Steyrer Wochenblatt, Juli 1945, Blatt 9

Seite 2 Steyrer Wochenblatt Der Schrecken von Munichholz hinter Schloß und Riegel. Eine Sensation in diesen Tagen war die Aus¬ lieferung des Wohnungsverwalters und Hauptgefolg¬ schaftsführers der HJ. Josef Kreindl durch die Amerikaner an die Staatspolizei Steyr=Ost. Den ganzen Tag sprach man in Steyr=Ost und besonders in Münichholz von Kreindl. Man kann da¬ raus ersehen, wie unbeliebt dieser Mensch bei der Bevölkerung von Steyr und Umgebung war und welch große Befriedigung seine Verhaftung ausgelöst hat. Daß dies so manchem Nazi=Führer besonders auf der amerikanischen Seite viel Sorgen bereiten wird, kann uns nur freuen, denn allmählich wird ihnen auch dort der Boden zu heiß Verfolgen wir einmal das Leben dieses Mannes: der die Hitlerjugend immer wieder zum Widerstand angefeuert, und der unzählige Jungen zum freiwilli¬ gen Einsatz gegen die Alliierten angeworben hatte. In Linz geboren, besuchte er dort die Volks¬ und Bürgerschule mit Zeugnissen, aus denen hervor geht, daß Kreindl alles andere als ein guter Schüler war. Anschließend arbeitete er an verschiedenen Stellen und Büros, flog jedoch wegen seiner Unfähigkeit und rechen Benehmens immer wieder hinaus. Er trat dann der sozialistischen Jugend bei, wurde von dort ausgeschlossen und versuchte es nun in der kommu¬ nistischen Jugend. Aber auch hier konnte Kreindl kei nen Halt finden und wurde ebenfalls wieder entfernt Und nun kommt der Wendepunkt in seinem Leben Er lernte den Nationalsozialismus kennen. Da Kreindl nun die nazistische Idee kannte, konnte er natürlich, da er arbeitslos und sich nun als Herrenmensch fühlte, unmöglich mehr in Oesterreich leben. Er wanderte dann auch ins Reich aus, und trat der Legion bei. Und hier sieht man, daß jeder Mensch, mag er nock o ein großer Tachinierer sein, auf irgend einem Ge¬ biet Fähigkeiten entwickelt. Bei Kreindl war dies natürlich auch der Fall. Er brachte es in der Legion in der ganz besonders der Kampf und Kampfsport gepflegt wurde, sogar zum Legionsobertruppführer. Dies war ja die Schule, die Kreindl brauchte, um einer verbrecherischen Veranlagung, eine systematische Ausbildung zukommen zu lassen. Aus Dienstleistungs¬ Festversammlung in Münichholz. Vergangenen Sonntag hatte Münichholz einen Freudentag. Alt und jung versammelte sich um die Fest¬ rede des Sektionsleiters der KPO=Münichholz, Genosse Karigl, zu hören. Erschienen waren prominente Gäste unserer Stadt, darunter auch der Stadtkom mandant mit seinem Stab, Bezirkshauptmann Dr Liebl, Pfarrer Meindl, ein Vertreter der Bezirks¬ und Stadtleitung und andere mehr. Unser Stadtoberhaupt, Bürgermeister Kahlig, eröffnete mit einer kurzen Ansprache über den Zweck unseres Hierseins, die Versammlung. Der Bürger¬ meister begrüßte die zahlreich erschienenen Gäste und prach u. a., daß es eine dringende Notwendigkeit ei, endlich diese Nazi=Straßennamen in Münichholz auszuradieren, um dafür Namen antifaschistischer Freiheitskämpfer zu setzen. Anschließend verlas er die neuen Straßen. Sektionsleiter Karigl gab eine kurze Biographie der Märthyrer, nach denen die Straßen ihre neuen zeugnissen geht hervor, daß Kreindl ein wirklich ge¬ estigter, fanatischer Nationalsozialist ist und daß er ich wegen hervorragender „politischer Tätigkeit“ des öfteren ausgezeichnet hatte Freundschaften mit Männern hatte Kreindl sehr wenige. Ganz besonders aber und dies in ziemlich großem Ausmaße, hatte er einen ziemlich weiten Bekanntenkreis unter Frauen. Er hat auch bei dieser Gelegenheit Sorge getragen, daß sich seine Krankheit in weite Kreise verbreitete. Kreindl war ein Propa gandist! Auf der einen Seite propagandierte er die nazistische Idee und auf der anderen einen unlieb¬ amen Erreger. Er trug weiterhin Sorge, daß die deutsche Edelrasse, zu der er sich zweifellos rechnete, nicht ausstirbt. Er besitzt ja eine Anzahl von außer¬ ehelichen Kindern Und nun sprechen wir einmal mit Hitlerjungen die von Kreindl in den HJ.=Einheiten zum Einsatz gegen die Alliierten gezwungen wurden. Sie sagen, daß Kreindl immer wieder die Vernichtung und rücksichtslose Ausrottung des Kommunismus kom mentierte, daß er in Bad Ischl bereits nach dem Zusammenbruch, als er sich schon in Zivil befand, die Hitlerjungen jedoch noch in der Volkssturm¬ uniform waren, aufgefordert hat, noch weiterzu¬ kämpfen und auf jeden Amerikaner, der sich dort zeigt, zu schießen. Auch brüstete er sich damit, daß er in Münichholz versucht habe, die Zentral¬ wasserleitung zu vergiften, was ihm jedoch leider mißlang. Jedenfalls hatte man, nach Mit¬ teilung der Staatspolizei, von ehemaligen Hitlerjungen den Eindruck, daß sie, wenn sie die Möglichkeit hätten, Kreindl in Stücke zerreißen würden. Bei seiner Heimreise von Bad Ischl nach Steyr tra Kreindl in Hinterstoder die Karawane des Gauleiter Eigruber. Daß dieser hohe Herr dort nicht mehr die Nerven besaß, sich mit Kreindl zu unterhalten, ist durchaus möglich. Jedenfalls hatte Kreindl in Steyr nicht erwartet, verhaftet zu werden. Die antifaschistische Bevölkerung fordert die chnellste Aburteilung dieses Verbrechers durch das Volksgericht. Unser gesundes Rechtsgefühl fordert die restlose Ausmerzung dieser Jugendverderber und Volksfeinde. —PicNamen erhielten und hob besonders die Verdienste des Pfarrers Wörndl hervor Als Kämpfer für Freiheit und Fortschritt gab Pfarrer Wörndl sein Leben für sein geliebtes Oester¬ reich. In ein Kozentrationslager gebracht, wurde er solange auf gemeinste Art geprügelt, bis er zu allem, was man ihm vorhielt, ja sagte. Besonders den Armen, gleich welcher Konfession, war Pfarrer Wörndl ein wahrer Helfer in jeder Not. Am 26. Juni 1944 machten die faschistischen Bluthunde seinem Leben ein Ende. Seine letzten Worte waren: „Ich sterbe für Gott und mein Volk Herta Schweiger, ein Fabrikmädel, sehr beliebt und begabt, war schon in frühester Jugend in der Arbeiterbewegung, stets hilfsbereit und eine eifrige Förderin der Roten Hilfe. Auch sie wurde von Gestapo=Banditen geschlagen, bis sie blutüber¬ strömt zusammenbrach. Doch sie hielt treu an ihrer Idee fest und lieferte keinen Antifaschisten den Nazi¬ henkern aus. Nach sieben Monaten starb sie für die Freiheit Oesterreichs.

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