Steyrer Wochenblatt, Juli 1945, Blatt 5

Steyrer Wi Aus dem Gemeinderat. Der Gemeinderat der Stadtgemeinde Steyr=Ost and sich wieder zu einer großen Arbeitssitzung zusammen. Als vordringlichstes Problem wurde die Ausländer=Frage behandelt. Einstimmig faßte hier der Gemeinderat den Beschluß, eine genaue Ueberprüfung der Einwohnerschaft, insbesondere aber der Ausländer und Zugereisten, vorzunehmen. Es wird dies durch ein kombiniertes System von Ver¬ trauensleuten und Hauslisten erfolgen. Fest steht, daß es bei der derzeitigen Ernährungslage unerträglic ist, eine größere Anzahl von Ausländern in unserer Stadtgemeinde zu verköstigen. Sofern nicht der Ab¬ transport dieser Personen erfolgen kann, wird aus¬ nahmslos die Lagerverpflegung erfolgen müssen. Nicht minder wichtig ist für uns die Errichtung eines Kinos. Der Gemeinderat befaßte sich mit ver chiedenen Projekten. Ein endgültiger Beschluß wurde edoch nicht gefaßt, da vorläusig eine spielfähige Apparatur noch nicht zur Verfügung steht, dies jedock in Kürze zu erwarten ist Eine heikle Angelegenheit ist auch die Frage des Milchpreises. Fest steht, daß heute die Zu¬ bringungskosten bedeutend höher sind als früher. Außerdem wird die Milch in einer viel besseren Güte geliefert. Es ergeben sich nun jede Woche nam¬ hafte Fehlbeträge, die bisher von der Gemeinde¬ verwaltung getragen wurden. Trotzdem konnte sich der Gemeinderat nicht zu dem Entschluß durchringen eine Erhöhung des Milchpreises vorzunehmen, dies aus dem Grunde, um der heute schwer ringenden Steyrer Bevölkerung nicht noch weitere Lasten auf¬ zubürden. In einem aufschlußreichen Bericht über die Ernährungslage trat zutage, daß unsere Ver¬ orgungslage noch immer sehr prekär ist. Es ist edoch zu hoffen, daß der Anschluß an die nächste Ernte gefunden werden kann In der Debatte über die Wohnungsfrage wurden die mannigfachen Probleme auf diesem Ge¬ biet einer grundsätzlichen Klärung unterzogen. Inter¬ essant ist dabei, daß es gelungen ist für den gesamten Stadtteil ein einheitliches, für alle Wohnungen gel¬ tendes Wohnungsamt zu errichten. Jeder, der heute in unserem Bereich eine Wohnung anstrebt, kann nur über das Wohnungsamt zu einer Wohnun kommen. In Zukunft wird keine private Abmachung in Mietsachen mehr anerkannt und Beständigkeit haben. Auch für die Schlichtung von Streitigkeiter aus Mietverhältnissen wird ein eigenes Schlichtungs¬ amt bei der Gemeinde in Tätigkeit sein. Dringend war auch die unhaltbare Straßen die unhaltbare Straßen benennung im Stadtteil Münichholz. Einstimmig beschloß der Gemeinderat, folgende Straßen umzubenennen: in Hans Domesstraße Hans Wagnerstraße Franz Ebnerstraße Franz Schuhmeierstraße Rudolf Erlbacherstraße Josef Rohrauerstraße Ernst Feikehof Giacomo Mateottiho Ernst Feikestraße August Hilberstraße Karl Punzerstraße Hermann Göringstraß Josef Hacklstraße Herta Schweigerstraß Franz Holzweberhof Karl Marxho Franz Holzweberstraße Johann Burgholzerstraß Franz Leebstraße Bertl Konradstraße Dr. Robert Leystraße Franz Sebekstraße Dr. Robert Leyplatz Paulus Wörndlplatz Ludwig Maitzenstraße Sepp Ahrerstraße ochenblatt Seite 3 Ferdinand Straßerhof Otte Planettahof Leo Gablerstraße Otto Planettastraße Willi Frankstreße Johann