung des militärischen Vollzuges und daher im Inte¬ resse der königlich preußischen Politik gestimmt habe. Volks¬ vertretern aus andern Theilen Deutschlands wurde für eine gleiche Abstimmung ein Mißtrauensvotum zu Theil. Was Humanität und Freiheit zu vollenden, wodurch allein Oesterreich erstarken und mächtig und groß werden kann. P. H. Beredsamkeit. dessen gewann sie durch die allgemeinere Einführung des Christenthums ein neues Feld, nämlich die Lehrstühle der Religion. Hier stand sie um das vierte Jahrhundert un¬ serer Zeitrechnung in so großem Ansehen, daß mehreren Kanzelrednern, wie Chrysostomus, Ambrosius, Hieronymus, in der Kirche, wie den Schauspielern im Theater, Beifall geklatscht wurde. Doch erst mit dem Erwachen der Wissenschaften ge¬ wannen Wohlredenheit und Beredsamkeit ein neues Leben, das besonders durch das Studium der alten Sprachen an¬ geregt und gekräftigt wurde. Frankreich erzeugte einen Patru, Fontenelle, Massillon, Bossuet, Fle¬ chier und Saurin; England einen Tillotson, Sher¬ lock, Sterne, White und Blair. Späterhin erhob sich auch die politische Beredsamkeit in Frankreich durch Mirabeau, Deseze, Portalis, Carnot und in England durch Edmund Burke, For, Wil¬ liam Pitt, Wilberforce Brougham, Can¬ ning 2c. Am spätesten, und meist auf Kanzel und Ka¬ theder beschränkt, finden wir die Beredsamkeit in Deutsch¬ land, wo Mosheim, Jerusalem, Cramer, Giseke, Schlegel, Spalding, Resewitz, Teller, Zolli¬ kofer, Henke, Rosenmüller und Engel als her¬ vorstechende Namen glänzen, denen sich in der neueren und neuesten Zeit Reinhard, Marezoll, Ribbeck, Kindervater Wedag, Hanstein, Ammon, Schu¬ deroff, Sonntag, Schleiermacher, Tzschirner, Schott, Dräseke, Theremin 2c. ruhmvoll anschlossen. Die politische fand neues Leben zuerst in denjenigen Staaten, die eine konstitutionelle Verfassung annahmen. Auch traten seit der Mitte des 18. Jahrhunderts mehrere Schriftsteller auf, die mit der Verbesserung und gründ¬ lichen Erforschung der deutschen Sprache zugleich theoretisch und praktisch die rhetorische Bildung auf Schulen und Universitäten zu fördern sich bemühten, namentlich in Preußen, Sachsen, Bayern und Württemberg. körner. werden die Linzer veranlassen? Das Mitglied für Steyr. C. Wagner, stimmte für die Sistirung des Waffenstill¬ standes. Warum gibt dieser Deputirte dem Hauptorte seines Wahlbezirkes, dem es nicht an öffentlichen Blättern mangelt, niemals Nachrichten von seiner Wirksamkeit und andern wichtigen Ereignissen im Reichstage? Aus Linz schreibt man: Unsere Stadt befindet sich in glücklicher Ruhe. Niemand politisirt als der Herr Regie¬ rungspräsident und die Herren Regierungsräthe, und diese halten sich dabei strenge an Kropetscheks Gesetzsammlung. Der Großtheil der Einwohner ist recht produktiv und ist nur immer über Alles das entrüstet worüber die Wiener¬ zeitung entrüstet zu sein geruht. Zur Belohnung dieser

258 bedeutenden Loyalität der Stadt wird dem Landhausthurme die große goldene Civil=Ehrenmedaille an der Uhr ver¬ liehen werden. Von Prag machten sich 7 Mann Husaren in aller Stille auf, um nach Ungarn zu ziehen und den Kampf ihrer Landsleute mitzufechten. Unter dem Vorwande, Quartiermacher zu sein, kamen sie glücklich von Ort zu Ort, bis sie nach Göding gelangten. Dort aber war mittlerweile die Nachricht ihrer Ent¬ weichung von Prag und die Weisung angelangt, sie im Falle ihrer Ankunft anzuhalten und zurückzubringen. Eben als sie eintrafen, ritt ihnen ein Offizier der in Göding stationirten Kavallerie=Abtheilung entgegen und frug sie, wohin sie wollten. „Wir sind Quartiermacher, war die Antwort. „Wenn das ist,“ erwiederte der Offizier, „so wird man wissen, daß die Quartiermacher sich vor Allem bei dem Ortskommandanten zu melden haben.