Zwanglose Blätter, Nr. 5, vom 2. April 1848

sollen auch die Farben unsrer Empfindung sein in diesen Tagen: Schwarz die Trauer nach den Jünglingen und Männern, die für die Befreiung unsers Vaterlandes gefallen sind! Gold die Treue an Religion, Kaiser und dem freien Vaterland! Roth aber, Roth! die Liebe zu unsren Brü= dern, ohne Unterschied des Glaubens und des Standes! Rudolf Rigler, Nationalgarde. Hier wurde von vielen Seiten der Wunsch aus= gesprochen, es möchte doch nach dem Beispiele das Wien, Prag, Grätz und mehre Städte der Mo= narchie bereits gegeben haben, für die Leitung der inneren Stadtverwaltung in diesen schwierigen und wichtigen Zeiten ein Ausschuß (Comité) aus der Einwohnerschaft Steyrs gewählt und dem Magi= strate beigegeben werden, damit derselbe einerseits seinem Richteramte und verwandten Pflichten desto ungestörter und befriedigender nachkommen, an= derseits aber die Bürgerschaft über die Wahr= nehmung ihrer eigenen Interessen durch die eige= ne Einsicht und durch den unmittelbaren entschei= denden Einfluß desto vollkommener beruhigt sein könne. Für die außerordentlichen Anforderungen welche die Zeit stellt, genügt ein gewöhnlicher Kraft= aufwand durchaus nicht mehr und es müssen sich alle zu jedem Opfer bereit erklären, sei es im Gelde oder in Aufwendung von Ruhe und Arbeit zu brin= gen. In dieser Ueberzeugung halten wir es für unsere Pflicht obigen Wunsch hier bestimmt und unumwunden auszusprechen. Möge diesen Zeilen seine Erfüllung in nothwendiger Bälde folgen. Betrachtungen und Wünsche. 5. Wien. Der konstitutionelle Staatsbürger. Aus Wien wird uns berichtet: "Einen höchst fremdartigen Anblick gewährt noch immer die kaiserliche Burg. Die Burgwacht= stube selbst ist nicht von der Nationalgarde, son= dern vom Militär bezogen. Grenadiere bivouaqui= ren noch beständig auf dem Franzensplatze und den übrigen Höfen der Burg, auch auf dem äußeren Burgplatze zwischen dem neuen und dem alten Burgthore liegen die Soldaten Tag und Nacht auf hingeschüttetem Stroh, während Po= sten bei den pyramidenförmig zusammengelehnten Musketen Wache halten, Auf dem Franzensplatze (dem ehemaligen inneren Burgplatze) stehen die Ordonnanzen von allen Truppengattungen, die Pferde der dienstthuenden Offiziere sind gesattelt während letztere selbst in nächster Nähe auf= und niederschreitend der Befehle gewärtig sind." "Der Kaiser ist vollkommen sicher, geschützt von der Liebe seiner getreuen Unterthanen in der Burg. Die Erzherzoge, die in den 3 Märztagen ge= nannt worden sind, befinden sich ebendaselbst. Es wird (in Wien) erzählt der Erzherzog Albrecht habe versucht ein freundschaftliches Einverständniß mit den Studenten anzuknüpfen, und deßhalb einige derselben zu sich berufen lassen. Diese aber haben sich geweigert bei ihm zu erscheinen und die Stim= mung der Studenten spricht sich dahin aus, man wolle dem Erzherzog gerne alles vergeben und vergessen, er möge in Ruhe und Frieden genießen, was ihm das Schicksal beschieden hat, doch möge er nie wieder mit einer Stelle betraut erscheinen, auf der er wieder in der Lage wäre, dem Volke auf die bereits verziehene Weise Schaden zuzufügen." "Unbeliebt bei der Bevölkerung ist den Civil= und Militair=Gouverneur Windischgrätz. Eine De= putation der Studenten hat ihn von dieser Ge= sinnung der Wiener so eben verständigt. Das Er= gebniß dieser offenen Mittheilung steht zu erwarten."

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