Zwanglose Blätter, Nr. 1, vom 18. März 1848

Ein allgemeines Vertrauen aller Stände untereinander wird in unserm Vaterlande erwa= chen, wir werden alle Brüder sein und Kinder eines Varers, der alle gleich liebt und für alle gleich sorgt. Der Ackerbau, Handel und Gewerbe, Kunst und Wissenschaft, wahre Freiheit, das Glück der Familien, die Macht des Staates werden blühen, und derselbe allmächtige Gott, der uns aus den traurigen Irrgängen des verhaßten Einst geführt hat, wird uns auch auf den fröhlichen Wegen des geliebten Jetzt leiten. Er wird alle Augen und Herzen erleuchten, er hatte genommen, er hat wieder gegeben, gesegnet sei der Herr! Aus Wien wurden uns nachstehende Lieder eingesendet, welche als ein schwunghafter Ausdruck der Gesinnung unserer edlen Landsleute, die uns mit Einsetzung ihres Lebens die heilige Freiheit erkämpften, in den Herzen der Einwohner Oberösterreich's gewiß tausendfältigen Wiederhall finden werden. Wir beeilen uns sie mitzutheilen. Lied für die Nationalgarde. Auf Brüder! ein Gewehr in die Hand Und auf den Hut die Kokarde! Wir sind endlich jetzt eine Nation Und diese braucht eine Garde. Die Losung ist: eine bessere Zeit! Die Parole: Ordnung und Sicherheit. Wir haben in einem Tage erreicht, Warum wir gebetben in Jahren, Die schändlichen Freunde der Finsterniß Sind alle schon abgefahren, Die Presse ist frei, das Licht bricht an, Und Österreich schließt sich an Deutschland an. Es leben die Jugendhelden hoch Die zuerst die Hydra bezwangen, Die tief ergriffen von deutschem Geist Uns muthig die Freiheit errangen, Und floß auch Einiger edles Blut Ihm danken wir jetzo das höchste Gut. Es leb' unser Kaiser Ferdinand, Der unsre Wünsche erfüllet, Sorgt nun ihr Garden der Nation, Daß das Aufruhrsmeer wird gestillet. Vollendet ist er, der kurze Krieg, Benützt nun auf würdige Weise den Sieg. J. F. Castelli. Die Universität. Was kommt heran mit kühnem Gange? Die Waffe blinkt, die Fahne weht, Es naht mit hellem Trommelklange Die Universität. Die Stunde ist des Lichts gekommen; Was wir ersehnt, umsonst erfleht, Im jungen Herzen ist's entglommen Die Universität! Das freie Wort, das sie gefangen, Seit Joseph, arg verhöhnt, geschmäht, Vorkämpfend sprengte seine Spangen Die Universität. Zugleich erwacht's mit Lerchenliedern, Horcht! wie es dythirambisch geht! Und wie die Herzen sich erwiedern: Hoch die Universität. Und wendet ihr euch zu den bleichen Gefallnen Freiheitsopfern, seht: Bezahlt hat mit den ersten Leichen Die Universität. Doch wird dereinst die Nachwelt blättern, Im Buche der Geschichte steht Die lichte That mit goldnen Lettern: Die Universität. Während des Wachsiehens geschrieben von Ludw. Aug. Frankl.

RkJQdWJsaXNoZXIy MjQ4MjI2