“ „Ganz recht,“ bemerkte der Anführer der Husaren, „das wollten wir eben,“ und nun gings im Galopp, den Offizier an der Spitze, zum Quartiere des kommandirenden Rittmei¬ sters. Nun mußt Du wissen, lieber Leser, wenn man zur Kirche in Göding kömmt, so gibt es zwei Wege deren einer dahin, wo der Ortskommandant bequartirt ist, der andere aber in das liebe Ungarland führt. Dort ange¬ kommen, bog nun der Offizier rasch auf jenen, die Hu¬ saren aber eben so schnell auf diesen Weg ein, und wäh¬ rend der Offizier allein vor das Quartier des Rittmeisters kam, gelangten die Husaren auf das ungarische Gebiet und Roß und Reiter sah man niemals wieder. Oertliches. In Folge der Wiener Ereignisse vom 6. und 7. Oktober wurden im Verwaltungsrathe der hiesigen Nationalgarde am 11. Oktober folgende Adressen beantragt, einmüthig be¬ schlossen und von den anwesenden Garden aller Branchen gefertiget: Hoher Reichstag! Durch den Erlaß des hohen Reichstages vom 7. d. M. wurde das Wohl und die Freiheit des Vaterlandes, die Unverletzlichkeit des konstitutionellen Thrones und des Reichs¬ tages unter den Schutz der Nationalgarde gestellt. Die gefertigte Nationalgarde erkennt übereinstimmend mit dem hohen Reichstage die Gefahr die den ruhmvollen Er¬ rungenschaften des Volkes droht, sie kennt aber auch ihre Pflicht und hört mit unerschrockenem Herzen den Ruf des Vaterlandes. Sie ist bereit einig und kräftig die Freiheit des Vaterlandes seiner Vertreter und des konstitutionellen Thrones zu schützen, und stellt sich im Sinne des oben angeführten Erlasses unter Aeußerung des Dankes und Vertrauens, dem hohen Reichstage zur Verfügung. Steyr am 11. Oktober 1848. Die Nationalgarde von Steyr: Schönthan m. p. Kommandant. Marc. Benoit, Hauptmann der Artillerie. Anton Langthaler, Garde der Artillerie. Ant. Haindl, Hauptmann der Infanterie. Ant. Haller, Major der Infanterie. Joh. Berger, Feldwebel der Infanterie. Jos. Kaserer, Rottenführer der Schützen. Joh. Seidl, Lieutenant der Artillerie. Mich. Schwaiger Schütze. Obenaus, Rittmeister. Mich. Heindl, Garde der Kavallerie. Joh. Stuckhart, Feldwebel der Artillerie. Fried. W. Arming, Major der Schützen. Joh. Millner, Oberlieutenant der Schützen. Aler. Jul. Schindler, Hauptmann der Schützen. An die Nationalgarde von Wien. Als Euere Waffenbrüder säumen wir nicht, Euch wäh¬ rend der ersten Rast nach jenem glorreichen Siege, den Euer deutscher Muth über die Ränke und Gewalten einer der Freiheit feindlichen Macht mit eben so vieler Ausdauer als Mäßigung erkämpfte unsern Dank zugleich mit der Versicherung unseres vollkommensten Vertrauens in Euere Gesinnung und Euerer Kraft und unseres unwandelbaren Verharrens bei der Sache des Rechtes und der Freiheit auszusprechen. Rechnet auf uns in Tagen der Gefahr, unsere thätige Hülfe ist auf Eueren Ruf bereit. Wir stehen Alle für ein deutsches Vaterland gegen jeden inneren und äußeren Feind, der die Sicherheit des Rechtes und der Freiheit mit vermessenem Uebermuthe bedroht. Steyr am 11. Oktober 1848. Die Nationalgarde von Steyr in Oberösterreich. (Mit den gleichen obigen Unterschriften.) An die akademische Legion in Wien. Es lebt unauslöschlich in unserem Herzen, daß einzig Euerer Erhebung in den Märztagen Oesterreich seine Frei¬ heit verdankt, und nie werden wir es vergessen, daß Euerer beispielloser Heldenmuth in den jüngsten blutigen und ruhmvollen Kämpfen die junge Freiheit vor den Fesseln, die uns die Reaktion so klug geschmiedet, und vor dem Gräuel der Anarchie bewahrte. Knechtschaft und Lüge sind der Freiheit und der Wahrheit gewichen, deren erkorene Streiter Ihr seid; nehmt daher in kurzen, biederen Worten unseren innigsten Dank, die Versicherung unseres vollkom¬ mensten Vertrauens und unseres unwandelbaren Verhar¬ rens bei dem Banner des Rechtes und der Freiheit. Mit unverzagtem Herzen und mit reiner Hand wollen wir es vereint mit Euch hoch halten über den blutigen und stür¬ mischen Wogen, welche die Zeit noch über unser Vater¬ land ergießen kann. In diesem Sinne rechnet auf unsere thätige Hülfe und empfanget über den frischen Gräbern Euerer edlen Todten zum Bruderband den Handschlag deutscher Männer. Hoch Freiheit und Recht Steyr am 11. Oktober 1848. Die Nationalgarde von Steyr in Oberösterreich. (Mit den gleichen obigen Unterschriften.) Die Herren Major Arming und Hauptmann Schindler wurden mit der Uebergabe an die betreffenden Korpora¬ tionen beauftragt. Sie reisten bereits damit am 12. d. nach Wien ab. Vom Verwaltungsrathe der Nationalgarde. Schönthan, Kommandant. Wickhoff jun., Schriftführer. Mit einem Anzeiger Nr. 32 und einer politischen Wochenschau Nr. 2. Barmmerlicher Achaitenr Aler, Jul. Schindler; Miereaktur F. 20. Arming. Druck und Verlag von Haas in Steyr.

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