Reinhardstraße Otto Penselstraße Franz Saureisstraß Erwin Puschmannstraße Dr. Anton Sternstraße Fritz Derflingerstraße Franz Unterbergerstraße Alfons Petzoldstraße Wenzel Wenhardstraße Robert Kochstraße Stefan Willnerstraße Alfred Klarstraße Erich Wohlrabstraße Oskar Großmannstraße Friedrich Wurnigstraße Willi Gruberstraße Dr. Viktor Klotzstraße Finanz= und Gewerbe die Im Bericht über Gemeinderat Einsicht in Angelegenheiten konnte der Schwierigkeiten in dieser die ebenfalls nicht geringen Besonders was die Finanzlage nehmen Richtung ür die nächsten Monate vor¬ so ist zwar betrifft, jedoch eine wünschenswerte Stabilität des gesorgt, Haushaltes noch nicht erreicht Nach Aussprache über eine Reihe von weiterer Angelegenheiten und Verweisung dieser Sachen an die entsprechenden Ausschüsse schloß der Bürgermeister mit einem Appell an alle Gemeinderäte, sich auch weiterhin wie bisher in den Dienst unserer gemein¬ samen Sache zu stellen. Von der Bezirkshauptmannschaft. Wie bereits berichtet, wurde für den Bezir Steyr=Land, rechts der Enns, für die Zeit der Ab¬ trennung vom anderen Ennsufer eine Bezirkshaupt¬ mannschaft geschaffen. Die Amtsräume wurden in Steyr, Duckartstraße 7, eingerichtet. Mit der vor¬ läufigen Führung der Amtsgeschäfte des Bezirks¬ hauptmannes hat die Landeshauptmannschaft Nieder¬ österreich vorbehaltlich der Zustimmung des Staats¬ amtes des Innern Dr. Josef Liebl betraut Theater und Kunst Zwei Stunden Heiterkeit und tosenden Lach¬ erfolg schenkte uns Treuberg und sein Ensemble mit einem „Bunten Kabarettprogramm“. lbsens „Gespenster“ In der kommenden Woche geht an unserem Theater, lbsens „Gespenster“ über die Bretter. Ein Stück, welches vielleicht zu den besten Werken des Dichters gehört. Aus diesem Grunde wird es mit besonderer Sorgfalt und iebe einstudiert, denn dieser Abend soll jedem Theater¬ freund, vor allem jedem Schauspielfreund einen nachhal¬ tigen Eindruck hinterlassen. Bevor wir auf das Stuck elbst eingehen, wollen wir uns ein wenig mit dem Dich er selbst besassen. Henrik lbsen hatte es sich zur Aufgab gemacht, den Kampf gegen die sogenannte „bessere Gesell¬ schaft“ zu führen. Immer und immer zeigt er wieder in einen Werken die falsche Moral, die Verlogenheit und den Dünkel dieser Klasse auf. Immer wieder kämpft der menschlich Einsame für eine gesunde, natürliche und vo allem offene und ehrliche Gemeinschaft. Er kennt keine Kompromisse. Allen Anfeindungen in Seitungen und Wort a persönlicher Art können ihn nicht abbringen, sein Werk weiter zu führen. Kein Wunder, wenn ihm „Gespenster eradezu den haß der „Großen“ eintrug. Denn hie brachte er ein Droblem, welches man vor allem zu dama liger Zeit nicht einmal aussprechen durfte. Ein großen Gutsbesitzer, angesehen, seines Geldes, seiner Stellung wegen hochgeachtet, lebte in Wirklichkeit zügellos und ausschweifend. Und nachdem er ebenso gestorben war, hinterläßt er seinem Sohn als Erbe eine entsetzliche Krank¬ heit. Ein junges blühendes Leben, begabt, voll Fleiß muß zugrunde gehen, fällt in jungen Jahren dem Wahn¬ sinn zum Opfer. Dies in Kürze der Inhalt. Die Mutter des unglücklichen Sohnes spielt Emmy Samek, der Sohn Gottfried Treuberg.

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